Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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281 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 31.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 31

[um 1285]

Die erste Statutensammlung der Stadt Nordhausen enthält fünf Bestimmungen zu Juden:

Betreiben christliche Bürger und Juden gemeinsam Zinsgeschäfte und teilen sich die Zinsen, fällt eine Geldstrafe an und der Einzug der Einlage des Christen bei dem Juden. Ein Bürger darf nicht fälschlicherweise behaupten, er habe die Gelder, die andere Bürgen oder Auswärtige ihm schulden, als Geldleihe bei Juden genommen. Dabei fällt auch für den Juden eine Geldstrafe an, wenn dieser die falsche Aussage unterstützt. Auf das Schlagen, Raufen oder harte Stoßen von Juden steht eine Geldstrafe und eine vierwöchige Ausweisung. Wer von den Juden etwas erhebt an Messern oder kleinen Dingen (1), der muss fünf Schilling geben und vier Wochen die Stadt verlassen:

Qui usuram accipit cum judeis (2)

Swelich burgere mit eime judin silber oder pheninge hat, daz he ume den gesuͤch sule mite teile, werden si des bereth, ir ieclich sal gebe dem rate dru phunt, und das gelt, daz di jude von dem cristen inne hat, daz sal beste an des rates gnaden.

Qui dixit se accepisse argentum aput judeos et non accepit (3)

Welich unser burger spreche gein einen unsern burger oder gein einen gast, die ume schuldic were, he hette daz geilt in den judin gnomen, und des niht en were, und neme den gesuuͤch selben, darumme gipt he dru phunt dem rathe.

Si judeus mentitur aliquem accepisse argentum

Uber queme he des mit dime iudin, di hier in der stat ist gesezhen, dy jude gebe oͧch dru phunt.

[…] (4)

(5)

Swelich burger eine unsern iudin roͧft oder slet oder ercliche stozzit, wer daz tuͦt, der gibt dru phunt, und rumet achte wochen.

Qui iudeum exactionat

Wirt aber der judin keiner uber nomen, an mezzern oder sus an kleinen dingen, von unsern burgern oder von unserme gesinde, (6) wer daz tuot. Der gibt vunf schillinge, und rumet vier wochen.

(1) Die Deutung dieses Artikels ist nicht ganz klar. Dass hier das Zufügen von Verletzungen mit Messern oder anderen kleinen Waffen an Juden gemeint ist, scheidet wohl aus, da eine geringere Strafe als für das Schlagen, Raufen oder Stoßen von Juden angesetzt ist.

(2) Sämtliche Titel sind in Rot geschrieben.

(3) Dieser Titel wurde wohl erst im Nachhinein eingetragen, da er in die letzte Zeile des vorherigen Artikels und an den Seitenrand geschrieben wurde.

(4) An dieser Stelle ist ein Artikel über den Rückkauf verkauften Guts eingefügt, ohne dass darin Juden genannt werden; vgl. Förstemann, Alte Gesetze 1 (1837), Art. 123, S. 60.

(5) Der Titel dieses Artikels wurde getilgt und mit einem Zusatz zum vorherigen Artikel überschrieben. Der ursprüngliche Text ist nicht mehr erkennbar.

(6) Vor wer steht ein getilgtes D[er].

Überlieferung:

Nordhausen, StadtA, Nordhäuser Einung (Statuten), Pergt. Hs. (A), ca. 1280, S. 27 f., Orig., dt. und lat., Perg.

  • Förstemann, Alte Gesetze 1 (1837), Art. 120-122 und 124 f., S. 60 f.
  • Nordhusana (1865), S. 273.
  • Lämmerhirt, Anfänge (2015), S. 73 und 84;
  • GJ 2, 2, S. 590;
  • Stern, Nordhausen (1927), S. 16;
  • Nordhusana (1865), S. 273.

Kommentar:

In späteren Statutensammlungen ist nur noch eine Bestimmung zu Juden enthalten (TW01, Nr. 95 sowie ###TW-c1-004l###).

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 31, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-001h.html (Datum des Zugriffs)

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