Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)
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Bm. Konstanz 1, Nr. 63
[14. Jh.], Freiburg i. Br.
In dem Verzeichnis der Rechtlosen zu Freiburg (Dis sint die rehtelos sint ze friburg unde belutet sint mit der glogen (1)) werden mehrere Juden erwähnt: (2)
[1.] Clewi von Spir, ein sutter, von Heintzmann zem Juden, rechtlos an die hant.
[1.] Der Jude Isaak, Bruder Mannes', von Basel, wird auf Veranlassung Moses, Sohn Gutas, an einer Hand gebrandmarkt und der Stadt verwiesen: Isach der Jud, Mannen bruoder (3), von Basel, von Moyses vern Guoten sun, an die hant (Rolle A, fol. 1r; Rolle B, fol. 1r; Rolle C, fol. 1 r).
[2.] Der Jude Süßkind von Lauterburg wurde auf Veranlassung Abrahams von Wien wegen eines Tötungsdelikts aus der Stadt verwiesen: Suͤzkint von Luterburg der Jude (3) von Abraham von Wiene (4) dem Juden umb das mort (Rolle A, fol. 2v; Rolle B, fol. 2v; Rolle C, fol. 2v).
[3.] Der Schuster Clewi von Speyer wird auf Veranlassung Heinzmanns zum Juden gebrandmarkt und der Stadt verwiesen: Clewi von Spiͤr, ein sutter, von Heintzemann zum Juden (5) rechtelos an die hant (Rolle A, fol. 3v; Rolle B, fol. 3r; Rolle C, fol. 3v).
(1) Im Freiburger Stadtrodel des Jahres 1120 ist vermerkt, dass es in Fällen der Blutgerichtsbarkeit dem Geschädigten obliegt, Klage zu erheben durch das Ziehen der Glocke; vgl. UB der Stadt Freiburg 1, S. 23 Anm. 75; Willmann, Strafgerichtsverfassung 1 (1917), S. 148; Osenbrüggen, Strafrecht (1860), S. 174 und Anm. 29 f.
(2) Das Verzeichnis ist undatiert. Lediglich ein einziger Eintrag ist datiert: Anno domini MᵒCCCᵒLᵒ primo, in octava Innocentium (= 1351 Januar 4); vgl. UB der Stadt Freiburg 2, S. 140, Nr. 363. Erst nach diesem Eintrag folgen die hier aufgeführten Judenbelege. Allerdings lässt sich eine chronologische Ordnung des Verzeichnisses nicht beobachten. Was die genannten jüdischen Personen betrifft, sind diese auch nicht durch weitere Quellen bekannt, was eine Datierung erschwert. An anderer Stelle wird der zwischen 1350-1356 regierende Graf Friedrich von Freiburg erwähnt (hant getriben, und geworben an grave Fridrichen von Friburg). Da eine jüdische Wiederansiedlung vermutlich erst in den 1360er oder 1370ern zu Freiburg erfolgte, kann unter Beachtung der angeführten Indizien nicht ausgeschlossen werden, dass die genannten Juden noch vor der Pestverfolgung beziehungsweise vor der Regierungszeit Graf Friedrichs von Freiburg in das Verzeichnis eingetragen wurden; vgl. GJ 3, 1, S. 396.
(3) Der Name des Missetäters ist in allen drei Versionen durch Streichung getilgt.
(4) Statt Wien könnte es auch Weinheim heißen.
(5) Es handelt sich um einen Hausnamen.
Überlieferung:
Freiburg i. Br., StadtA, A 1 XIe A, Orig., dt., Perg.; ebd., A 1 XIe B (zeitgleiche Ausfertigung); ebd., A 1 XIe C (zeitgleiche Ausfertigung).
- UB der Stadt Freiburg 2, Nr. 363, S. 141; Nr. 364, S. 149, und Nr. 364, S. 162.
- Schickl, Schutz (1996), S. 533.
(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 63, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-0014.html (Datum des Zugriffs)
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