Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 258
1346 Februar 17
Konrad von der Lühe, Ritter zu Jörnstorf (Conradus de Lu, miles in Jordenstorpe) (1) bekundet ein Versprechen, dass er als Kistenpfänder in Form von goldenen Ringen und von Spangen (ad pignus ciste videlicet annulos aureos et tenacula) den Juden Mosseke und Jakob, Brüdern zu Rostock, und ihren Erben (Moscekino et Jacobo fratribus, iudeis in Rozstok, et suis veris heredibus) 26 Mark Lübisch und einen Ochsen im Wert von zwei Mark Lübisch (pro viginti sex marcis Lubicensium denariorum et pro uno bove tam bonum ut duas marcas Lubicenses) bis zum kommenden Martinsfest (in proximo festo beati Martini) (2) in Rostock zurückzahlen wird. Geschieht dies nicht, werden besagte Kistenpfänder für jede Mark mit vier Pfennigen gleicher Währung wöchentlich verzinst (dicta pignera usurabunt pro qualibet marca quatuor denarios predictorum denariorum septimanatim). Konrad verpflichtet sich dafür zu sorgen, dass sein Herr, der Fürst von Mecklenburg, den beiden Juden genügend Pfänder aus seinen Gütern zur Verfügung stellt (arbitrans me, quod dominus meus Magnopolensis ipsis iudeis pignera sufficiencia, cum omni iure prosequta (!) ex omnibus bonis meis debeat presentare). Der Aussteller kündigt sein Siegel an.
Datum anno domini millesimo CCCᵒXLᵒ sexto, feria sexta proxima post diem beati Valentini martiris.
(1) Jörnstorf, nicht Jördenstorf (MUB 10, Nr. 6627, S. 16 f.); vgl. Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 30, Anm. 88.
(2) 1346 November 11.
Überlieferung:
Schwerin, LHA, Best. 1.4-4, Lühe, Nr. 1, Orig., lat., Perg.
- MUB 10, Nr. 6627, S. 16 f.
- Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 30, 32;
- Jaster, Nichtdeutsche (2001), S. 557, Anm. 1911;
- GJ 2, 2, S. 706, Anm. 7;
- Donath, Geschichte (1874), S. 26;
- Heister, Geschichte (1865), S. 381.
Kommentar:
Der Schuldschein ist der erste von dreizehn weiteren, die zwischen März 1346 und Januar 1350 zugunsten der Rostocker Juden Mosseke und Jakob zusammen, für den Erstgenannten alleine oder an Mosseke (und Jakob) in Verbindung mit einem weiteren jüdischen Gläubiger (dem Rostocker Juden Salomo, ihrem Vater, oder ihrem Schwager Isaak aus Wismar) in lateinischer Sprache ausgefertigt wurden. Die Schuldner stammen aus dem mecklenburgischen Ritteradel (Axkov, Barnekow, Bernefür, Bibow, Buch, Bülow, Klünder, Löwenberg, Moltke, Negendank, Nowe, Rethem, Reventlow, Rodenbeck, Röggelin, Rütz, Schlemmin, Schnakenburg, Tulendorf, Vieregge, von der Lühe, Winterfeld und Zisendorf). Die Schuldsummen bewegen sich zwischen 10 bis 64 Mark bzw. 10 Pfund Rostocker Währung, zwischen 24 bis 200 Mark beziehungsweise 66 Pfund Lübischer Währung oder 216 Mark Sundischer (d. h. Stralsunder) Währung:
1346 März 3 (NO01, Nr. 259);
1346 Dezember 22 (NO01, Nr. 263);
1347 April 18 (NO01, Nr. 266);
1347 August 12 (NO01, Nr. 269);
1348 Februar 5 (MUB 10, Nr. 6821, S. 162 f.);
1348 März 28 (MUB 10, Nr. 6835, S. 176);
1348 April 23 (MUB 10, Nr. 6840, S. 179 f.);
1348 Dezember 31 (MUB 10, Nr. 6899, S. 230 f.);
1349 März 20 (MUB 10, Nr. 6938, S. 259 f.);
1349 Mai 15 (MUB 10, Nr. 6961, S. 277 f.);
1349 August 31 (MUB 10, Nr. 6994, S. 311 f.);
1349 November 15 (MUB 10, Nr. 7011, S. 324 f.);
1350 Januar 21 (MUB 10, Nr. 7043, S. 352 f.).
Mosseke und Jakob dürften identisch sein mit den am 13. März 1341 (NO01, Nr. 218) benannten Juden, für die Albrecht von Mecklenburg einen Zuzug nach Wismar aushandelte. Unklar ist, ob der im Juli 1350 im Zusammenhang mit den Beratungen der Magistrate der Städte Stralsund, Rostock und Wismar zur Abwehr der von den Juden ausgehenden Gefahren in einem Schreiben des Lübecker Rates genannte Jude Mosseke (###NO-c1-0002###) mit dem hier erwähnten Juden gleichen Namens identisch ist. Zu Mosseke und seinen Gesellschaftern vgl. MUB 10, Nr. 6627, S. 17, Anm.; Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 31 f.; Bürstenbinder, Judenschutz (2010), S. 189 und 203-208; Jaster, Nichtdeutsche (2001), S. 557, Anm. 1911, und 563 f.; Heister, Geschichte (1865), S. 381.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 28.05.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 258, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-006z.html (Datum des Zugriffs)
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