Judenbetreffe in Synodal- und Konzilsstatuten (1273–1347)

Zurück zur Übersicht

17 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 10.

Synoden und Konzilien 1, Nr. 8

1310 März 17, Straßburg, Straßburg

Die Statuten der unter Bf. Johann I. (1307-1328) abgehaltenen Straßburger Diözesansynode von 1310 enthalten bezüglich der Juden folgende Bestimmungen: Wir erinnern und ermahnen die geistlichen Würdenträger und Entfremder von Kirchengütern … : Ferner sind dadurch, dass Kelche manchmal bei Juden verpfändet werden, wie gesagt wird, gewisse Ruchlosigkeiten schlimmster Art von diesen Feinden des Kreuzes Christi zur Schmähung des christlichen Glaubens begangen worden (Monemus et hortamur prelatos et alienatores rerum ecclesiasticarumItem ex eo quod calices interdum apud Iudeos obligantur, quedam nefandissima per ipsos crucis Christi inimicos dicuntur esse commissa in contumeliam fidei christiane).

Deshalb befehlen wir zur Vermeidung einer so schädlichen Gefahr unter der Strafe der Exkommunikation allen unseren Untergebenen, dass sie sich im Übrigen nicht anmaßen, irgendwelche geweihten Kelche [an Juden] (1) zu verpfänden oder Verpfändungen zustimmen oder diese veranlassen; ansonsten wollen wir, dass die Zuwiderhandelnden - wie wir in diesem Schreiben vorbringen - automatisch der Strafe der Exkommunikation unterliegen, und wir beschließen, dass ein derartiger Verpfändungsvertrag unwirksam ist (Idcirco ad evitandum periculum tam dampnosum sub pena excommunicationis inhibemus omnibus nobis subiectis, ne de cetero calices aliquos consecratos [Judeis] obligare presumant vel obligacionibus consenciant aut eas procurent; alioquin contrafacientes excommunicationis sentenciam, quam in hiis scriptis proferimus, incurrere volumus ipso facto et nichilominus talem obligacionis contractum decernimus non valere).

Vestre caritati in hac nostra generali synodo de prelatorum nostrorum et de capituli nostri consilio et assensu sub anno domini MᵒCCCᵒXᵒ XVI kal. Aprilis celebrata notificamus et publicamus predecessorum nostrorum et nostra statuta eiusdem sancte synodi approbacione edita cum declaracione et addicione nostra subsequenter annotata, que precipimus omnibus et singulis nostre iurisdictioni subiectis exacta diligentia observari.

(1) In der vorliegenden Abschrift des 14. Jahrhunderts fehlt Judeis, während es in den gleichlautenden Bestimmungen der Konzilien von 1341 und 1345 derselben Handschrift enthalten ist.

Überlieferung:

Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. 84, fol. 188r-196v, hier: fol. 190v, Abschr. (14. Jh.), lat.

  • Straßburger Diöcesansynoden, S. 94-121, hier: S. 101 f.
  • Répertoire des statuts synodaux, S. 427 f.;
  • Sdralek, Straßburger Diöcesansynoden (1894), S. 29-35;
  • Müller, Verpfändung (2012), S. 190-193.

Kommentar:

Das allgemeine Verbot, liturgische Gegenstände nicht an Juden zu verpfänden, findet sich häufiger in Synodal- und Konzilsstatuten des zeitlichen Umfeldes; vgl. SK01, Nr. 6; SK01, Nr. 7; SK01, Nr. 13; SK01, Nr. 14. Dort wird ebenso wie hier noch die Gefahr der Schmähung durch die Juden als konkrete Begründung hinzugefügt; vgl. auch Müller, Verpfändung (2012), S. 190-193.

(rri.) / Letzte Bearbeitung: 09.05.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, SK01, Nr. 8, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/SK01/CP1-c1-00kh.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht