Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 14

1281 [zwischen März 22 und April 20], Mainz

Grabstein des zu Mainz bestatteten Juden Schealtiel, Sohn Israels:

המ]צבה]
הז[את] [הו]קמה
[לראש ר['] שא[לתיאל
[בר['] ישראל הזק[ן
'הנפטר בניסן מ'א
[לפר]ט לאל[ף] שש[י]

Übersetzung:

Diese Grabstele
ist aufgerichtet
zu Häupten des Herrn (1) Schealtiel (2),
Sohn des Herrn (3) Israel des Alten (4),
der verstarb (5) im Nissan (6) [im Jahre] 41
nach der Zählung (7), im sechsten (8) Jahrtausend (9).

(1) Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) edierte מ, eine Lesung, mit der man Spuren, die auf der in Frage stehenden Abbildung auszumachen sind, in Verbindung bringen könnte. Da Levi von einer Verstorbenen ausging (vgl. die Überlegungen zu der 'Namenfrage' unten im Kommentar), wäre bei dieser Position ‎[']‎מ möglicherweise als abgekürzte Schreibung von מרת ('Frau') aufzufassen.

(2) Vgl. die Überlegungen zu der 'Namenfrage' unten im Kommentar.

(3) ‏'‎בן ר ('Sohn des Herrn'). Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) edierte בת ('Tochter'); vgl. ebd., S. 33; Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine auf dem 'Judensand', Nr. 45. Für die Lesung Levis könnte man anführen, dass nach der erwähnten Abbildung der Querstrich des kontroversen Buchstabens horizontaler graviert worden zu sein scheint bzw. rechtwinkliger vom Vertikalstrich ausgeht als bei dem ר in לראש ('zu Häupten') und in ישראל ('Israel'). Außerdem ist der Vertikalstrich bei dem ר in לראש ('zu Häupten') und in ישראל ('Israel') etwas gerundet, was bei dem kontroversen Buchstaben nicht der Fall ist. Als stärkstes paläographisches Argument für die Lesung Levis ließe sich jedoch vortragen, dass sich im Bereich des kontroversen Buchstabens eine Steinvertiefung befindet, die man vielleicht als bei Aufsicht linken Abstrich eines ת interpretieren könnte.

(4) Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) edierte הזק . . und bemerkte (ebd., S. 32): 'Über den verschiedenen Gebrauch des Beiwortes הזקן ('Der Alte' oder 'Ältere') wird in der Gesamtbeschreibung der Steine anhand des alsdann vorliegenden Materials ausführlicher zu sprechen sein.' Levi hat die angekündigte 'Gesamtbeschreibung' m. W. nie publiziert.

(5) Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) edierte ‎'‎הנפטר ('der/die gestorben ist') und bemerkte (ebd., S. 32): '‎'‎הנפטר mit Abkürzungsstrich für הנפטרה (fem.)'. Als 'Abkürzungsstrich' hat Levi möglicherweise eine Steinvertiefung im unteren Umkreis des ר von ישראל ('Israel') interpretiert.

(6) Gegen die Überlegung Levis (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 32): 'Das ב am Anfang von בניסן ist vielleicht zugleich der Tag des Monats (der 2. Nissan)' spricht wohl, dass zwischen ב und נ sehr wenig Abstand auszumachen und eine Spur weit oberhalb des ב kaum als Zahlmarkierung zu deuten ist.

(7) Auf der erwähnten Abbildung ist von לפרט ('nach der kleinen Zählung') nur noch der obere Teil des ט zu erkennen. Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) ließ die Buchstabenfolge לפר in kleinerer Drucktype veröffentlichen.

(8) Auf der besagten Abbildung sind von לאלף ('im Jahrtausend') nur noch die oberen Partien von לאל zu erkennen. Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) publizierte לאלף ('im Jahrtausend').

(9) Auf der besagten Abbildung sind von ששי ('sechsten') nur noch der obere Teil des ersten ש und das obere Ende des bei Aufsicht rechten 'Arms' des zweiten ש zu erkennen. Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) ließ die Buchstabenfolge שי in kleinerer Drucktype veröffentlichen.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 73, hebr.

  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 73, S. 53;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 69, S. 84;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 45.

Kommentar:

Von dem Namen der Person, zu deren Häupten diese Grabstele aufgerichtet wurde, sind auf der Abbildung bei Levi (Beiträge zur Geschichte der ältesten jüdischen Grabsteine in Mainz, Nr. 11, S. 33) die ersten beiden Buchstaben zweifelsfrei als שא zu identifizieren. Levi (ebd.) edierte שארלין ('Sarlin') und gab diesen Namen in Übersetzung und Verzeichnis entsprechend wieder. Rapp, Chronik (1977), Nr. 73, S. 53, veröffentlichte später, vielleicht (auch) durch bei einer Autopsie gewonnene Erkenntnisse angeregt, einen anderen Namen, nämlich den öfters für diese Zeit bezeugten Namen 'Schealtiel'.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 22.03.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 14, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02qq.html (Datum des Zugriffs)

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