Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 106

1309 Dezember 1, Mainz

Grabstein des zu Mainz bestatteten Sohns Eliesers:

[…]
[בר ר['] אליעז[ר […]
'משה הנפ' כ'ז
כס]ליו יום ב' שנת]
ע'] לפ' לא' ששי]
[']בגן עדן […] [ס]ל […]

Übersetzung:

[…]
[…] Sohn des Herrn Elieser
Mose (1), der verstarb am 27.
Kislev, Montag, im Jahre
70 (2) nach der Zählung, im sechsten Jahrtausend.
[…] im Garten Eden. […] Sela.

(1) Im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz ist als Fundort dieses Grabsteins „Mainz, Liebfrauenplatz“ (in direkter Nachbarschaft zu Dom und Museum) angegeben (Mitteilung J. Deißler). Nach Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 17, S. 433) war der Aufbewahrungsort des Epitaphs mindestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts der „Dom“, und zwar dessen „südl[icher] Kreuzgang“. „Im Mainzer Dom“ befand sich der Stein nach Rapp (Rapp, Chronik [1977], Nr. 93, S. 55) noch in den 1970er Jahren. Von dort ist er wohl in das Museum gelangt und hat möglicherweise bei dieser Transferierung weiteren  Schaden erlitten (s. u.). Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 17, S. 433) ordnete das Epitaph unter 'Steinfragmente mit unvollständigen Namen' ein und veröffentlichte '… Sohn des Elieser Mose'. Für ihn war also der vorangehende Name des Verstorbenen selbst nicht mehr zu lesen, während er „Elieser Mose“ als Doppelnamen des betreffenden Vaters ansah. Bei einem Abgleich mit von J. Deißler 2014 angefertigten Fotografien zeigt sich, dass der Stein oberhalb der ersten noch lesbaren Zeile beschädigt und dort (wenigstens) noch eine weitere anzusetzen ist, die den Namen des Verstorbenen enthalten haben wird. Da dem Epitaph jedoch auch auf der (bei Aufsicht) rechten Seite ein Schriftbereich fehlt, könnte dieser Name evtl. am Anfang der ersten noch lesbaren Zeile gestanden haben und schon zu Salfelds Zeiten zerstört gewesen sein. Der genannte fehlende Schriftbereich wirft weiterhin die Frage auf, ob vielleicht ursprünglich am Anfang der zweiten lesbaren Zeile ein Bindeglied wie בן/ בר „Sohn des“ oder 'ב'ר „Sohn des Herrn“ gestanden hat und es sich bei „Mose“ um den Namen des Großvaters des Verstorbenen handelt. (Bemerkenswerterweise gab der biblische Mose einem seiner beiden Söhne den Namen Elieser, vgl. Exodus 18, 4). In Mainz wurde schon im 11. Jahrhundert in einer Grabsteininschrift auch der Großvatername angeführt; vgl. Cuno, Grabsteine (2012), S. 509, A5.07. Rapp will Zeile 3 seiner Zählung „Mose, Sohn des Elieser“ gelesen haben; vgl. Rapp, Chronik (1977), Nr. 93, S. 55.

(2) Auf den erwähnten Fotografien ist keine bestimmte Jahreszahl auszumachen. Dies führt heute zu der Schwierigkeit, dass kein genaues Sterbedatum zu erschließen ist, denn der 27. Kislev fiel allein in dem Zeitraum 1273 bis 1347 in 14 Jahren auf einen Montag (5046, 5050, 5053, … 5104 entsprechend 1285, 1289, 1292, … 1343). Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 17, S. 433) las „5070“, mithin 'ע  für 70. Dieser Zahlbuchstabe kann nur am ursprünglichen Anfang der vierten noch lesbaren Zeile gestanden haben (vgl. dagegen den „Text“ in Rapp, Chronik [1977], Nr. 93, S. 55), da nach Ausweis der Fotografien in der dritten noch lesbaren Zeile nach שנת durch die Rahmenwulstbegrenzung keine Schriftfläche mehr zur Verfügung steht. Der eben erwähnte Zeilenanfang ist wahrscheinlich bei der Transferierung des Steins in das Museum (vgl. die vorige Anm.) verlorengegangen.

Überlieferung:

Mainz, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum, Gewölbekeller Inv. Nr. PS 00134, hebr.

  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 93, S. 55;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 17, S. 433.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 22.03.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 106, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02rg.html (Datum des Zugriffs)

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