Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 59

1306 Juni 16, Osnabrück

Der Ritter Friedrich Wendt (Fredericus dictus Weneth miles) (1) bekundet, dass er selbst nach geleistetem Eid als Zwölfter mit persönlicher Gesamthaftung (met duodecimus) (2) für den Ritter Friedrich Post (pro honesto viro domino Frederico dicto Post milite) (3) über dessen bis zum Tag nach dem nächsten Fest des heiligen Michaels (4) fällige Schuld in Höhe von 100 Mark (5) gegenüber den Schöffen der Stadt Osnabrück gebürgt hat. Wenn diese Summe bis zum genannten Stichtag nicht gezahlt ist, soll sich Friedrich Wendt ohne Verzug ins Einlager (6) nach Osnabrück begeben, dort verbleiben nach Bürgensitte und innerhalb von 15 Tagen den vollständigen Betrag zahlen (et si dicta pecunie summa in iamdicto crastino scabinis eisdem non fuerit persoluta, met duodecimus fideiussor nulla denuntiatione seu nuntii missione premissa dictam civitatem Osnaburgensem intrare, ibidem fideiussorum more iacere et infra quindenam a predicto crastino continuo subsequentem dictis scabinis eandem pecuniam integraliter solvere) oder den Schöffen Pfänder aushändigen, mit denen diese auf Schaden und Gefahr von ihm und den Mitbürgen das Geld bei den Juden erhalten können (vel pignora sepedictis assignare scabinis, cum quibus valeant sub meo et meorum confideiussorum dampno et periculo, prefatam pecuniam recipere ad iudeos). (7) Der Aussteller kündigt das Siegel des Ritters Hermann Wendt an, da er kein eigenes besitzt (In cuius rei testimonium petivi sigillo domini Hermanni dicti Weneth militis, quia proprio careo, presentem cedulam communiri).

Datum anno domini Mͦ CCCͦ sexto, crastino beati Viti martiris.

(1) Friedrich Wendt, vermutlich aus einem älteren westfälischen Adelsgeschlecht.

(2) Das Wort fideiussor ist ausgelassen.

(3) Der Namensträger weiter unbekannt.

(4) 1306 September 30.

(5) 100 Mark sind eine vergleichsweise hohe Summe. Stüve, Geschichte des Hochstifts Osnabrück 1 (1853), S. 148, und Rothert, Juden (1936/37), S. 56, vermuten einen Zusammenhang mit der sogenannten Lippischen Fehde, einer Auseinandersetzung zwischen dem Hochstift Osnabrück und dem Edelherr Simon von der Lippe, die nach der Gefangensetzung Simons im Juli 1305 zugunsten von Stadt und Hochstift entschieden wurde. Die Schuld in Höhe von 100 Mark könnte das Lösegeld Posts aus seiner Gefangenschaft sein.

(6) Zum Einlager vgl. Mentgen, Einlager (2008).

(7) Die Pfänder sollen bei Zahlungsausfall ein sogenanntes Schadennehmen bei jüdischen Geldverleihern ermöglichen. Diese müssen nicht zwangsläufig in Osnabrück ansässig sein, zeitgleiche Belege für jüdische Präsenz (NO01, Nr. 36, NO01, Nr. 47 und NO01, Nr. 66) machen das aber wahrscheinlich.

Überlieferung:

Osnabrück, LA, Dep. 3 a 1 X, Nr. 6, Orig., lat., Perg.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 04.05.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 59, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-003j.html (Datum des Zugriffs)

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