Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 25

1286 September 27

Wilhelm [I.] Abt des Benediktinerklosters St. Gallen, und Graf Ulrich [I.] von Montfort-Bregenz (1), Brüder, beurkunden Schulden über 30 Mark Silber Lindauer Gewicht bei der Jüdin Miriam von Lindau (Merie iudee de Lindaugia). Als Bürgen stellen die beiden Schuldner sechs Lindauer (Ulrich Wiman, Hermann Sender, Ulrich Rienold, Albert Struben, Karl Gaizzorn, Ulrich Rasor) und einen Bregenzer Bürger (Hilfelin von Bregenz). Für den Fall, dass die Kreditsumme nicht bis zum kommenden St. Veitstag zurückbezahlt sein sollte, haben die Bürgen geschworen, sich zum Schaden der Aussteller ins Einlager nach Lindau zu begeben und von dort nicht zu entweichen, bis die vorgenannte Jüdin gänzlich von den Grafen bezüglich ihrer Ansprüche zufriedengestellt wurde. Dies umfasst neben der Summe von 30 Mark auch die anfallenden Zinsen. Als Zinssatz werden ab dem St. Veitstag sechs Pfennige pro Mark und Woche festgesetzt. Dieser Zinssatz fällt auch dann an, wenn die Bürgen nicht im Einlager bleiben (Ita si eandem pecuniam in festo beati Viti proximo venturo (2) non persolverimus, extunc ipsi fideiussores data fide nomine iuramenti se apud Lindaugiam super nostrum dampnum ammonitione premissa renentur recipere in obstagium, inde non recessuri, quousque predicte iudee tam de XXXᵃ marcis predictis quam de usura, que a proximo festo beati Viti transacto sex denariis singulis septimanis de qualibet marca (3) computatis fideiussoribus predictis in obstagio sive non commorantibus accreverit, per nos fuerit plenarie satisfactum). Sollte einer der Bürgen bis zum St. Veitstag sterben, verpflichten sich die Schuldner binnen eines Monats einen neuen Bürgen zu stellen. Bei ausbleibender Benennung eines Ersatzes sollen die Bürgen sich ins Einlager begeben oder einen gleichrangigen Vertreter mit diesem beauftragen, falls sie wegen einer solchen Verpflichtung bereits andernorts gebunden sind (Insuper si aliquem predictorum fideiussorum de medio revellet interitus, alium ydoneum infra mensem constituere tenemur, quod si non fecerimus, reliqui se recipiant in obstagium, donec alium in vicem illius locaverimus, penitus sine dolo, hoc etiam adiecto, quod si aliquis predictorum fideiussorum in alio obstagio ante ammonitionem fuerit occupatus, alium equivalentem loco sui subrogare tenetur ex legittima pactione).

Siegelankündigung durch Abt Wilhelm von St. Gallen und Graf Ulrich von Montfort-Bregenz.

Datum anno domini MᵒCCᵒLXXXVIᵒ, V kalendas octobris, indictione XVᵃ. (4)

Rückvermerk:

1) Abbt Wilhelms Schuldverschreibung gegen einer Jüdin umb 30 mark Silbers; Quitancia de Montiforti (15. Jh.; durchgestrichen); 2) Registraturvermerke

(1) GJ 2, 1, S. 489, spricht fälschlich von Ludwig von Montfort.

(2) 1287 Juni 15.

(3) Das entspricht einem Jahreszins von 60,5%. Um 1275 bestand die Konstanzer Mark aus 516 Pfennigen. Vgl. Schöttle, Geldwesen (1909), S. 220.

(4) 1286 September 27. GJ 2, 1, S. 488, nennt als Ausstellungsdatum fälschlich den 21. September 1286.

Überlieferung:

St. Gallen, Stiftsarchiv, FF.5.B.1, Orig. (Digitalisat), lat., Perg.

Kommentar:

Nach dem Chartularium Sangallense 4, Nr. 1265, S. 304, diente diese Urkunde als Vorlage für die Urkunde von 1287 März 2 (KN01, Nr. 27).

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 25, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-000e.html (Datum des Zugriffs)

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