Das Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie (1273-1347)

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Kölner Judenschreinsbuch 1, Nr. 98

1301 Mai 17

Im so genannten Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie wird folgendes Immobiliengeschäft in einer hebräischen Urkunde und zwei lateinischen Einträgen festgehalten:

Jakob haAluv, Sohn R. Josefs s.A. (יעקב העלוב ב׳ר׳ יוסף ב׳ע׳מ׳), Simcha, Sohn R. Meirs s.A. (שמחה בר׳ מאיר ז׳ל׳ה׳ה׳), Samuel, Sohn R. Menachems (שמואל בר׳ מנחם), Menachem, Sohn R. Mordechais s.A. (מנחם ב׳ר׳ מרדכי ז׳ל׳ע׳), Simon, Sohn R. Jakobs s.A. (שמעון בר׳ יעקב ז׳ל׳), Ascher, Sohn R. Uris haLevi s.A. (אשר בר׳ אורי הלוי ז׳צ׳ל׳), Isaak, Sohn des angesehenen R. Jakob (יצחק בן הנ׳ר׳ יעקב), Joel, Sohn R. Abrahams (יואל בר׳ אברהם), Matzliach, Sohn des angesehenen Gelehrten R. Juda s.A. (מצליח בן הנ׳ הח׳ר׳ יהודה ז׳צ׳ל׳), und Jakob, Sohn R. Uris haLevi s.A. (יעקב בר׳ אורי הלוי ז׳צ׳ל׳), bekunden als Leiter und Vorsteher der gesamten Versammlung der Juden (עדת קהל היהודים) hinsichtlich des großen Hauses, des hinter dem Haus befindlichen Hofes sowie des Hauses, das im Hof des angesehenen R. Jekutiel, Sohn R. Moses (הנ׳ר׳ יקותיאל בר משה), neben dem Haus "Zum Schaf" (צומשייפא) und gegenüber dem Bürgerhaus liegt, Folgendes nach jüdischem Recht (בתוך שטרות של ישראל העשויין כתיקון חכמים): Da sich die Güter vollständig im Besitz des angesehenen R. Jekutiel befanden und dessen Söhne und Erben daran keinerlei Rechte besaßen, hat dieser sie seinem Bruder, dem angesehenen R. Simon [= Salomo] (2) von Mainz (הנ׳ר׳ שמעון ממגנצא) und dessen Frau Hanna (מרת חנה) verkauft. In diesen Transfer sind ausdrücklich die Aus- und Eingänge, Türen und Fenster, Kammern und Stockwerke sowie alle Gegenstände der Immobilien eingeschlossen.

והידוע לנו כתבנו וחתמנו ("Was uns bekannt ist, haben wir niedergeschrieben und unterzeichnet"). [Actum anno domini m° ccc° primo, feria quarta post ascensionem domini] (3). [Actum anno domini m° ccc° primo, vigilia nativitatis beati Iohannis baptiste] (4).

(1) Namensvariante nach lateinischer Parallelüberlieferung.

(2) Namensvariante nach lateinischer Parallelüberlieferung.

(3) Datum der Besitzbestätigung im ersten lateinischen Eintrag.

(4) Abweichendes Datum des Güterverkaufs im zweiten lateinischen Eintrag: 1301 Juni 23; siehe auch KS01, Nr. 100.

Überlieferung:

Köln, HASt, Best. Schreinsbücher, Nr. 107, fol. 15r, Orig., Perg.

Druck: Judenschreinsbuch der Laurenzpfarre, Nr. 235 f., S. 92-94.

Literatur: Kober, Grundbuch (1920), S. 27, 29 und 139.

Kommentar:

Zum Kölner Judenschreinsbuch vgl. KS01, Nr. 1. Das Regest basiert auf der hebräischen Vorurkunde, die beiden lateinischen Schreinsbucheinträge weichen nur in einigen wenigen Details von der Vorlage ab. Im Unterschied zur hebräischen Urkunde werden die Vertreter der Judengemeinde nicht namentlich, sondern lediglich als Judenbischof, Judenrat und die Gemeinde der Kölner Juden (episcopus, magistratus Iudeorum ac universi iudei civitatis Coloniensis) genannt. Salomo von Mainz bzw. von Basel war ein Sohn des Judenbischofs Mose von Brüssel; er ist in den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts zunächst als Hausbesitzer in Basel, 1293 in Mainz nachweisbar und kehrte spätestens 1301 wieder nach Köln zurück. Dort verfügte er nicht nur über mindestens drei Häuser im Judenviertel, sondern war auch Mitglied des Judenrats. Im Jahre 1321 gewährte er dem christlichen Rat der Stadt Köln ein umfangreiches Darlehen. In den folgenden Jahren kam es, wahrscheinlich aufgrund gesonderter Steuervereinbarungen, zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen Salomo und Teilen der Kölner Judengemeinde; zwischen 1321 und 1324 ist zudem ein Konflikt zwischen Salomo und dessen Schuldnern, den Edelleuten Johann und Sophia von Saffenberg, bezeugt; vgl. hierzu ausführlich Schmandt, Studien (2002), S. 44-47, Ders., Köln (2004), S. 448-450, und Kober, Rechtliche Lage (1909), S. 258-260.

(bel./mno./rba.) / Letzte Bearbeitung: 05.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, KS01, Nr. 98, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KS01/CP1-c1-024z.html (Datum des Zugriffs)

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