Teilcorpora „Worms 1“, „Worms 2“, „Konstanz 1“ und „Norddeutschland 1“ online

19.05.2021, in: Neuerscheinungen

Nachdem zuletzt der Fokus der „Digitalen Akademie“ in Mainz auf der bestmöglichen Partizipation an der Entwicklung der „Nationalen Forschungsdateninfrastruktur“ lag, konnten seit Längerem geplante neue Features auf der Projektwebsite „Medieval Ashkenaz“ bislang nicht umgesetzt werden. Dies brachte wiederum erhebliche Verzögerungen bei der Bereitstellung neuer Teilcorpora mit sich. So wurden Mitte 2020 die vier Teilcorpora „Bistum Worms 1“, „Bistum Worms 2“, „Bistum Konstanz 1“ und „Norden des Reiches 1“ mit annähernd 1.000 Datensätzen zunächst provisorisch hochgeladen. Mittlerweile ist auch die für eine ordnungsgemäße Präsentation notwendige Synchronisation der Daten durch die „Digitale Akademie“ realisiert worden.

Jüdischer Friedhof Worms (Foto: Christoph Cluse)
Wismar, StadtA, Zeugebuch, fol. 69v (Bildrechte: StadtA Wismar)

Für das Bistum Worms und damit eine Zentrallandschaft jüdischer Siedlung im Reichsgebiet hat apl. Prof. Dr. Gerd Mentgen gleich zwei Teilcorpora vorgelegt, nämlich „Bistum Worms 1“ (1273–1347) mit 321 Datensätzen und „Bistum Worms 2“ (1348–1390) mit 137 Datensätzen. Quantitativ weit mehr als die Hälfte der Datensätze nehmen allerdings die für die beiden Zeiträume in großer Zahl überlieferten Grabinschriften ein. Diese wurden vornehmlich auf Basis der „Epigraphischen Datenbank“ (epidat) des Essen-Duisburger Salomon Ludwig Steinheim-Instituts (http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat) von Dr. Klaus Cuno (Bonn) bearbeitet und von Dr. Andreas Lehnertz (Hebrew University Jerusalem) redigiert. Die Wormser Quellen bieten eine wertvolle Grundlage für die künftige Beschäftigung mit der jüdischen Gemeinde der zentral gelegenen Schum-Stadt und ihres Umfelds, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche positive Begutachtung des deutschen UNESCO-Welterbeantrags „Schum-Stätten“ (https://gdke.rlp.de/de/ueber-uns/projekte/unesco-welterbestaetten/schum/).

Das Bistum Konstanz hat Michael Schlachter, MA, für die erste Untersuchungsphase (1273–1347) bearbeitet, allerdings ohne die heute zur Schweiz zählenden südlichen Teile der Diözese. Diese werden im Rahmen eines separaten Teilcorpus aufbereitet. Obgleich Urkunden als Quellengrundlage für die 250 Datensätze dominieren, beinhaltet das Teilcorpus doch die gesamte Bandbreite an Quellentypen (historiographische Quellen, Inschriften, Verwaltungsschriftgut etc.). Lokale Schwerpunkte der Überlieferung liegen auf der Kathedralstadt Konstanz, den Reichsstädten Esslingen, Ulm und Überlingen sowie auf der landesherrlichen Stadt Freiburg im Breisgau.

Das von Dr. Johannes Deißler erarbeitete Teilcorpus „Norddeutschland 1“ (1273–1347) mit 273 Datensätzen umfasst räumlich die gesamte Kirchenprovinz Bremen-Hamburg, das kölnische Suffraganbistum Osnabrück sowie die mainzischen Suffraganbistümer Verden und Hildesheim. Es handelt sich bei dieser Region weitgehend um königsferne Landschaften, in denen auch die lokalen Bischöfe in der Regel deutlich geringere Herrschaftsrechte ausübten als diejenigen im Süden und Westen des Reiches. Bedeutende jüdische Gemeinden entwickelten sich dort lediglich in Braunschweig und Goslar, so dass die Bearbeitung von sieben Bistümern im Rahmen eines Teilcorpus wohl begründet erscheint.

Unter den wenigen neuen Features, die verwirklicht werden konnten, gehört die im Rahmen einer fruchtbaren Zusammenarbeit umgesetzte Verlinkung sämtlicher Quellenwerke und Sekundärliteratur mit dem Regesta Imperii-OPAC. Die älteren Teilcorpora werden sukzessive ebenfalls mit dem RI-OPAC verlinkt.

Die vom Projekt in den vier neuen Teilcorpora bereits umgesetzte Verschlagwortung von Personen- und Ortsnamen und deren Verknüpfung mit Normdaten (bspw. gnd- und pnd-Daten) konnte leider noch nicht berücksichtigt werden, da es dazu einer technischen Überarbeitung der Website durch die „Digitale Akademie“ bedarf. Dies sollte im Rahmen der 2017 mit der „Digitalen Akademie“ vereinbarten Implementierung neuer Features (u. a. Einrichtung einer Schnittstelle, TEI-Tiefenerschließung; Verbesserung der Suchfunktionen) geschehen, musste bislang aber stets verschoben werden. Für die Einstellung neuer Teilcorpora müssen wir uns einstweilen mit der Weiternutzung alter Workflows behelfen, so auch für die derzeit in der Redaktionsphase befindlichen Teilcorpora „Bistum Freising 1“, „Erzbistum Magdeburg und Bistum Halberstadt 1“ sowie „Erzbistum Mainz 3“ (1391–1437).

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