Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 274

1347 September 29

Der Frankfurter Bürger Ditzel Dune leiht vom Frankfurter Juden Falk von Münzenberg 60 Pfund Heller, die nach einem Jahr mit 90 Pfund Heller zurückzuzahlen sind. Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Bei Zahlung innerhalb des ersten Quartals sind allerdings noch die Kosten des Briefes vom Schuldner zu tragen. Als Bürgen verpflichten sich der Schwiegersohn des Schuldners, Heinrich genannt Wolf von Holzhausen und Heilmann Fraiz, beide Bürger zu Frankfurt. Diese haben auf Weisung des Juden in einer offenen Herberge in Frankfurt Einlager zu leisten. Weiter verpflichtet sich Ditzel Dune, sich nicht geistlicher und weltlicher Gerichte zum Schaden des Juden zu bedienen und verspricht die Stellung von Ersatzbürgen, wenn dies erforderlich sei. Ein Teilbetrag des Darlehens in Höhe von 13 Pfund Heller wurde auf Schaden des Söldners Kraft aufgenommen. Es siegeln Ditze Dune und Heinrich Wolf von Holzhausen.

Mit dieser Urkunde ist eine andere als Transfix verbunden (identisches Datum), in der sich Heile zu Schwan als Mitbürge - neben den beiden vorgenannten - erklärt.

Ich Ditzel Dene, burger zuͦ Frankinford, bekenne uffinbar an disem brife allen den die in sehen oder horen lesen, daz ich entnuͦmen han uf sante Michels tag alz diser brif gegeben ist um Falken von Minzenb[er]g, judin zu Frank[infur]t, und um sin erben seszig phuͦnd hall[er] houbit geldis guder weruͦnge ubir eyn ganzis jar zu geldene um nuͦnzig phuͦnd hall[er] ouch guder weruͦnge. Also gebe ich den judin diz houbit in disem nehsten vierteil jaris burgen recht und brif lon mit dem driteil zuͦ nach marzal alz lange alz ez sich vergangen hette (1), ader nach disem nehsten vierteil jaris in diser nehsten jarisfrist und daz driteil zuͦ nach marzal, alz lange alz ez sich vergangen hette, da mide sal in begnuͦgen. Und setzen zu buͦrgen dem juden fur houbit gelt und fur schaden unvorscheid[enlich] Heinrichen von Holtzhusen, Wolf, minen eydem, und Heilmannen Vraizen, buͦrgere zu Frankinf[ur]t. Die ich globin zuͦ losin an eit und an schaden. Also bescheidenliche wer, daz diz gelt ein gantzis jar stuͦnde unvergoldin wan dan dar nach die vorgen[ant] mine burgen gemanit werden, so sullen sie sentlicher leisten zuͦ Frank[infur]t in eyner uffen h[er]berge alz lange, biz houbit elt und schaden gentzliche wirt vergoldin. Ginge hie binnen die keiner abe der vorgen[an]t miner burgern, daz got wende, e houbit gelt und schaden gentzlicher vergoldin wuͦrde, so globin ich dar nach binnen eime monde einen andern alz gudin an stat zu setzen, alz dicke alz ez not gesche und gemant werde. Wo ich des nit endede, so sullen die andern leisten alz vore alz lange biz ez gesche mine burgen leisten ader niht, so sal doch nach diser nehsten jarsfrist uf nuͦnzig phuͦnd hall[er] gewenlich gesuch gen zuͦ ie der wochin, alz lange alz ez stet unvergoldin. Ich globin mit guden trwuen mich nuͦmer gein dise judin zuͦ behelfen um gesuͦch nach um schaden disses vorgen[an]t geldis mit geistlichme nach mit wertlichme gerihte noch nuͦmer nyman von minen wegen. Daz sie mit ichte betruben muͦge dan in ir houbit gelt mit dem gesuche gutliche zuͦ geldene. Zu urkunde dirre vorgen[an]t dinge, so han ich Ditze min inges[igel] und ich Henrich Wolf min inges[igel] mit mins swehers inges[igel] an disen brif gehangen, da ich Heinr[ich] mich verbinden gute b[ur]ge zuͦ sine. Und ich Heilm[ann] Vraiz wont ich inges[igel] nit enhan, so verbinden ich mich gude b[ur]ge zuͦ sine und den ingesigeln, die an disem brife hangen in aller der wise, alz vorstet geschribin. Datuͦm anno domini MᵒCCCᵒXLVIIᵒ in die beati Michaelis archangeli (2). Disses geldis han ich entnuͦmen uf Craften soldener druzen puͦnd hall[er] datuͦm ut supra.

Transfix:

Ich Heile zuͦ dem Swanen, burger zuͦ Frankinford, bekennen uffinbar an disem briefe, daz ich globin gutlihe burge zuͦ sine Ditzel Denen burger zu Frankinford mit Heinrich von Holtzhusen genant Wolfen und mit Heilmane Vraize burger zu Frank[infur]t unfersch[eidenlich] dem Falkin von Minzinb[er]g, juden zuͦ Frank[infur]t, und gein sin erben in aller der wise alz der brief besaget, da diz brivielin mit einer pressel durch ist gesloufet. Des zuͦ urkuͦnde, so han ich Heile vorgen[an]t min inges[igel] mit den zwein andern ingesigeln gehangen an disen brif, datuͦm ut supra.

Rückvermerk:

חייב לי טיציל דונא ס ליטר׳ עבור שולוש עד מיציל יום רע כא בתשרי יום א ק׳ז׳ל׳
ערבי׳ חיילמן וורוס חיינצא וולק חיילא צוגולדינשיורין
[Mir schuldet Titzel Dune 60 Lit[ra] (Pfund) gegen 1/3 bis Mizel (Michelstag), 21. Tischri, Sonntag, 107. Bürgen sind: Heilman Vroz, Heinze Wolfe, Heile zu Goldin Scheurin]

(1) Das entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.

(2) Die Ausstellung der Urkunde fiel auf einen Samstag.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 120, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, S. 118, S. 43.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 143, Anm. 213.

Kommentar:

Ausstellungstag der Urkunde ist der 29. September 1347, was dem 24. Tischri 108 des jüdischen Kalenders entspricht. Im hebräischen Rückvermerk ist das Jahr 107 angegeben, was auf ein Versehen zurückzuführen sein könnte, da bereits am 6. September 1347 das Jahr 108 begann. Als Rückzahlungstermin ist der 29. September 1348 (Michaelstag) vereinbart worden. Zudem wird der Bürge Heilo zum Schwan abweichend vom Urkundentext des Transfix' im hebräischen Rückvermerk mit dem Zusatz "zur goldenen Scheune" bezeichnet.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 274, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-017v.html (Datum des Zugriffs)

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