Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 80

1316, Wismar

Der Jude Salomon kauft von [Johann] Römer ein vollständig in der Wismarer Schmiedestraße gelegenes Grundstück auf Erbrecht, wie es dem Herrn Heinrich von der Mauer gehörte. [Johann Römer] tritt es diesem vor den Ratsherren ab und verspricht Gewähr auf Jahr und Tag, wenn der Jude wie alle anderen Mitbürger die städtischen Abgaben und Dienste leisten wird (5). Falls sich der Jude aber mit den Ratsherren nicht, wie er versprochen hat, einigt, dann wird er das Erbe innerhalb eines halben Jahres, nachdem es ihm diese angeordnet haben, [wieder] verkaufen. Falls er weiterhin auf das beiliegende Grundstück ein Haus baut, darf er dieses keinem Juden, sondern nur einem Christen verkaufen oder vermieten: Salomon iudeus (1) emit de Romero (2) hereditatem sitam in platea fabrorum (3) integraliter, sicuti domino Henrico de Muro (4) pertinebat, quam ei coram consulibus resignavit et warandiam promisit diem et annum, cum hoc ipse iudeus sicuti alius noster concivis faciet statuta civitatis. (5) Si autem ipse iudeus non concordaverit cum consulibus, ut promisit, tunc per dimidium annum, cum consules ei predixerint, ipsam hereditatem omnimode venundabit. eciam, si super aream predicte hereditati adiacentem domum edificaverit, hanc nulli iudeo, sed christiano vendet aut locabit supra huram (6).

(1) Gegebenenfalls identisch mit dem 1303 genannten Salomo (NO01, Nr. 52) oder dem später - in den 40er-Jahren - belegten Juden gleichen Namens (NO01, Nr. 218 bzw. ###NO-c1-008w###).

(2) Vgl. MUB 11, S. 537.

(3) Bei der platea fabrorum handelt es sich um die Schmiede-Straße, heute Großschmiedestraße.

(4) Vgl. MUB 11, S. 439.

(5) Heister, Geschichte (1865), S. 375 f., und Donath, Geschichte (1874), S. 10, deuten dies positiv als Teilhabe an den Rechten der Stadt. Statuta civilia beziehungsweise civitatis meint aber im Allgemeinen nicht nur die Stadtverordnungen, sondern auch die von den Bürgern zu leistenden Stadtabgaben (Schoß, collecta, tallia) und Dienste wie Wach- und Schanzdienst; vgl. MUB 12, 501 f. In der Verbindung mit facere (im Sinne von zahlen, leisten) ist eher von Pflichten als von Rechten die Rede.

(6) Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 22 deuten supra huram als 'in Rücksicht auf die Grundsteuer' und damit als Angabe des Grundes für diese Einschränkung. Allerdings meint locare supra huram lediglich 'vermieten'; vgl. MUB 12, S. 246 f.

Überlieferung:

Wismar, StadtA, Schröder, Ausführliche Beschreibung, S. 210, (Kriegsverlust), lat., Papier.

Kommentar:

Zu Schröders Ausführlicher Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar vgl. NO01, Nr. 64.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 31.05.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 80, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-008h.html (Datum des Zugriffs)

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