Quellen zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Rothenburg o. d. T. (1273–1347)

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Reichsstadt Rothenburg 1, Nr. 7

[nach 1298 Juni 30]

‎במר נפ]ש מספד מר יען כי שכחנו‏‎]
‎‏הגזירו]ת הראשוני׳ להזכירם חקקתי‏‎]
‎‏על לו]ח אבנים קדושי׳ רטנבורק‏‎]
‎‏שנהר]גו ונשרפו ע׳י׳ה׳ בשנת נ׳ח׳‏‎]
‎‏לפר׳י׳]ט׳ בתמוז ובמבצר חוץ לעיר‏‎]
‎‏עשו כ]לה והציתו באש והמתו‏]
‎‏בני ה]עיר וכלה ממנו רב וצעיר‏]
‎‏י׳ב׳ לח]דש חמישי לאלף השישי‏‎]
‎‏חדל ]משושי וביום השלישי‏‎]
‎‏ישלח]נו חופשי אז יבא גואלי‏‎]
[‎‏וקוד]ש[י‏‎]
[‎‏א׳ א׳ א׳‏‎]

Übersetzung:

[Mit bitterer See]le eine bittere Klage, weil wir vergaßen
[die] ersten [Verfolgung]en. Um ihrer zu gedenken, meißelte ich
[auf eine] steinerne [T]afel die Märtyrer Rothenburgs ein,
[die getö]tet und verbrannt wurden wegen der Einzigkeit Gottes im Jahre 58
[gemäß der (kleinen) Zählung, am 1]9. Tammus. Und auf der Burg außerhalb der Stadt
[machten] [die Einwohner der] Stadt [ein E]nde, indem sie Feuer entzündeten und töteten
und es endeten von uns Alt und Jung.
[(Am) 12. des] fünften [M]onats des sechsten Jahrtausends
[hörte] meine Freunde [auf] und am dritten Tag
[wird er] uns in Freiheit [entlassen]. Dann wird kommen mein Erlöser
und [mein Heili]g[er].
[A(men) A(men) A(men)] (1)

(1) Lesung der hebräischen Textpassage und Übersetzung nach: Kwasman, Grabsteine (1993), S. 55 f.

Überlieferung:

Rothenburg o. d. T., Reichsstadtmuseum, hebr., roter Sandstein.

  • Rupp, Jüdische Gemeinde (1999), S. 22 f. (nur deutsche Übersetzung, zit. nach Kwasman, Grabsteine [1993]);
  • Kwasman, Grabsteine (1993), Nr. 1, S. 54-57 (mit Abb.);
  • Kwasman, Grabsteine (1987), Nr. 1, S. 26-29 (mit Abb.);
  • GJ 2,2, S. 713, Anm. 4 (nur Hebräisch, mit Fehllesungen);
  • Grunwald, Rothenburg (1928), S. 208 f. (mit zahlreichen Fehllesungen);
  • Strauss, Doppeljubiläum (1925), S. 186 (nur Übersetzung).
  • Haverkamp, Jüdische Friedhöfe (2011), S. 111;
  • Süss, Jüdische Archäologie (2010), S. 124 (mit Abb. der Kopie);
  • Kwasman, Grabsteine (1987), S. 26-29;
  • Merz, Seele (1984), S. 74-79 (mit Abb.);
  • Wehrmann, Judenverfolgung (1973), S. 53.

Kommentar:

Ursprüngliche Maße: ca. 128 x 86 cm. Die Maßangaben folgen Kwasman, Grabsteine (1987), Nr. 1, S. 27.

Eine Rekonstruktion des Steines und seines Textes war möglich mithilfe eines alten Fotos (Abb. bei Merz, Seele, [1987], S. 2; das Bild stammt nach Angaben von Merz aus Schütz, Rothenburger Lapidarmuseum [1928], S. 10). Der Gedenkstein galt seit 1934 als verschollen, wurde 1980 als Sockelplatte eines im Reichsstadtmuseum verwahrten Reichsadlers wiederentdeckt, vermessen und fotografiert. In der Sammlung der Rothenburger Grabsteine weilte dieser wohl um 1300 angefertigte Gedenkstein (nach Kwasman, Grabsteine [1993], S. 55: 'Terminus post quem: 1298') bis er 1983 bei Sichtungsarbeiten als der seit 1934 verschollene Gedenkstein für die Opfer der Rintfleisch Verfolgungen des Jahres 1298 identifiziert werden konnte; vgl. Merz, Seele, (1987), S. 2 f. Heute fehlen dem Stein nach Schätzungen von Hilde Merz 'ca. 24 cm Breite und vom Fußteil etwa 64 cm an Höhe' (ebd. S. 3).

(rba./ale.) / Letzte Bearbeitung: 23.09.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, RO01, Nr. 7, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/RO01/CP1-c1-002u.html (Datum des Zugriffs)

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