Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 49

1300 März 28, Wismar

Die Fürsten Heinrich I., der Ältere, und Heinrich II., der Jüngere, von Mecklenburg (Hinricus dei gracia dominus Magnopolensis senior et Hinricus eadem gracia dominus Magnopolensis iunior) söhnen sich mit der Stadt Wismar aus. Die außerhalb der Stadtmauer liegende Burg und die zugehörigen Gebäude inner- und außerhalb der Stadt werden für 6.000 Mark Pfennige an die Stadt verkauft und von dieser dauerhaft niedergelegt. Sämtliche zurückliegenden Ursachen für die Meinungsverschiedenheiten, die aus dem Verkauf der Ortschaften Dorstein und Dargetzow, dem Mauerbau, dem Ausschluss der Burg, der Verkleinerung der Stadt, der Vertreibung der Juden (1), der Gefangensetzung des Vogts, dem Verbot der Hochzeiten von Mitgliedern der Fürstenfamilie in der Stadt und allgemein entstanden sind, werden verziehen (… adiungentes inter cetera vendicioni predicte omnem dissensionis materiam a primevo tempore usque in hodiernum diem inter nos et consules ac universitatem sepedicte civitatis nostre subortam, quam per eandem vendicionem bono zelo concordie et sona perfecta transactam esse volumus penitus et sopitam, tam ex empcione villarum Dorsten et Darghetzowe, muri constructione, castri exclusione, civitatis minoracione, iudeorum expulicione, advocati vinculorum mancipacione, nupciarum nostrarum in civitate prohibicione et universaliter, quicquid actenus temeritatis contra nos et dominium nostrum fuerit attemptatum, articulis prenominatis et non nominatis, ex culpa vel non culpa, pure remittimus relaxando). Außerdem widerrufen die Fürsten alle beim apostolischen Stuhl gegen die Stadt eingebrachten Vorwürfe. Es folgen Bestimmungen über eine von den Landesherren auf einem zugewiesenen Bauplatz innerhalb der Stadt zu errichtenden Hof, dessen Gerichtsbarkeit und die Verpflichtung der Fürsten, außerhalb Wismars nie gegen die Stadt gerichtete Befestigungen anzulegen.

Datum Wismarie, anno incarnacionis domini MᵒCCCᵒ, quinto kalendas Aprilis, indictione XIIIᵒ.

(1) Wismar wird die zurückliegende Vertreibung der Juden (NO01, Nr. 34) verziehen, eine Neuaufnahme wird nicht verlangt. Entweder wurde eine solche nicht explizit ausgesprochen oder die Juden waren bereits zurückgekehrt beziehungsweise kehrten sie kurze Zeit später zurück (NO01, Nr. 52). Erst 1311 wurde vertraglich festgehalten, dass sich sechs Judenfamilien in der Stadt aufhalten durften (NO01, Nr. 69).

Überlieferung:

Wismar, StadtA, Abt. VI, Rep. 1 A 1, fol. 7r-9r, [Nr. VIII], hier: fol. 7v, Abschr. (2. Viertel 14. Jh.), lat., Perg.

  • MUB 4, Nr. 2603, S. 143-145, hier: S. 144;
  • Selecta iuris 2, Nr. 4, S. 480-487, hier: S. 482 [zu 1305].

Kommentar:

Das Wismarer Privilegienbuch, ein Pergamentcodex in Kleinquart mit 78 Blättern, enthält Abschriften von Urkunden bis zum Jahr 1343. Er verschwand während der Wirren am Ende des 2. Weltkrieges, wurde aber 1962 in einer Privatwohnung wiederentdeckt; vgl. MUB 1, S. XLVII f.; Düsing, Stadtarchiv (1969), S. 59 f. Das Privilegienbuch ist noch ohne Pagination. Nähere Angaben folgen einer eigenen Zählung. Der hier verwendete Eintrag findet sich unter der Nr. VIII und der Rubrik De emptione castri et constructione curie domini nostri Magnopolensis.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 11.05.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 49, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-008b.html (Datum des Zugriffs)

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