Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)
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Bm. Konstanz 1, Nr. 245
1347 Februar 6, [Herrenberg]
Die Pfalzgrafen Konrad und Rudolf von Tübingen genannt die Scheerer teilen unter sich die Stadt Herrenberg (1). 1347 wird die Stadt in eine obere, südliche Hälfte für Graf Konrad und eine untere, nördliche Hälfte für Graf Rudolf geteilt. Die beiden Pfalzgrafen halten dabei u. a. fest, dass die im oberen Teil der Stadt gelegene Synagoge (2) weiter von allen Juden genutzt werden soll (Wir haben oͧch mit namen geret umb die judenschuͦl in dem obern tail der statt gelegen, daz die selb synagoͧg gemain[lich] sol sin allen juden in baiden tailn gessessen alles aͧne geverde). (3)
Siegelankündigung der Grafen und der Bürgen.
Der geben wart an dem nahsten zinstag nach unser vroͧwen tag ze der kertzwihi. In dem jaͧr do man zalt von gottes geburt druzehenhundert jaͧr und siben und viertzig jaͧr.
Rückvermerk:
1347. Zinstag nach Lichtmeß Wie Ruͦdolph unnd Conrade die pfalzgraven von Tuͦbingen gebruͦder genannt die schärer die gemeine statt Herenberg mit ein ander geteylt haben./ (neuzeitlich)
(1) Die beiden Fürsten hatten bereits im Jahr 1334 eine erste Teilung ihres Herrschaftsgebiets vollzogen, allerdings war hiervon die Stadt Herrenberg nicht betroffen gewesen.
(2) Janssen, Juden (1997), S. 171, und Janssen, Stadtgeschichte (2008), S. 42 und 44, lokalisiert die mittelalterliche jüdische Gemeinde in der heutigen Spitalgasse und zieht eine Verbindung mit den Anfängen des Spitals vor Ort. Seine Argumentation beruht hiebei vor allem unter Berücksichtigung einer Mikwe und deren Voraussetzungen: 'Topographisch kommt unter diesen Gesichtspunkten wohl nur ein einziger Platz in der oberen Stadt in Betracht: Es ist der Bereich des späteren Spitalgebäudes, genauer dessen ältesten, großzügig unterkellerten Teils, gelegen außerhalb der bevorzugtesten Wohn- und Wirtschaftslagen und zudem der einzige Ort mit natürlicher Wasserversorgung, bekannt noch durch den späteren Spitalbrunnen' (Janssen, Juden (1997), S. 171).
(3) Somit ist zu vermuten, dass die Trennung auch einzelne Mitglieder der jüdischen Gemeinde betraf.
Überlieferung:
Stuttgart, HStA, Best. A 602, Nr. 9097, Orig. (Digitalisat) , dt., Perg.
- landesarchiv bw, ad locum [zuletzt geprüft: 30.11.2018];
- Quellen zur Geschichte der Juden in Stuttgart und Ludwigsburg, Nr. 58, S. 39 f.;
- Württembergische Regesten 1, 2, Nr. 9097, S. 349.
- Janssen, Stadtgeschichte (2008), S. 41-44;
- Janssen, Juden (1997), S. 171;
- GJ 2, 1, S. 355;
- Jüdische Gotteshäuser (1932), S. 15;
- Paulus, Beschreibung des Oberamts Herrenberg (1855), S. 130 f. und 139.
(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 245, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-003j.html (Datum des Zugriffs)
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