Zwei weitere Teilcorpora online

20.03.2014, in: Neuerscheinungen

Mit den von apl. Prof. Dr. Gerd Mentgen bearbeiteten „Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273–1347)“ steht ein weiteres Teilcorpus für eine zentrale Region des Reiches online zur Verfügung. Zeitgleich erschien das ebenfalls höchst innovative Teilcorpus „Judensiegel in Aschkenas (1273–1347)“ des Trierer Doktoranden Andreas Lehnertz.

Abguss des "zweiten" Siegels des Trierer Juden Jakob Daniels
Erstein, AM, AA 6

Das Teilcorpus „Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273–1347)“ umfasst 324 Datensätze zu einer der bedeutendsten Regionen mit jüdischen Siedlungen im Reichsgebiet, die nach der Angliederung des Elsass an Frankreich in der frühen Neuzeit sogar zur Keimzelle des französischen Judentums wurde, nachdem im Königreich Frankreich Ende des 14. Jahrhunderts die letzten Juden vertrieben worden waren. Obwohl es sich beim Elsass im Spätmittelalter um eine stark urbanisierte Region handelte, sind für die erste Untersuchungsphase des Akademievorhabens (1273–1347) im Unterschied etwa zu Franken keine seriellen Quellen mit Judenbetreffen überliefert. Das der online-Publikation zugrunde liegende Material setzt sich überwiegend aus urkundlichen Zeugnissen zusammen, von denen zahlreiche hier erstmals im Volltext ediert sind.

Einer bislang weitgehend vernachlässigten Quellengattung widmet sich Andreas Lehnertz mit dem Teilcorpus „Judensiegel in Aschkenas (1273–1347)“. In Anlehnung an die zunehmende Verbreitung von Siegeln unter Christen als Beglaubigungsmittel von Rechtsakten legten sich auch Juden zum Zwecke des Geschäftsverkehrs mit Christen Siegel zu. Im innerjüdischen Bereich diente dagegen die persönliche Unterschrift weiterhin als Beglaubigungsmittel. Die überwiegend zweisprachigen Siegelumschriften zeugen in Verbindung mit zumeist repräsentativen Siegelbildern auch von der sozialen und wirtschaftlichen Stellung des Siegelführers. Für den Zeitraum von 1297 bis 1347 konnten bislang für das Reichsgebiet 33 Siegel in 50 erhaltenen Abdrücken eruiert werden. Mit weiteren Funden ist noch zu rechnen, zumal diesbezüglich bislang keine systematische Sichtung sämtlicher Urkunden des Reichsgebiets erfolgen konnte.

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