Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)
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Ebm. Mainz 1, Nr. 22
[1283 April 19]
Die Magdeburger Schöppenchronik berichtet: Im selben Jahr [1285] (1) begingen die Mainzer Juden einen Ritualmord an einem Christenkind. Daraufhin erhob sich ein König Armleder Genannter, der mit seinen Gesellen gegen die Juden auszog. (2) Ihr Schlachtruf und Zeichen war 'Scholey'. (3): Des sulven jares dodeden de joden van Meyntz eyn cristen kint heimliken und perfeden om dat blot uth dem live. Dar umme erhoff sik eyn, de heyt sik koning Armleder, und togen up de yoden, he und syne gesellen. Dit schach dor disse sake und dor de sake de na to hant ok geschreven steyt. Or geschrey und or teken was scholey.
(1) Ebenso wie die Erfurter Peterschronik (MZ01, Nr. 21) datiert der Autor die Ereignisse fälschlicherweise in das Jahr 1285.
(2) Völlig falsch liegt der Autor der Schöppenchronik mit der Zuweisung der Mainzer Verfolgung von 1283 als Auslöser für die Armleder-Pogrome, die erst 1336 begannen.
(3) Die Bedeutung von 'Scholey' konnte bislang noch nicht ermittelt werden.
Überlieferung:
Berlin, Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz, Ms. boruss. fol. 172, fol. 102v-103r, dt.
- Magdeburger Schöppenchronik, S. 169 (fehlerhaft).
- GJ 2, 2, S. 513.
Kommentar:
Die um 1360 begonnene, ursprünglich bis 1372, dann in mehreren Fortsetzungen bis 1468 reichende Magdeburger Schöppenchronik stellt ein gleichsam offiziöses Instrument städtischer Geschichtsschreibung dar, in dem der zweifellos als Stadtschreiber fungierende Autor der Chronik, wahrscheinlich Heinrich von Lammespringe, die städtische Geschichte in das universale Geschehen einband; vgl. Keil, Schöppenchronik (1985), Sp. 1132-1142. Zum Mainzer Pogrom von 1283 vgl. besonders MZ01, Nr. 23.
(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 22, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/MZ-c1-0051.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zu den Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz finden Sie in der Einleitung von Gerd Mentgen.