Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 3
[1273], Wismar
Eintrag im Wismarer Stadtbuch A: (1)
Die Ehefrau Heinrich Schiefersteins (uxor Henrici Sceversten) hat Arnold von Dortmund (Arnoldum de Tremonia) (2) gebeten, dem Herrn Detwig (domino Dhedewigo) (3) zwei Drömt (4) Winterweizen (duos tremodios siliginis) zu übergeben, derentwegen Detwig sie verklagt. Arnold, Detwig und der Jude Achim (Achim iudeus) (5) bekunden vor den Ratsmännern, dass Arnold bei den Juden Pfand im Wert von 9 Mark für den Ankauf besagter Kornmenge hinterlegt hat (posuit pignus in iudeos pro IX marcis pro predictis duobus tremodiis).
(1) Die Datierung erfolgt nach der Edition von Knabe, die sich an zwei Jahresangaben auf S. 16 und 17 im Stadtbuch orientiert (Zweite[s] Wismarsche[s] Stadtbuch, Nr. 180, S. 44, und Nr. 197, S. 45).
(2) Sohn des Wismarer Ratsherrn Heinrich von Dortmund.
(3) Wohl der Ritter Detwig von Örtzen, 1272 als Vogt (advocato) belegt (MUB 2, Nr. 1242, S. 422).
(4) Nach MUB 12, S. 129 f. leitet sich tremodius bzw. tremodium nicht von tres modii (= 3 Scheffel) ab, sondern meint das Drömt, das 12 Scheffeln entspricht. Das Scheffel selbst entspricht in Wismar 38,25 Litern, ein Drömt hätte demnach 459 Liter; vgl. Riemann, Handbuch (1830), S. 67 f. und 298.
(5) Achim ist höchstwahrscheinlich identisch mit dem in den Folgejahren erwähnten Juden Jachim beziehungsweise Johim (NO01, Nr. 8 und NO01, Nr. 9).
Überlieferung:
Wismar, StadtA, Abt. III, Rep. 3 H, Stadtbuch B, S. 17, Orig., lat., Perg.
- Zweite[s] Wismarsche[s] Stadtbuch, Nr. 189, S. 45;
- MUB 2, Nr. 1278, S. 447.
- Regesten zur Geschichte der Juden im Fränkischen und Deutschen Reiche, Nr. 764, S. 323.
- Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 26;
- Bürstenbinder, Judenschutz (2010), S. 211 f.;
- GJ 2, 2, S. 914, Anm. 4;
- Schildt, Geschichte (1872), S. 54 und 77 f.;
- Heister, Geschichte (1865), S. 371.
Kommentar:
Zum Wismarer Stadtbuch B vgl. MUB 1, S. L; Zweite[s] Wismarsche[s] Stadtbuch, S. 11-24. Die in beiden Editionen verwendete Paginierung ist inzwischen durch eine neuere ersetzt worden. Juden sind seit den Sechzigerjahren des 13. Jahrhunderts in Wismar belegt; vgl. Bürstenbinder, Judenschutz (2010), S. 135 f.; Wolf, Mündlichkeit (2003), S. 857-859; Eschwege, Geschichte (1991), S. 1094 f.; GJ 2, 2, S. 911 f.; Donath, Geschichte (1874), S. 5 f.; Heister, Geschichte (1865), S. 370 f.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 18.05.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 3, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-007p.html (Datum des Zugriffs)
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