Quellen zur Geschichte der Juden in der Stadt Köln (1273-1347)

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199 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 89.

Stadt Köln 1, Nr. 89

1324 Januar 16

Im sogenannten ersten Eidbuch des Kölner Stadtrats wird folgendes Privileg festgehalten: Der Rat der Stadt Köln (der rayt, de nuͦ sitzt inde de rede, de zuͦ ziden sitzin suͦlen) bekundet, dass er alles in seiner Macht stehende daran setze, damit die Juden der Stadt Köln (ioden van Kolne) vom Domkapitel einen Schutzbrief erhalten, mit dem dieses die entsprechenden Briefe des Rates und des Erzbischofs Heinrich [II., von Virneburg] für die Kölner Juden bestätige. Bei Erhalt werden die Juden zur "Freundschaft und Liebe" (ze vruntschaf inde ze leyve) sowie für die Mühen des Rates zu einer Zahlung von 300 Mark Kölner Pagaments an den Rat und die Stadt verpflichtet.

Ferner verspricht der Rat, den Juden behilflich zu sein, wenn ein Jude oder eine Jüdin den Steueranteil verweigere (si irre geschoys neit in geven). Solch unbotmäßiges Verhalten sollen die Juden nach jüdischem Recht (nach irme iutzme reychte) behandeln. Sofern sie dabei Hilfe benötigten, sagt der Rat ihnen Unterstützung zu. Überdies dürfe weder ein Jude noch eine andere Person gegenüber den [Kölner] Juden vor einem anderen als dem Kölner Rabbinergericht (… dan in irre schollen inde vur irre meysterschaf) Klage erheben. Auch in dieser Hinsicht gelobt der Rat mit Verweis auf das große Judenprivileg (in der formen des grosen breyfes der ioden) Unterstützung. (1) Über die gemäß der in dem mit dem Stadtsiegel versehenen Privileg des Rates für die Juden vereinbarten jährlichen Abgabe der Juden an die Stadt Köln in Höhe von 1.600 Mark Kölner Pagaments hinaus sollen die Juden zu keinerlei weiteren Zahlungen verpflichtet werden. Der Rat soll Sorge dafür tragen, dass kein Dritter entsprechende Forderungen erhebt. Weitere Inhalte besitzen ebenso Gültigkeit; die Nachfolger der amtierenden Ratsherren sollen weder im engen noch im weiten Rat Änderungen vornehmen. Der bis dato entstandene Groll (zorn) gegenüber den Juden ist damit beigelegt.

Dys brefe is gegeven na dem iair uns heirren duͦsent druhundert inde veirinzuentzich iare des montdays, de is dag sent Macellis

Nachtrag: Die vom Rat erteilten Privilegien des Juden Salman sollen von den obengenannte Vereinbarungen unberührt bleiben. (2)

(1) Möglicherweise ist damit das Privileg des Jahres 1321 gemeint (KO01, Nr. 80), wobei es dann offensichtlich auch noch eine verlorene erzbischöfliche Ausfertigung gegeben hätte.

(2) Nach Schmandt, Judei (2002), S. 43 f., handelt es sich bei dem genannten Salman um Salman von Basel (Mainz), der drei Jahre zuvor der Stadt ein Darlehen gewährt hatte; vgl. KO01, Nr. 75.

Überlieferung:

Köln, HAStadt, Best. 30, V1, fol. 13r; http://historischesarchivkoeln.de:8080/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++00145468MHupElko#Vz______00145468MHupElko (Digitalisat), Abschr. (zeitnah), Perg.

  • Quellen zur Geschichte der Stadt Köln 4, Nr. 123, S. 107 f.;
  • Zwei Cölner Eidbücher, S. 64-66.
  • Schmandt, Judei (2002), S. 276;
  • REK 4, Nr. 1433, S. 346.
  • Schmandt, Judei (2002), S. 43;
  • Brisch, Geschichte 1 (1879), S. 108 f.

Kommentar:

Der Eintrag ist in zwei versetzten Zeilen überschrieben mit: Item ad civitatem und articuli iudeorum. Zu den Kölner Eidbüchern vgl. KO01, Nr. 73.

(bel.) / Letzte Bearbeitung: 14.03.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, KO01, Nr. 89, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KO01/KO-c1-002a.html (Datum des Zugriffs)

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