Das Martyrologium des Nürnberger Memorbuchs (1273-1347)

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Nürnberger Memorbuch 1, Nr. 1

1283 März 31

Unter dem Eintrag "in Kreuznach" (beKruznache) (בקרוצנכא) führt das Nürnberger Memorbuch folgende Glaubenszeugen auf: Der Märtyrer (הקדוש) R. Efraim, Sohn R. Eliesers haLevi, wurde gerädert [und] auf das Rad geflochten (נתיישב על האופן).

ב׳ בנ״יס״ן מ׳ג׳ לא״לף ה״שש״י (2. Nissan, 5043 [= 1283 III 31]).

Überlieferung:

Orig. in Privatbesitz (nicht zugänglich); Fotostat: Jerusalem, IMHM, 2828 P, fol. 98b.
Druck: Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 20 und 144.
Literatur: Ziwes, Studien (1995), S. 230, Anm. 41; GJ 2, 1, S. 456.

Kommentar:

Es ist nicht eindeutig festzustellen, ob es sich um eine Verfolgung handelte. Der Jude könnte – ungeachtet seiner Verehrung als Märtyrer – auch wegen einer angeblichen Straftat hingerichtet worden sein.

Der vorliegende Eintrag einer Verfolgung in Kreuznach wurde im Martyrologium des Nürnberger Memorbuches überliefert. Das Nürnberger Memorbuch wurde Ende des 13. Jahrhunderts von Isaak ben Samuel genannt von Meiningen für die Nürnberger Gemeinde angelegt. Es wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten weitergeführt und seit dem 15. Jahrhundert von der jüdischen Gemeinde Mainz aufbewahrt. Die Handschrift ist heute in Privatbesitz und für die Forschung nicht zugänglich. Das "Institute of Microfilmed Hebrew Manuscripts" an der Jewish National Library in Jerusalem besitzt jedoch eine Fotokopie ("Fotostat") der Handschrift, die unter der Signatur 2828פ eingesehen werden kann.

Die Handschrift ist in drei Teilabschnitte gegliedert:

1. Das sog. Nekrologium I: Es enthält Spendenlisten der Gemeindemitglieder der Jahre (ca.) 1280 bis 1346.

2. Das so genannte Martyrologium: Es enthält Totenlisten, Orts- und Länderverzeichnisse der Verfolgungen von 1096 bis 1349.

3. Das so genannte Nekrologium II: Es enthält Spendenlisten der Gemeindemitglieder der Jahre 1373 bis 1392 (mit einzelnen Ergänzungen der Gemeinde Mainz aus dem 18. Jahrhundert).

Die Titulatur von Personen im Nürnberger Memorbuch (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. XXV):
Habachur (הבחור), "jungen Mann": häufig in der Bedeutung "Talmudstudent", d h. Student an einer Talmudschule (Jeschiwah), verwendet. Ist der Begriff bei einem Namen nachgestellt, so soll dies in der Bedeutung "der Junge", die benannte Person von älteren Personen, die den gleichen Namen tragen, unterscheiden.

Chaver (חבר) (החבר), "Gelehrter": ein jüdischer Mann, der in einer Talmudschule einen mittleren Bildungsgrad erreicht hat.

HaRaw (הרב) "Rabbiner": ein jüdischer Mann, der im Rahmen der traditionellen Ausbildung an einer oder mehreren Talmudschulen den höchsten Bildungsrad erreicht hat.

Morenu haRaw (מורינו הרב), (מהר׳ר): ein Rabbiner, der als höchste hallachische Autorität in einer Gemeinde und/oder als oberster Lehrer innerhalb einer Talmudschule (Jeschiwah) anerkannt wurde.

Parnas (פרנס): Gemeindevorsteher und/oder Mitglied des Rates der j üdischen Gemeinde.

"R." entspricht (ר׳) in der Handschrift und steht für Raw, der höflichen Anrede gegenüber einem jüdischen Mann (vgl. "Herr ...") und bezeichnet keinen Rabbiner.

Quelleneditionen: Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 3-70 und 97-256.
Literatur: Barzen, Memorbuch (2011); Koren-Loeb, Memorbuch (2007); Pomerance, Bekannt (2000); Weinberg, Memorbücher (1937); Ders., Memorbuch Hagenbach (1927); Neubauer, Memorbuch (1882), S. 1-30.

(rba./mno.) / Letzte Bearbeitung: 04.05.2011

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, NM01, Nr. 1, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NM01/CP1-c1-000u.html (Datum des Zugriffs)

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