Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 105
1324 Januar 20
Benedikta, die Witwe des Herrn Nikolaus von Bülow (Benedicta, her Clawes wedewe van Bulowe), und ihr beider Sohn Johann (unde Henneke, erer twier sone) bekunden, dass sie mit dem Rat ihrer Verwandten, Herrn Heinrich von Bülow, Herrn Bertold Preen, Herrn Gottschalk Preen, Nikolaus von Bülow, Nikolaus und Otto von Zernin (unde mit rade unser vrunt: hern Hinrikes van Bulowe, hern Bertold Prenes, hern Goschalk Prenes, Clawes van Bulowe, Clawes unde Otten van Cernẏn), dem Grafen Heinrich von Schwerin (greven Hinrike van Zwerin) das Dorf Wittenförden mit allem Zubehör, so wie es Nikolaus von Bülow [einst] von Gerd von dem Hagen gekauft hatte, verkauft haben. [Und zwar] für solches Geld [verkauft], wie es früher in Gebrauch war, für 15 Mark Wendischer Pfennige, abgesehen von dem, was dem Juden Salomo verpfändet war und dem Grafen bereits gehört. Das neue Geld, welches es früher nicht gab, darf der Graf nicht zur Bezahlung verwenden (Dat dorp tuͦ Wittenvorde, alle dat wý dar inne hadden, also it her Clawes van Bulowe van Gherde van deme Haghen ghekoft hadde, mit alsodaneme ghelde, alse it je van oldinghes gheleghen heft, jo de mark gheldes, de men redeliken bewisen mach, vor vifteyn mark wendescher penninghe (1) , sunder dat Salomone, deme joden (2), vorstan was unde des greven alrede is; unde gift dar nige ghelt tᵒu maket (3) is, des dar van oldinges nicht wesen heft, des en darf de greve nicht ghelden). Alle Lehensnehmer sollen das [verkaufte] Gut auflassen. Wenn die Kinder von Nikolaus von Bülow mündig werden, so sollen sie es auch auflassen, die Aussteller sollen es dem Grafen solange bewahren, bis die Kinder mündig werden und sie das Gut übertragen haben (dit gᵒut scholen alle de uplaten, de dar len ane hebben; unde wanne her Clawes kindere van Bulowe tᵒu eren jaren komen, so scholen se it ok uplaten, unde wi scholen is deme greven waren also langhe, dat her Clawes kindere mundich werden unde se dat gᵒut upghelaten hebben). Johannes von Bülow und seine oben genannten Verwandten sowie Graf Heinrich und dessen Getreue schwören, die Bedingungen einzuhalten. Die Aussteller kündigen ihre Siegel an.
… breve, de gheven is na der bort godes dusent jar drehundert jar in deme verundtwintegesten jare, an deme daghe sunte Fabianes unde Sebastianes, der mertelere.
(1) Die Passage ist etwas klausuliert formuliert, es wird aber zwischen ehemaligem (oldinge) und neuem (nige) Geld unterschieden, welches der Graf von Schwerin für die Bezahlung des Kaufpreises nicht verwenden darf. Die Mark Wendischer Währung dürfte jedenfalls im Gegensatz zur Mark Lübischer Währung einen geringen Silbergehalt und Wert gehabt haben. Evers, Münz-Verfassung 1 (1798), S. 34, gibt für die Jahre 1331 bis 1423 Beispiele für ein Verhältnis von 2 : 1. Von einer in die Zeit davor und in die Zeit der Urkunde fallenden Abwertung der Wendischen Mark spricht er jedoch nicht
(2) Bei Salomo handelt es sich wohl um den später (1336-1347) mehrfach in Rostock belegten Träger des Namens, der zuvor in Schwerin gelebt hat; vgl. NO01, Nr. 170, NO01, Nr. 174, NO01, Nr. 208, NO01, Nr. 218, NO01, Nr. 239, NO01, Nr. 240 und NO01, Nr. 256.
(3) Von maken oder verschrieben für market = Markt?
Überlieferung:
Schwerin, LHA, Best. 1.4-3, Wittenförde, Nr. 2, Orig., dt., Perg.
- MUB 7, Nr. 4506, S. 172 f.
- Kasten, Schwerin (1998), S. 224;
- Bülow, Beschreibung (1780), S. 40.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 26.05.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 105, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-006t.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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