Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 83

1310 August 17, [Hagenau]

Bürgermeister, Rat und Bürger von Hagenau (Wir .. der meister, der rat und die burger gemeinlichen von Hagenowe) bekunden, dass sie für König Heinrich [VII.] 92 Mark Silber Straßburger Währung (nuntzig und zwo mark silbers luters unde loetiges des geweges von Strazburg) den Herren Hugo von Montfort-Bregenz (Huge von Montfort) und Wilhelm von Enns (Wilhelm von Enna) schulden (schuldig sint rechter schulden). Die Zahlung soll bis Weihnachten erfolgen, wofür sie als Bürgen die Schöffen Otto von Eschbach, Wolfram Cloeg, Reinfried von Stalnhofen, Heinzemann von Scheiden, Johannes Weißensee und Otto Kantz, den Schreiber Reiner und die Bürger Johannes, Folkin, Trutmann Erlewin und Bisemann (Otten von Eschbach, Wolfram Cloeg, Reinfriden von Stalnhofen, Heinzemann von Scheiden, Johannesen Wisense, Otte Kantzen scheffen, Reinhern den schriber, Johannesen, Volquin, Trutman Erlewins und Bisemann unser burger) stellen. Bei Zahlungsverzug sollen sich die genannten Bürgen binnen acht Tagen ins Einlager begeben (also wer, daz wir in nuit engulten vor dem zil, wenne die burgen danne nach dem zil gemanet werdent, alse reht ist, so sulent si sch in den ahte tagen antwurten in eins offen wurtes hus ze veilem koufe nach rehter giselschefthe gewoenheit). Sollte einer der Bürgen nicht zur Verfügung stehen, muss er einen Ersatzmann stellen (Und wer ouch, daz der burgen denheiner solich were, daz er selben leisten nut enmohte oder ze der zit in einer ander giselschefthe were, der sol ein anderen erberen man legen an sine stat). Dies haben die Bürgen eidlich gelobt und sie sollen das Einlager nicht verlassen, bis sowohl Hauptsumme als auch anfallende Zinsen geleistet wurden (und hant daz gelobet bi truwen an eides stat ane alle geverde, und sulent niemer us der giselschafth komen, in ensi vurgolten gentzlichen, beide hobet guͦt und schade). Nach vier Wochen Einlager dürfen Hugo von Montfort-Bregenz und Wilhelm von Enns die geschuldete Summe bei Juden oder anderswo unter den üblichen Bedingungen auf Schaden der Stadt Hagenau aufnehmen (Und wanne die burgen geleisten vier wochen, so mugen si daz silber lehen under juden oder anderswo nach gewunlichen dingen uf unsern schaden). Der Schaden soll hierbei auf das Hauptkapital angerechnet werden und das Einlager der Bürgen weiter aufrechterhalten bleiben (und sulent ouch den schaden gelten mit dem houbet guete, und sulent doch die burgen leisten). Bürgermeister, Rat und Bürger von Hagenau erlauben zudem, dass, falls die Bürgen das Einlager brechen, Hugo von Montfort-Bregenz und Wilhelm von Enns, die Hagenauer Bürgen und Bürger belangen und pfänden dürfen, mit oder ohne Gericht (Brechent aber die burgen und leistent nut, so erloube wir in, daz si uns unser burgen unser stat und unser burger angripen und phende mit gerihte oder ane gerihte, wie es in fueget). Dabei sollen Klagen und Pfändungen sowohl vor geistlichen und weltlichem sowie vor dem [Gericht] des [elsässischen] Landfriedens möglich sein (und sol daz angrifen und daz phenden gan andenhein gerihte geistlich noch weltlich noch an den lantfriden) (1). Und welchen Schaden die Gläubiger auch nehmen sollten, das geloben die Hagenauer ihnen zu ersetzen (Und was si des schaden nemen ane geverde, den geloube wir in abe ze tunde ane geverde und nach mugelichen dingen). Zudem versprechen sie, auf alle Freiheiten und Schutzrechte zu verzichten, die ihnen mit oder ohne Gericht gegen die Forderung behilflich sein könnten (und vurcihent uns aller friheite und schirmes, da mitte wir mohten beholfen sin wider disen brief mit gerihte oder ane gerihte, nue oder har nach).

Siegelankündigung der Aussteller.

Dis beschach und wart dirre brief gegeben an dem ersten mantage von sante Laurencien tage des jares, da man zalte von gotz geburte drucehen hundert jar, da nach in dem cehende jare.

(1) Eine ähnliche Formulierung findet sich in NM01, Nr. 1.

Überlieferung:

Pisa, Archivio Capitolare, Nr. 1318, dt., Perg.

Kommentar:

Über die Gründe der Schulden des Königs bei Hugo von Montfort-Bregenz und Wilhelm von Enns ist nichts bekannt. Möglicherweise stehen sie im Zusammenhang mit den am selben Tag von Heinrich VII. gegenüber dem Papst urkundlich festgehaltenen Versprechungen und Verpflichtungen; vgl. RI 6, 4, 2, Nr. 586, S. 229-233.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 83, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-005l.html (Datum des Zugriffs)

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