Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Bamberg (1273-1347)

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Bm. Bamberg 1, Nr. 11

1338 August 22

Dekan Friedrich und das Domkapitel von Bamberg verbieten mit Zustimmung des siegelnden Bischofs Leopold II. von Bamberg die Beifügung gewisser Zusätze in Wein, Met und Bier. Darüber hinaus werden die Schlachtung von Vieh durch Juden sowie die Verarbeitung und der Verkauf des Fleisches geregelt. Die Paragraphen umfassen im Speziellen folgende Inhalte: Die Form der Schlachtung, die örtlich begrenzt ist, auf den häuslichen Kontext und die 'Judenbänke', den Kontakt und Warenaustausch zwischen christlichen und jüdischen Fleischern, der in allen Belangen untersagt wird, den Verkauf von 'Judenfleisch' durch Gasthändler, der auf die 'Judenbänke' beschränkt ist, sowie das Verbot, an der Straße zu schlachten. In allen vorgenannten Regelungen steht besonders die Separierung des christlichen und jüdischen Fleischhandels im Vordergrund.

Wir Friedrich dechent und daz capitel gemeinkleich ze Bab[en]b[erch] beckennen und tun kunt an disem brief allen den die ihn sehent oder hörent lesen. Wann notleicher und gemeiner preche ist allen leuten von gemischtem wein. Dies haben wir mit gunst und willen unsers lieben herren bysch[of] Leup[old] den selben prechen bedacht und angesehen und haben der unb gesetzt und besetzen und gepreten an diesem brief daz man furbaz ewikleich cheinen wein machen sol denn mit santt oder eyern. So wellen wir auch daz man met cheinerley gemecht anleg und besunderleich daz man den met nicht machen sol mit geprantem hong. Und wellen daz man daz pir mit cheinerley sache mache und besundleich sol man ez nicht machen mit harz oder aschen. Und swer furbaz ewikleich wein met oder pir schenken wil. Ist er ein burger in der statt so sol er zwen der genanten (1) zu sich nehmen und sol gen für der statt richter und sol sweren daz er furbaz ewikleich chein wein met oder pir nicht machen sol noch daz auch der wein met oder pir daz er schenken will nicht anders gemacht sey dann alsvor stet geschriben. Ist er aber ein burger in der muntat (2) so sol er aber zwen der genanten zu sich nehmen und sol vor seinem richter sweren in aller der weiz als vorstet geschriben. Und swer ditz gesetze und gepot uberfure oder nicht  hielt als geschrieben ist. Ist er ein burger in der statt so sol er einem byschof geben zehen pfunt Bab[en]b[ercher] pfennig. Ist er aber in der muntat gesezzen so sol er seinem richter verfallen sein auch zehn pfunt Bab[en]b[ercher] pfennig. Auch habn wir einen gemeinen notleichn prechen umb daz juden fleisch bedacht und mit rat bedrache. Also daz chein jude cheinerlay juden fleisch nicht slahen sol under der kristen penken. Und swem die Juden lebendig fleisch kauffent so sullen si ez heim treibn und dar heim oder under iren penken slahen oder verkauffen. Ez sol auch chein kristen fleischman den juden fleisch ze kauffen gebn noch chein juden fleisch von den juden kauffen noch verkauffen noch einsaltzen undermischen noch underhawen weder heimleich noch offenleich. Ez sol auch ein gast oder ausman der juden fleisch in die statt pringet daz selb fleisch under der juden penken verkauffen und nicht anderswo und sol auch chein fleischmann von im kauffen. Ez sullen auch die juden chein viech töten noch daz blut vergiezzen an der strazzen. Swer aber dieser pot cheines uberfure kriste oder jude heimleich oder offenleich und dez gemeldet und gerügt wurde von den die dar uberfürt gesetzet und dar umb gesworen habent. Der sol als offt daz geschicht unseren egenanten herren dem byschof geben zehn pfunt Bab[en]b[ercher] pfennig ob es in der statt gericht ist. Ist es aber in der muntat so sol er seinem richter geben die selbe büzze. Und daz  disen pot und gesetze auch gemeinen nutz also stet gehalten werden dar uber geben wir disen brief besigelt mit unsers gemeinen capitel insigel. Und wir Leupold von gotts gnaden byschof ze Bab[en]b[erch] beckennen daz disen voreschrieben dink setze und gepot wann ez ein gemein notdurfft ist aller leut mit unsern wizzen rat und gunst sin geschehen und haben dar uber ze einer ewigen stettigkeit si zebehalten unser insigel an disen brief gelegt und gehangen. Der gebn ist ze Bab[en]b[erch] nach gottes gepurt dreizehen hundert jar und in dem acht und dreisigestem jar des samstag vor send Bartholome tag.

Rückvermerk:

medo vel cervisia non debet cum quacumque re confici nec vinum nec cum arena et ovis et propinantes illud iurabunt. Item carnes iudeorum non debent publice invendi in macellis christianorum. Mᵒ CCCᵒ XXXVIII Bartholomei

(1) Möglicherweise sind hier die Mitglieder des Domkapitels gemeint.

(2) Hochstiftischer Immunitätsbezirk außerhalb der Stadt.

Überlieferung:

Bamberg, StA, BU, Nr. 2309, Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Die Bestimmungen zu den jüdischen Fleischern bieten eine im Wortlaut gekürzte Fassung der entsprechenden Artikel der Nürnberger Judenordnung, die vermutlich aus dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts stammen (###NB-c1-000k###); vgl. Jochum, Studien (2012), S. 62 f. und 69.

(Sarah Lintz) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, BA01, Nr. 11, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BA01/CP1-c1-005k.html (Datum des Zugriffs)

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