Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 68
1311, Braunschweig
Eintrag im Degedingbuch der Braunschweiger Altstadt:
Der Rat der Braunschweiger Altstadt macht einen Rechtsanspruch auf einen Jahreszins von sechs Mark auf den zwei Häusern Isaaks und Nachmans in der Gördelinger Straße geltend. Die Zahlung muss hälftig zu Ostern und an Michael erfolgen. Diese Zinsen können durch die Zahlung von 86 Mark abgelöst werden. Die zwei Häuser hat der Ratsherr Hein von Evessen unter Rechtssicherheit und Verfügungsrecht des Rats gestellt: Dhe rat hebbet ses marc gheldes inne Isackes unde Nachtmannes husen tven upper Goderige strate (1), dhe moghet se wedherkopen umme LXXXVI marc. Dheser VI marc gheldes scon se dhre gheven to Paschen unde dhre to sunte Michels (2) daghe dheme rade to tinse. Dheser huse heft Heyne van Evessem vredhe unde ban untfanghen to dhes rades hant anno domini MᵒCCCᵒXIᵒ. (3)
(1) Heute gleichnamige Straße.
(2) September 29.
(3) Der Eintrag ist gestrichen.
Überlieferung:
Braunschweig, StadtA, Best. B I 19, Nr. 1, S. 64, Orig., dt., Perg.
- UB der Stadt Braunschweig 2, Nr. 668, S. 359-364, hier: S. 363.
- Ebeling, Juden (1987), S. 66 und 73;
- GJ 2, 1, S. 109 und 115;
- Fischer, Braunschweig (1938), S. 62;
- Dürre, Geschichte (1861), S. 637.
Kommentar:
Zum Ältesten Degedingbuch der Altstadt 1268-1345 vgl. NO01, Nr. 44. In konkretem Fall ist die Belastung der zwei Häuser, die offenkundig den beiden Juden gemeinsam gehörten, mit sechs Mark Jahreszins enorm hoch. Dies äußert sich auch in der vom Rat angebotenen Ablösesumme von 86 Mark, die den Wert vieler Häuser weit überstieg. Trotz vieler Schwankungen war die Verzinsung von Rentenkäufen auf Immobilien im 14. Jahrhundert mit fünf Prozent weit verbreitet. Somit hätte die Ablösesumme von sechs Mark Ewigzins 120 Mark betragen können. Wie es in ähnlichen Fällen seitdem oft nachzuweisen ist, schränkte der Rat der Braunschweiger Altstadt die Verfügungsrechte der Zinspflichtigen über die mit Ewigzinsen belasteten Häuser ein, was den Folgen einer Verpfändung nahekam.
(Josef Dolle und Henning Steinführer) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 68, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-009u.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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