Judenbetreffe in Synodal- und Konzilsstatuten (1273–1347)

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Synoden und Konzilien 1, Nr. 14

1345 Juli 19, Straßburg, Straßburg

Die Statuten der unter dem Straßburger Bf. Berthold II. v. Buchegg (1328-1353) abgehaltenen Diözesansynode von 1345 (1) bestimmen, dass es Prälaten verboten sei, ohne Zustimmung ihres Kapitels bzw. Konvents Schulden gegen Zinsen bei Juden aufzunehmen und religiöse Gemeinschaften (2) nicht zur Zahlung der von den Vorstehern aufgenommenen Kredite verpflichtet werden können. Niemand, der sich für solche Schulden verbürgt hat, soll eine rechtliche Handhabe gegen die religiösen Gemeinschaften oder ihre Vorsteher haben; anders lautende Verpflichtungen werden für nichtig erklärt. Allen Richtern wird verboten auf Drängen der Juden gegen derartige Bürgschaften vorzugehen. Den Notaren und Siegelträgern wird ferner unter Androhung des Verlusts ihrer Ämter strengstens untersagt, derartige Verträge zu verfassen oder zu besiegeln (Insuper universis prelatis religiosis, ne aliqua debita sine capituli vel conventus consensu inter Iudeos sub usuris recipiant, prohibemus, decernentes ad solucionem huiusmodi monasteria non teneri, immo sponsores, obligatores seu fideiussores se pro prelatis huiusmodi inter Iudeos contra predicta obligantes nullam habere contra monasterium nec contra ipsum prelatum penitus actionem vel cautiones super hoc factas sub quibuscumque penis carere viribus declaramus. Inhibentes omnibus iudicibus, ne ad instanciam Iudeorum iuxta huiusmodi cautiones procedant. Notariis quoque et sigilliferis, ne hujusmodi contractus conscribant vel sigillent, sub poena privacionis officiorum suorum districtissime prohibemus). Ferner wiederholen sie die Bestimmung der Straßburger Synode von 1310, welche bereits in der Straßburger Synode von 1341 wiederaufgenommen wurde: Kelche dürfen nicht den Juden verpfändet werden, da diesen nachgesagt wird, dadurch gewisse Frevel zur Schmähung des christlichen Glaubens begangen zu haben (Item ex eo quod calices interdum apud (3) Iudeos obligantur, quedam nefandissima per ipsos crucis Christi inimicos dicuntur esse commissa in contumeliam fidei christiane. Idcirco ad evitandum periculum tam dampnosum sub pena excommunicationis inhibemus omnibus nobis subiectis, ne de cetero calices aliquos consecratos Judeis (4) obligare presumant vel obligacionibus consenciant aut eas procurent; alioquin contrafacientes excommunicationis sentenciam, quam in hiis scriptis proferimus, incurrere volumus ipso facto et nichilominus talem obligacionis contractum decernimus non valere).

In hac synodo nostra generali de capituli et prelatorum nostrorum consilio et assensu celebrata sub anno domini Millesimo CCCᵒ quadragesimo quinto XIIIᵒ kal. Augusti statuta predecessorum nostrorum et nostra cum addicionibus et determinacionibus eorundem in unum colligentes eaque vestre caritati in subscripto tenore dirigentes statuimus et auctoritate Dei omnipotentis et nostra ordinaria mandamus ea firmiter et fideliter observari, inhibentes ne aliquibus aliis opusculis pro statutis nostre diocesis vel processibus generalibus utamini quoquomodo.

(1) Unter Bf. Berthold II. v. Buchegg fand vermutlich auch die Diözesansynode von 1341 statt, deren Statuten überliefert sind; vgl. SK01, Nr. 13.

(2) Zwar spricht der Text von monasteria, meint jedoch - wie der Kontext nahelegt - nicht nur Klöster, sondern auch Stifte oder generell Konvente.

(3) Das Wort apud fehlt in der Handschrift.

(4) In der Abschrift der Statuten von 1310 fehlt das Wort Judeis.

Überlieferung:

Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. 84, fol. 208r-217v und 219r-221v, hier: fol. 210v, Abschr. (14. Jh.), lat.

  • Straßburger Diöcesansynoden, S. 138-155, hier: S. 141 f.
  • Répertoire des statuts synodaux, S. 428;
  • Sdralek, Straßburger Diöcesansynoden (1894), S. 41-44;
  • Müller, Verpfändung (2012), S. 190-193.

Kommentar:

Die Statuten der Straßburger Diözesansynode von 1345 wiederholen die Bestimmung der Diözesansynode von 1310, die bereits in der Diözesansynode von 1341 wieder aufgenommen wurde, wonach Kelche nicht an Juden verpfändet werden dürfen; vgl. SK01, Nr. 8; SK01, Nr. 14. Das allgemeine Verbot, liturgische Gegenstände nicht an Juden zu verpfänden, findet sich häufiger in Synodal- und Konzilsstatuten des zeitlichen Umfeldes; vgl. ferner SK01, Nr. 6; SK01, Nr. 7. In Letzteren wird ebenso wie hier noch die Gefahr der Schmähung durch die Juden als konkrete Begründung hinzugefügt; vgl. auch Müller, Verpfändung (2012), S. 190-193. Darüber hinaus bestimmen die Statuten, dass es Prälaten verboten ist, ohne Zustimmung ihres Kapitels bzw. Konvents auf Zinsen bei Juden Krediten aufzunehmen. Dies geht auf Kanon 59 von Lateran IV zurück, laut dem Religiosen die Geldleihe und auch die Bürgschaftsleistung ohne Zustimmung des Abtes oder der maior pars capituli verboten war; vgl. Conciliorum oecumenicorum decreta 2, S. 262.

(rri.) / Letzte Bearbeitung: 09.05.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, SK01, Nr. 14, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/SK01/CP1-c1-00kj.html (Datum des Zugriffs)

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