Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 55

1295 Juni 18, Mainz

Gerhard [II.], Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des heiligen Reiches für die deutschen Lande, bekundet, dass er wegen der großen und gewichtigen Dienste, die der Bischof der Mainzer Juden und alle Juden von Mainz ihm und der Mainzer Kirche getreulich geleistet haben, denselben einzeln und in ihrer Gesamtheit sowie ihren gegenwärtigen und künftigen Erben und Nachfolgern, die in Mainz leben, mit freiwilliger und wohlwollender Zustimmung des Mainzer Domkapitels folgende Gunst zuteil werden ließ (quod propter magna et gravia servicia, que iudeorum Mogunt[inorum] pontifex ac universi iudei Mogunt[ini] nobis et ecclesie nostre Mogunt[ine] exhibuerunt fideliter et fecerunt, ipsis iudeis Mogunt[inis] singulis et universis ac eorum heredibus et successoribus presentibus et futuris Mogunt[ie] degentibus, accedente capituli nostri Mogunt[ini] consensu voluntario et benivolo, hanc gratiam duximus liberaliter faciendam): Von besagten Juden und ihren jetzigen oder künftigen Erben und Nachfolgern werden der Erzbischof, seine Nachfolger, zeitweilige Elekten oder, im Falle einer Vakanz, das Mainzer [Dom-]Kapitel niemals Geld - weder Beden (precarias), Subsidien (subsidium) noch irgendwelche Zwangsabgaben (coacta servicia) - einfordern oder eine Steuer von ihnen erheben (exaccionem aliquam), sondern sie zahlen dem Erzbischof bzw. seinen Nachfolgern oder einem Elekten oder dem Kapitel jährlich nur 112 Mark Aachener Pfennige gewöhnlicher Münze am Tag des hl. Martin (11. November) in Anerkennung des Dienstes, den sie dem Erzbischof und seinen Nachfolgern bzw. der Mainzer Kirche schulden. Mit dieser Summe werden sich die Erzbischöfe und die Mainzer Kirche begnügen und darüber hinaus niemals Geld verlangen. Auch verpflichten sie sich, die Juden wegen irgendeiner Geldforderung oder Bede oder Steuer, die über die Summe von 112 Mark hinausgeht, niemals vor ein geistliches oder auch weltliches Gericht zu laden (unquam citabimus aut citari procurabimus ad ecclesiasticum iudicium seu etiam seculare) und sich auch keiner Urkunden oder anderen rechtlichen Hilfsmittel zu bedienen, um sich damit gerichtlich oder außergerichtlich gegen die erteilten Privilegien zu behelfen.

Siegelankündigung des Ausstellers.

Datum Mogunt[ie], anno domini millesimo ducentesimo nonagesimo quinto, pontificatus nostri anno sexto, quartodecimo die kalendas iulii.

Rückvermerk:

Bischoff Girharte confirmatio uber die Juden

Überlieferung:

Mainz, StadtA, U / 1295 Juni 18 / II , Orig. (A), lat., Perg.; Mainz, StadtA, U / 1301 Mai 19 (Insert) (B); ebda., U / 1347 Dezember 6/III (Insert) (C); Würzburg, StA, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 23, S. 65 f. (Abschr., 15. Jh.) (D), mit dt. Übers. S. 66-68; ebda., S. 68-70 (E), mit dt. Übers. S. 70 f.; ebda., S. 93 f. (F), mit dt. Übers. S. 94 f.; ebda., Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 75, fol. 1r, Nr. 10 (Abschr., 15. Jh.?) (G), und fol. 21r/v (H) mit dt. Übers. fol. 21v-22r; ebda., Mainzer Ingrossaturbuch 8, fol. 13r-15r (Abschr., 14. Jh.) (I); Darmstadt, StA, C 1 A, Nr. 80, fol. 5v (Abschr., 1785) (J); ebda., fol. 17v (Insert in Abschr., 1785) (K).

  • Diplomataria Maguntina 1, Nr. 31, S. 59-61.
  • www.vdu.uni-koeln.de/vdu/DE-StaAMainz/Urkundenbis1371/U__1295_Juni_18__II/charter (letzter Zugriff: 30. April 2014);
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 17, S. 7;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 9, S. 2;
  • Rapp, Chronik (1977), S. 21;
  • Urkunden des Stadtarchivs Mainz 1, Nr. 332, S. 119 f.;
  • Regesten der Reichsstadt Aachen 1, Nr. 151, S. 336;
  • REM 1, 1, Nr. 418, S. 74;
  • Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden zur Landesgeschichte 3, Nr. 2131, S. 141.
  • Ziwes, Studien (1995), S. 75 und 119, Anm. 116;
  • Falck, Glanz (1978), S. 31 f. (mit Abb.);
  • Falck, Mainz (1973), S. 123 und 134;
  • GJ 2, 2, S. 514;
  • Fischer, Stellung (1931), S. 155;
  • Fenner, Erwerbspolitik (1915), S. 57;
  • Menadier, Aachener Münzen (1913), S. 77;
  • Hegel, Verfassungsgeschichte (1882), S. 99 und 151;
  • Steiner, Geschichte (1820), S. 182.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 24.06.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 55, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-00ow.html (Datum des Zugriffs)

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