Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Bamberg (1273-1347)
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Bm. Bamberg 1, Nr. 1
[1298] Juli 28
Eberhard [V.] von Schlüsselberg hat mit seinem Sohn Konrad [II.] dem Katharinenspital zu Bamberg eine Hufe bei dem Friedhof im Dorf Tiefenpölz (Tiefenbölne) tradiert, auf der Herr Stretz und seine Vorfahren saßen. Diese Hufe war Eberhard von Schlüsselberg von Kunigunde, der Witwe Wikers von Buttenheim (Wiker von Butenheim), und ihren Erben nach Wikers Tod übergeben worden mit der Bitte, diese Manse, die sie zunächst von Eberhards Vater, dann von Eberhard zu Lehen trugen, an das Bamberger Katharinenspital zu übereignen. Um den Besitz der Hufe hatte es bereits Gerichtsverhandlungen unter dem Vorsitz des Bamberger Domdekans gegeben (mannic teiding vor dem Tumtechant), die nun ihren Abschluss fanden. (1) Als Zeugen treten in Erscheinung Burchard der Zöllner, Walter, Sohn Brunwarts, Reimar, Wiker und sein Bruder Gundlach, Witigo vom St. Martinstor, Friedrich und Lupold, die Tokeler, und mange ander Burger und Kaufluhte in Babenberch.
Das Siegel Eberhards ist angekündigt. Der Rechtsakt ist datiert auf den Panthaleonstag des Jahres 1298, an dem die Juden in Bamberg erschlagen wurden: Ditz ist geschehen, do von Krystes geborte waren vergangen druzehen hundert Jar an zwei jar, an sente Panthaleonstage, do di Juden zu Bamberch wurden derslagen. (2)
Rückvermerk:
Tifenbolntz wysn in spital kumen ist (zeitgenössisch)
(1) Bereits am 28. Januar 1297 erließ Domdekan Rudolf von Bamberg ein Urteil in der Angelegenheit, das Wikers Witwe [Kunigunde] und deren Sohn Wiker auferlegte, die umstrittene Hufe beim Friedhof in Tiefenpölz dem Bamberger Katharinenspital zu restaurieren (Haas, Pfarrei [1845], Beilage Nr. 34, S. 662; dazu auch ebd., S. 403 f.).
(2) Die Jahreszahl ist in den beiden Editionen der Urkunde korrekt wiedergegeben. Es heißt dort 1300 weniger zwei Jahre (an zwei jar). Allerdings gibt Haas Im Kopfregest seiner Edition fälschlicherweise '1302 28. Juli' an. Trotz der Richtigstellung Ecksteins (EcksteinBamberg [1898], S. 6) führte die falsche Datierung Haas' zu mancher Fehlinterpretation in der Forschung. Die im Nekrolog des Nürnberger Memorbuchs nicht näher datierte Judenverfolgung in Bamberg mit deutlich mehr als 100 Opfern (NM01, Nr. 61) fügt sich im Übrigen mit der Datierung auf den Panthaleonstag (1298 Juli 28) chronologisch in die Reihe der Pogrome in den weiteren großen fränkischen Städte ein: Rothenburg (1298 Juli 20-22), Würzburg (1298 Juli 23) und Nürnberg (1298 August 1).
Überlieferung:
Bamberg, StadtA, A 21, 1298-07-28, Orig., dt., Perg.; Bamberg, StadtA, Rep. B 11, Nr. 100, fol. 26r (zweite Hälfte 14. Jh.).
- Oesterreicher, Nachrichten (1832), Beilage Nr. 4, S. 124;
- Haas, Pfarrei (1845), Beilage Nr. 39, S. 666 [zu 1302];
- Copialbuch des St. Katharina-Spitals, S. 85 f. [stark gekürzte Edition der Abschr. aus dem Kopiar; zu 1302].
- Geldermans-Jörg, Geleit (2010), S. 64 [ohne Kenntnis der Urkunde für das Katharinenspital];
- Paschke, Judenhof (1969), S. 3 [zu 1302];
- Schimmelpfennig, Bamberg (1964), S. 87 [zu 1302; ohne Kenntnis der Urkunde für das Katharinenspital];
- GJ 2, 1, S. 49 f.;
- Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 203 [ohne Kenntnis der Urkunde für das Katharinenspital];
- Eckstein, Bamberg (1898), S. 6 [ohne nähere Angaben zum Urkundeninhalt];
- Looshorn, Bisthum 2, S. 876 [zu 1302 Juli 27] und 901 [zu 1298];
- Haas, Pfarrei (1845), S. 404 [zu 1302].
(Jörg R. Müller) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, BA01, Nr. 1, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BA01/CP1-c1-009y.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zur Geschichte der Juden im Bistum Bamberg finden Sie in der Einleitung von Kathrin Geldermans-Jörg.