Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 131

1324 November 21, Konstanz

Heinrich der Färber (Hainrich der Vaͤrwer) bekundet, dass er für 54 Pfund Pfennige Konstanzer Währung und mit Willen seiner Salmannen (salamannen) Konrad hinter St. Johann (Cuͦnraten hinder sant Johanne) (1) und Bartholomeus von Roggwill (Bartolomes von Roggwille) den Besitz an seinem Haus und seinem Grundstück zu Konstanz in der Mordergasse zwischen den Häusern Berthold Spisers und Hans Zollikofers an Walter von Schaffhausen gemäß Konstanzer Recht verkauft hat (... daz ich von dem beschaiden manne hern Walthern von Schafhusen in koffes wise enpfangen han vierú und fúntzig (!) pfunde pfenninge Costenzer múnse, die an minen redelichen nutz komen und bekeret sint, und […] reht und redelichen gegeben han ze koffenne die aigenschaft des huses und der hofstat […] und daz ich den vorgescrhiben (!) koͧff und die gyft der vorgenanten aigenschaft gegen dem vorgenanten Walther von Schafhusen reht und redelich habe getân und vollefuͤret mit allen den worten, werchen und getaͤten, die dar zuͦ hoͤren moͤhtent oder hoͤren soltent nach reht und alter gewonhait der stat ze Costentz). Walter von Schaffhausen bekundet, dass er das vorgenannte Haus für sich und seine Erben gegen einen Jahreszins von drei Pfund Pfennigen Konstanzer Währung als Erblehen an Heinrich den Färber und seine Erben gegeben hat. Dabei sind vierteljährlich je 15 Schillinge zu zahlen (Ich der vorgenant Walther von Schafhusen vergih oͧch […], daz ich das vorgeschriben hus und die hofstat verliehen han und lihe […] dem vorgenanten Hainrich dem Vaͤrwer […] ze ainem rehten erbzinslehen umb drú pfund pfenning Costentzer múnse iaͤrlichs zinses ze gebenne ie ze der fronvasten fúnfzehen schillinge der vorgenanten múnse). Es folgen Regelungen zum Zahlungsverzug. Danach wird festgehalten, dass Heinrich der Färber und seine Erben das Lehen an ehrbare Leute, wem sie wollen verkaufen können, allerdings nicht an Juden (Waͤr och, daz der vorgenant Hainrich der Vaͤrwer oder sin erben die lehenschaft verkoffen weltint, so mugent sú si geben erberen lúten ane juden, swem sú wellen). (2)

Der Brief wurde zweimal ausgestellt und Bürgermeister, Ammann und Rat der Stadt Konstanz um deren Besiegelung gebeten. Ankündigung der Siegel der Stadt und Walthers von Schaffhausen.

Dis beschah und wúrden die brief gegeben, do man zalt von gottes gebúrtte drúzehenhundert jar und in dem vierú und zwainzigostem jare darnach, an der nehsten mitchun vor sant Katherinen tag.

(1) Auch bekannt als Konrad vom Hof. Mitglied einer Konstanzer Ratsfamilie. Vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 2, S. 74 f.

(2) Zu beachten ist, dass Juden gemäss der vorliegenden Formulierung grundsätzlich zu den ehrbaren Leuten gehören konnten. Der Ausschluss der Juden erfolgte daher nicht im Sinne einer exkludierenden oder antijüdischen Maßnahme, sondern beruht offenbar auf der aus religiösen Gründen resultierenden Unvereinbarkeit von Juden mit dem hier genannten Erblehenskonstrukt beziehungsweise auch anderen dokumentierten Lehensverhältnissen zu Konstanz. Zu ähnlichen Einschränkungen gegenüber Konstanzer Juden vgl. KN01, Nr. 17 und KN01, Nr. 243. Hinsichtlich Juden und Lehensverhältnissen vor Ort vgl. auch KN01, Nr. 142.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 5, Nr. 7058, Abschr. (Insert, 1356 März 15);, dt., Perg.

Kommentar:

Die vorliegende Urkunde ist als Insert vom 15. März 1356 überliefert (SR01, Nr. 28).

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 131, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-005u.html (Datum des Zugriffs)

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