Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

340 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 19.

Ebm. Mainz 1, Nr. 20

1283 [April 19]

Die Annales Colmarienses maiores berichten zu November/Dezember 1283 (1): Bei Mainz verkaufte eine Amme den Sohn eines Ritters an Juden, damit diese ihn töteten. Aus diesem Grund wurde die Amme ebenso wie viele Juden von Christen grausam umgebracht: Circa Moguntiam nutrix pueri cuiusdam militis vendidit eum Iudeis, ut interficerent eum; propter quod nutrix et Iudei plures a christianis fuerunt turpiter interfecti.

(1) Die Verfolgung fand am Ostermontag (April 19) statt; vgl. MZ01, Nr. 23.

Überlieferung:

Stuttgart, Württ. LB, Cod. hist. 4°, 145, fol. 40r, Abschr. (16. Jh.), lat., Papier; zur weiteren handschriftlichen Überlieferung vgl. Köster, Geschichtsschreibung (1952), und Kleinschmidt, Dominikaner-Geschichtsschreibung (1972).

  • Annales Colmarienses maiores, S. 210;
  • zu älteren Editionen und Übersetzungen vgl. Köster, Geschichtsschreibung (1952).
  • Müller, Juden in Chroniken (2014), S. 290;
  • Güntzel, Iudei (2010), S. 116 f.;
  • Müller, Eretz (2004), S. 262 f.;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 229 f.;
  • GJ 2, 2, S. 513;
  • Fischer, Stellung (1931), S. 62 f., 74 und 178-180 (fehlerhaft);
  • Schrohe, Mainz (1915), S. 69.

Kommentar:

Zu den Annales Colmarienses maiores vgl. EL01, Nr. 3. Es handelt sich bei der von den Colmarer Annalen zu November/Dezember 1283 überlieferten Verfolgung mit höchster Wahrscheinlichkeit um den Mainzer Pogrom vom 19. April 1283; vgl. MZ01, Nr. 23. Entweder in diesen Kontext oder in das Jahr 1281 gehört die zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Trithemius zu Ostermontag 1282 erwähnte Judenverfolgung in Mainz (Joannis Trithemii annales Hirsaugienses, S. 44 f.), bei der zahlreiche Juden ums Leben gekommen und die Überlebenden ihrer Güter beraubt und vertrieben worden seien. Die entfremdeten Güter der Juden habe der König anlässlich eines Mainzer Hoftags um das Michaelsfest (29. September) angeblich durch einen Prokurator einziehen und den Armen zur Verfügung stellen lassen. Auf die Frage, warum er der Kirche die Güter nicht übergebe, habe er geantwortet, man könne ja nicht wissen, ob sie jüdischem Wucher entstammten. Damit wolle er die heilige Kirche nicht belasten. Vgl. dazu Schaab, Diplomatische Geschichte (1855), S. 50-56; Salfeld, Geschichte (1916), S. 140 f.; Fischer, Stellung (1931), S. 179. Zum nicht immer verlässlich berichtenden Abt Trithemius und seinem Werk vgl. Arnold, [Art.] Trithemius (2006); Ders., Johannes (1991), und Brann, Abbot (1981). Die deutlich jüngeren Franziskanerannalen Tschamsers bemerken, dass die Juden von einem christlichen Richter abscheulig hingerichtet worden seien (Malachias Tschamser. Annales, S. 213).

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 20, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-01lt.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht