Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 24

1291 April 16, Murbach

Abt Berthold und der Konvent von Kloster Murbach erklären, dass sie aufgrund ihrer Bedrückung durch eine unerträglich gewordene Schuldenlast, zu der schwerer Wucher und enorme Kosten während der Einlagerleistung von Bürgen hinzukamen (cum monasterium nostrum predictum oppressum esset gravibus et intollerabilibus oneribus debitorum, quibus usure graves et dampna enormia in obstagiis obsidum accreverunt), ihren Hof in Luzern sowie die Stadt und ihre dortigen Besitzungen im Bistum Konstanz sowie weniger nützlichen, im einzelnen aufgeführten Fernbesitz bis auf bestimmte Ausnahmen, nicht zu ihren Besitzungen gehörige Lehensleute und Ministerialen sowie das Patronatsrecht der Sempacher Kirche für 2.000 Mark reines Silber Basler Gewichts an König Rudolf [I.] von Habsburg als den Meistbietenden namens seines erstgeborenen Sohnes Herzog Albrecht und des Sohnes [Johann] des verstorbenen Herzogs Rudolf [II.] von Österreich verkauft haben. Die Aussteller bekunden ferner, den Erlös zum Abtrag ihrer drückenden Schulden bei Juden in Bern und in Ensisheim, die während des Einlagers der Bürgen durch schweren Wucher und unerträgliche Kosten angewachsen seien, zu verwenden (videlicet in exonerationem debitorum gravium eiusdem [monasterii], quibus apud iudeos in Berne et in Einsichshein usure graves et dampna intollerabilia in obstagiis obsidum accreverunt) sowie zur Auslösung verschiedener, teils schon länger verpfändeter Besitzungen (et in absolutionem possessionum nostri monasterii personis diversis per nos et per nostros predecessores legitime obligatarum) und zum Erwerb ihnen nützlicherer, namentlich genannter Dörfer und Höfe mit allem Zubehör. Auf Bitten des Abtes von Murbach, des Propstes von Luzern und weiterer Murbacher Konventsmitglieder hat ein gewisser Otto die Urkunde jeweils in ihrem Namen unterschrieben, da ihnen die Schreiberfahrung fehlte (cum scribendi pericia careamus).

Ankündigung des Siegels von Bischof Rudolf von Konstanz und Abt Berthold von Murbach.

Datum apud Muͦrbacum XVIᵒ kalendas maii, indictione quarta, anno domini MᵒCC nonagesimo primo.

Rückvermerk:

(a) Copia littere venditionis huius oppidi etc. a abbate Muͦrbacensis; (b) Ein abschrifft ze latin, wie ein apt von Muͦrbach dise statt verkoufft

Überlieferung:

Luzern, StA, URK 488/8681, gleichzeitige Abschr. oder Urschrift (A), lat., Perg.; Luzern, StA, URK 488/8683 (dt. Übers., Papier, 15. Jh.), URK 488/8684 (weitere, wohl etwas jüngere dt. Fassung, Papier, mit Übers. der Bestätigung durch den Bischof von Basel, der Anzeige an Luzern durch Abt und Konvent zu Murbach und der Enthebung des Eides gegen Murbach) und Luzern, StA, StiA Hof L 11 (weitere dt. Übers., Perg., 14. Jh.?).

  • Quellenwerk zur Entstehung der Eidgenossenschaft 1, 1, Nr. 1662, S. 765-769;
  • 41 Urkunden, Nr. 37, S. 208-212;
  • Codex diplomaticus Alemanniae 2, Nr. 1046, S. 331-335 ("Ex collectione diplomatica illustris D. de Balthasar, senatoris Lucernenesis").
  • Briefe der Feste Baden, Nr. 8, S. 32 (um 1400 angefertigtes Regest, auch in Kopp, Geschichte 2, 2, 1 [1847], S. 743, unter Nr. 17);
  • Regesta episcoporum Constantiensium 1, Nr. 2785, S. 316;
  • Oechsli, Anfänge (1891), Anhang, Nr. 327, S. 102* f.
  • Güntzel, Iudei (2010), S. 23, Anm. 109;
  • Stercken, Städte (2006), S. 16;
  • Metz, Essai, Tl. 1 (2002), S. 80;
  • Mentgen, Studien (1995), S. 495;
  • GJ 2, 1, S. 212;
  • Caro, Sozialgeschichte 2 (1920), S. 124 f.;
  • Lechner, Obstagium (1906), S. 170.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 05.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 24, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-00o0.html (Datum des Zugriffs)

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