Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

250 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 90.

Bm. Konstanz 1, Nr. 90

[zwischen 1312 Juni 26 und 1313 August 24]

Wie sich aus einer entsprechenden Mitteilung vom 28. Januar 1328 (1) ergibt, erhielt die Stadt Feldkirch auf Bitten Graf Rudolfs [III.] von Montfort von Kaiser Heinrich [VII.] die Rechte und Freiheiten der Stadt Lindau, worunter sich auch einige der erst später zu Feldkirch überlieferten Paragraphen mit Bezug zu Juden befunden haben könnten.

(1) Die Urkunde vom 28. Januar 1328 ist ediert in: Gründlich-historischer Bericht 2 (1755), Nr. 131, S. 192; ein Regest in: Regesta episcoporum Constantiensium 2, Nr. 4156, S. 132 f.

Überlieferung:

Aufbewahrungsort unbekannt, Sprache nicht bekannt.

Kommentar:

Das um 1400 entstandene Stadtrecht von Feldkirch (Feldkirch, StadtA, Codex 68 (15. Jahrhundert), fol. 6v, 15v, 17r; Edition: Stadtrecht von Feldkirch, Nr. 36, S. 141; Nr. 119, S. 161; Nr. 131, S. 164 f., und Nr. 132 S. 165; Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 236, 266 und 272) enthält zum Teil Artikel, die vom Oberhof Lindau übernommen wurden und daher aus der Privilegierung Heinrichs VII. stammen könnten. Im erhaltenen Feldkircher Stadtrecht finden sich vier Bestimmungen mit Judenbezug, von denen nur eine sicher zwischen 1343 und 1346/47 in Feldkirch entstanden ist. Hierbei handelt es sich um eine Regelung bezüglich Körperverletzungen unter Juden und Christen, an deren Anfang vermerkt wird: Man haͧt ôch gesetzt mit unser herren graf Hugs und graf Ruͦdolfs willen […] (Stadtrecht von Feldkirch, Nr. 36, S. 141; Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 236). Dies verweist deutlich auf eine Beschlußfassung zu Feldkirch unter zumindest Billigung der Stadtherren Hugo VII. und Rudolf IV. aus dem Hause der Grafen von Montfort-Feldkirch. Die beiden Grafen teilten 1346/47 ihre Herrschaft auf, so dass die Bestimmung älter sein muss. Die fehlende Nennung Ulrichs II. verweist zudem darauf, dass der Artikel nach Oktober 1343 entstanden sein muss, als seine Neffen Hugo und Rudolf ihn zum Verzicht auf seine Herrschaftsrechte zwangen; vgl. Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 19. Bei den übrigen drei Paragraphen mit Erwähnung von Juden könnte es sich daher um eine Übernahme aus dem nicht erhaltenen Lindauer Stadtrecht handeln. Hierbei handelt es sich um Bestimmungen beim Tod einer Person, die Bürge bei einem Juden gewesen war (Stadtrecht von Feldkirch, Nr. 119, S. 161; Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 266), einen Judeneid (Stadtrecht von Feldkirch, N r. 131, S. 164 f.; Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 272) und Bestimmungen bezüglich Pfändern, deren Annahme jüdischen Kreditgebern untersagt waren (Stadtrecht von Feldkirch, Nr. 132 S. 165; Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 272). Vermutlich datieren auch diese Bestimmungen in die Zeit vor den Pestpogromen; vgl. GJ 3, 1, S. 339, Anm. 4; Brugger, Ansiedlung (2006), S. 197 f.; Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich (Brugger/Wiedl) 2, Nr. 928, S. 228 f.; Leipold-Schneider, Stadtrecht von Feldkirch (2001), S. 19 f. Burmeister, Juden Vorarlberg (1976), S. 15, datierte die Bestimmungen wegen der seiner Ansicht nach besonders günstigen Bedingungen als Wiederansiedlungsanreize nach den Pestpogromen. In Burmeister, Medinat 2 (1996), S. 40 und S. 174, korrigierte er auf 1346/47.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 90, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-003u.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht