Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 78

1309 August 8, Esslingen

Propst Konrad sowie das Domkapitel zu Konstanz bekunden, dass Elisabeth, die Witwe des verstorbenen Magisters Johannes von Köln, eines Esslinger Bürgers, sowie ihr Sohn H. (1) eine Schuld in Höhe von 30 Pfund und 25 Schillingen, welche der Verstorbene dem Kapitel schuldete, übernommen haben. Zur Begleichung der Schuld übertragen Elisabeth und ihr Sohn dem Konstanzer Domkapitel u. a. das Nutzungsrecht über zehn Weinberge, die zur Zeit noch dem Esslinger Juden Seligman verpfändet sind (decem vinee a iudeo dicto Saͤligman, moranti in Esselingen, cui nunc sunt pro certa pecunia obligate). Sobald die Weinberge von dem Juden ausgelöst sind, sollen deren Erträge unter Abzug der Kosten für die Bewirtschaftung dem Konstanzer Domkapitel so lange zustehen, bis die Schuld beglichen ist (deductis tamen ante omnia sumptibus et expensis culture necnon censibus et honeribus quibuscumque debitis a vineis prenotatis). Es siegelt das Konstanzer Domkapitel.

Datum et actum Constancie anno domini MᵒCCCᵒIXᵒ VI idus augusti, indicione VIIᵃ. (2)

Rückvermerk:

Reverse data per Elizabetam relictam qondam magistro Johan de Colonia civis in Ezzelingen et H. filii ipsius magistri Johan (14. Jh.); diverse neuzeitl. Rückvermerke und Signaturen

(1) Der Name ist nicht vollständig genannt.

(2) Das Dokument ist in einer zeitgleich angefertigten Kopie des namentlich nicht genannten Offizials der Konstanzer Kurie (officialis curie Constantiensis) überliefert: Facta autem hec coppia Constantie sub sigillo curie nostre Constantiensis anno, die et indictione premissis.

Überlieferung:

Überlingen, StadtA, A 2296, beglaubigte Abschr. (gleichzeitig), lat., Perg.

Kommentar:

Es ist aufschlussreich, dass der Jude Seligman lediglich als morans in Esselingen (morari = verweilen/bleiben/sich aufhalten) bezeichnet wird, während sich für den Christen Johannes von Köln die Formulierung civis in Esselingen findet. Es stellt sich demnach die Frage nach dem rechtlichen Status des Juden in der Stadt, also ob er das Bürgerrecht besaß oder nicht. Dass Esslinger Juden zu dieser Zeit bereits als Bürger bezeichnet wurden, zeigt eine Urkunde aus dem Jahr 1293, in der festgehalten wird, dass man der Judinne von Kirchain wiedergeben solle, was ihr genommen wurde, sit siu burgerin ze Ezzelingen wart (SR01, Nr. 8). Möglich wäre auch, dass Seligman sich nur kurzfristig in Esslingen aufhielt.

(Christian Scholl und Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 78, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-005k.html (Datum des Zugriffs)

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