Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 95

1313 September 30, Breisach

Graf Ulrich von Pfirt beurkundet, dass er mit dem Rat und der Gemeinde von Breisach verhandelt habe und beschwört die daraus entstandene Satzung. Als deren letzte Bestimmung wird festgehalten, dass Ulrich der Stadt verspricht, dass er ihre Rechte an den Juden nicht antasten wird.

Wir Krave Ulrich von Fhirrt (1) Thun khund allen denen, die dissen Brieff sehen oder horent lesen, das wir mit den Erbarn Beschaydenen leüthen dem Rhadt und der gemeyndt der Statt von Breisach unsren getreüen dienern, lieblich unnd freündtlichen uberainkommen, allso das wir Inen haben gelogt (2), und geloben an dissen unsern Brieffe, unnd zu den hayligen geschworen stätt zu haben alle die ding, die hinnach an dissem Brieff geschriben stondt. der ding das erste ist, das wir Inen getreür unnd holdt sollen sein unnd sy zu schirmen, so tierh so leyb unnd gut erzeügen mag (3). Das ander ist, das wir der Statt alle Ir freyhayt unnd alle Ir gute gewonhayt stätt sollen lassen unnd sy daran Inn hainen weg beschwären. Das dritte Ist, das wir den Thurn inn der Burg lassin behüeten, die bürger unns unnd der Statt. Das viertt ist, das wir die statt, noch die burg unnd was dar zu höret, nichtt verkauffen, noch versetzen, noch Inn hainen weg verwandlen sollen. Das fünftt ist, das wir sy an Irem ungelt, noch an khain gut, das dar (4) zu gehöret, irren sollent. Das sechst ist, das wir nit fordernn sollen, das sy uff hain statt, die das Reych angehöret, zogen sollen, noch Inn hain schaden thun, unnd wan sy durch unnsren willen, oder durch unnser liebe uffen ander leüth zogen, das sollen sy thun Inn unnsren costen. Das sibendt ist, wo sy wöllent uff der statt oder jnwendig yidt buwen, durch der Statt nutz daran sollen wir sy nit Irren. Das acht ist, das wir hainen usbürger zu khainem Zuzog zwingen sollen. Das Neündt ist, das wir sy sollen lon sitzen uhn alle Steür. Das zehendlich, das wir In die Burg wieder sollen antworten und sy Ires eydts ledig seindt, den sy uns geschworen handt, wenn sy ainen rechten Künig gewinnen. Das aylftt ist, das wir Inen hainen Schulthayssen setzen sollen, wenn mit Rhadte unnd mit willen dess Rhadts zu Breisach, wem der müßtete unnd wir unnsers aydts von dem Rhadte genannt wurden, do sollen wir dem abthun, unnd ainen andren Schulthayssen setzen, auch mit Rhadte unnd mit willen dess Rhadts von Breisach. Das zwölfte ist (5) das wir Inen die Juden sollent lassen. Unnd harüber zu ainem uffin warren urkhundt vnnd zu ainer bestätunge aller der vorgeschribenen dingen, so han wir der vorgeschriben grave Ulrich von Pfirdt unnser Insigel gehenckt an diessen Brieffe. diss geschah unnd ward derr Brieff gegeben zu Breisach an dem nechsten Sontag nach Sanct Michels tag. Inn dem Jare, do mann zalth von gottes geburdte. dreyzehen hundert jar und dreyzehen jare X.

(1) Ulrich, Graf von Pfirt, war damals Landvogt im Elsass sowie Burgvogt und Oberschultheiss von Breisach; vgl. Quellensammlung der badischen Landesgeschichte 3, S. 237 und 239.

(2) Lies: gelobt.

(3) Späterer Zusatz von anderer Hand: Freyhaiten und gewohnheiten.

(4) Spätere Randbemerkung: Ungelt.

(5) Unterstreichung im Kopialbuch.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 65, Nr. 11222, fol. 52v-53r, Abschr. (18. Jh.), dt., Papier.

Kommentar:

Anlass der vorliegenden Urkunde war der Tod Kaiser Heinrichs VII. im August 1313. Durch den vorliegenden Vertrag versprachen die Bürger, dass sie Ulrich von Pfirt als vom Kaiser eingesetzten Burgvogt und Oberschultheiss vor Ort auch für die Zeit des Interregnums weiter gehorsam sein würden. Für die Stadt brachte die Übereinkunft des Weiteren eine vorläufige Rechtssicherheit, die Bestätigung ihrer Rechte und Privilegien, und die Verbesserung der städtischen Position im Falle eines Thronstreites. Der Absatz über die Juden kann so verstanden werden, dass Ulrich entweder die Anwesenheit von Juden in der Stadt oder sogar deren steuerliche Nutzung durch die Stadt garantierte.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 95, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-001u.html (Datum des Zugriffs)

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