Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 21

1282 März 21 - 1284

Nikolaus von Bibra verfasst sein Spottgedicht Occultus [Erfordensis], in dessen vierter Distinktion er die Stadt Erfurt, ihre Bauwerke und Bewohner beschreibt. Hier erwähnt er auch die Juden als schlimmes Volk (Sunt ibi judei scelerate progeniei), welche dem christlichen Glauben nachstellen und durch ihren Wucher schaden. Die Stadt wäre heiliger ohne sie.

Überlieferung:

Berlin, Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 84 , Abschr. (frühes 14. Jh.), lat.

  • Occultus Erfordensis, S. 276 f., V. 2038-2043.
  • Ruf-Haag, Juden (2009), S. 43, Anm. 247;
  • Wolf, Erfurt (2005), S. 188 f.;
  • Occultus Erfordensis, S. 29 und 59 f.

Kommentar:

Das Spottgedicht richtet sich gegen den in Diensten der Stadt Erfurt stehenden Juristen Heinrich von Kirchberg. Nach immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen zwischen Erfurt und dem Mainzer Erzbischof als Stadtherrn wurde 1279 ein Interdikt über die Stadt verhängt, das zweieinhalb Jahre bestehen blieb. Heinrich von Kirchberg bemühte sich in dieser Zeit um einen günstigen Ausgang für die Stadt. Der Autor des Gedichts hingegen stand auf Seiten der Geistlichen, welche die Stadt wegen des Interdikts verließen, oder er gehörte ihnen sogar an. Identifiziert wird er mit Nikolaus von Bibra, der vermutlich Kanoniker in Erfurt war. Die Beschreibung der Stadt Erfurt in der vierten Distinktion des Gedichts soll verdeutlichen, dass die Stadt wieder Ruhe und Frieden verdient habe. Diese Distinktion wurde frühestens im August 1283 begonnen; vgl. Occultus Erfordensis, S. 23, 26-29, 35-38 und 59; Wolf, Erfurt (2005), S. 187-189.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 21, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-0016.html (Datum des Zugriffs)

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