Quellen zur Geschichte der Juden in der Stadt Köln (1273-1347)

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199 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 196.

Stadt Köln 1, Nr. 196

1346 Juni 22, [Köln]

König Johann von Böhmen, Graf von Luxemburg (Johan van der genaden goitz kuͦning zu Behem ind greve zu Lutzelenburg), bekundet, dass er und andere Kurfürsten des Reiches nach der durch den Papst erfolgten Absetzung Ludwigs des Bayern gewillt sind, einen neuen König zu wählen, und er mit seinem Verwandten (mage) Walram (Walraven), dem Erzbischof von Köln, als höchstem Kurfürsten und Koronator (der hoister kurvursten ein is ind den kuͦning zu cronen hat) übereingekommen ist, für den Fall, dass sein Sohn Karl, Markgraf von Mähren (Karl, der marggreve von Merherren), zum König gewählt werde, dafür zu sorgen, dass Karl gemeinsam mit Johann innerhalb von acht Tagen nach der Krönung nach Köln oder Bonn (zu Coelne of zu Bonne) kommen und dort dem Kölner Erzbischof die in der Urkunde Johanns explizit aufgezählten Zugeständnisse verbriefen und mit dem königlichen Siegel versehen werde. Die Anbringung des königlichen Siegels Johanns und des kürfürstlichen Siegels Walrams wird angekündigt.

Es folgen 18 dem Kölner Erzbischof von Markgraf Karl im Falle seiner Wahl zum König zu gewährende Gunsterweise, darunter als siebter Artikel das Versprechen, dem Erzbischof von Köln die Juden in der Stadt Köln, im Erzstift und im Umkreis von Köln, die das Erzstift vom Reich zu Lehen hat, in der bestehenden Form im Lehnsbesitz zu bestätigen: Vort dat hie dem gestichte van Coelne confirmire die Juͦden binnen der stat ind in dem gestichte ind dem creysme (1) van Coelne gesessen, die dat gestichte van Coelne zu lene hat van dem riche, na formen sinre breyve, die darup gemacht sint, ind dat hie den .. ertzbuschof ind dat gestichte in dem lene ind des lenes vesitzen hoidin ind behalden sal.

Als Garantie für die Einlösung der Versprechen verpflichtet sich Johann, gemeinsam mit 24 namentlich aufgeführten Bürgen nach Köln oder, wenn dies nicht möglich sein sollte, nach Brühl (zu Colne, of mochte wir zu Colne niet inkomen vur vianschaph, so sule wir inkomen zu dem Bruͦle) ins Einlager zu gehen. Der Vertrag solle ausdrücklich auch seine Gültigkeit behalten, wenn Siegel beschädigt sind oder nicht alle Bürgen ihrer Verpflichtung zum Einlager nachkommen. Es folgt die Ankündigung der Siegel König Johanns, Erzbischof Walrams und der 24 Bürgen (medegisele).

De gegeven wart in dem jare unseres herren, do man schreif dusint drijhundert ses ind veirtzich, up den andach des heiligen Sacraments dach. (2)

Rückvermerk:

Copia literarum, qualiter rex Bohemie super creacione filii sui concordavit cum Walramo archiepiscopo Coloniensi (14. Jh.)

(1) Die Erwähnung des Umkreises dürfte mit dem Anspruch der Kölner Erzbischöfe in Zusammenhang stehen, die Juden im gesamten Erzbistum enger an ihre Herrschaft zu binden vor allem mittels der Verfügungsgewalt über den Kölner Judenfriedhof, auf dem sämtliche Juden des Erzbistums bis ins frühe 14. Jahrhundert bestattet werden mussten; vgl. Müller, Bischöfe (2017).

(2) Die Urkunde ist überliefert in einer Abschrift des Kölner Offizialats vom 28. Juni 1346: Datum per copiam sub sigillo officialatis prepositure et archydiaconatus Coloniensis anno domini millesimo CCCᵒXLᵒ sexto, in vigilia beatorum Petri et Pauli apostolorum. Da König Johann am 22. Juni 1346 noch eine weitere Urkunde zugunsten des Erzbischofs von Köln ausfertigen ließ, in der Köln als Ausstellungsort genannt ist (REK 5, Nr. 1331, S. 355), darf hier ebenfalls Köln als Ausstellungsort angenommen werden.

Überlieferung:

Duisburg, LA, Kurköln, Nr. 467a, Abschr. (1346 Juni 28), dt., Perg.; Münster, StA, Ms. II 52, S. 142-148 (18. Jh.).

  • MGH Const. 8, Nr. 55, S. 78-83;
  • UB zur Geschichte des Niederrheins 3, Nr. 433, S. S. 348-350;
  • REK 5, Nr. 1331, S. 355 f.;
  • Table chronologique des chartes de la Belgique 10, S. 224;
  • RBM 4, Nr. 1730, S. 691;
  • Table chronologique des chartes - Jean, Tl. 7, Nr. 1812, S. 68;
  • RI (alt) 1314-1347, Nr. 67, S. 213.

Kommentar:

Die dem Kölner Erzbischof von Johann zugesagte Privilegierung erfolgte am 26. November 1346 (KO01, Nr. 198).

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 07.03.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, KO01, Nr. 196, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KO01/KO-c1-0001.html (Datum des Zugriffs)

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