Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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281 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 71.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 71

[zwischen 1300 und 1400]

Im Deckel eines Rechtsbuchs findet sich ein Eidestext für Juden zur Besteuerung ihres Gutes nach Stadtrecht und der Anmeldung ihrer Wohnung:

Daz ich min gut nac der stat gisetze tegliche ver schozzit habe un mi[n] (2)

gihusen wolle melde, daz swere ich, daz mi got so helfe und di e di go[t] (2)

gab Moyse uffe deme berge zu Synai an der steyne tafeln, und ab ich unrech[t] (2)

swere unselig muze ich werde, vor slinde muze mich di erde also chore (2)

Datan und Abyron, den nach iren werken wart lon, amin, amen. (3)

Rückvermerk:

Honorabilibus viris - - magistris consulum et consulibus Northusanis hec litera. (1)

(1) Wurde von anderer Hand umgekehrt unter den Eidestext geschrieben. Der Judeneid ist eingeklebt in die Handschrift eines Rechtsbuchs; der Rückvermerk scheint durch.

(2) Bruchstücke des Blattes fehlen, offenbar gingen dabei in den ersten drei Zeilen nur die jeweils letzten Buchstaben verloren, während in der vierten Zeile kein Text fehlt; vgl. Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 3, Anm. 6 und 7.

(3) Es folgt eine spätere Notiz: "Judeneid!", Vermutlich stammt diese aus dem 19. Jahrhundert oder vom Anfang des 20. Jahrhunderts; vgl Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 3.

Überlieferung:

Nordhausen, StadtA, 1.2. II, Na, 6,, S. 55 (hinterer Innendeckel), Orig., dt., Papier.

  • Magin, Status (1999), S. 305;
  • Zimmermann, Entwicklung Judeneid (1973), S. 58;
  • Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 3 f.;
  • Stern, Nordhausen (1927), S. 16;
  • Förstemann, Alte Gesetze 1 (1837), S. 31, Anm.
  • Wolf, Mündlichkeit (2003), S. 864 f. und 879;
  • Magin, Status (1999), S. 306;
  • Zimmermann, Entwicklung Judeneid (1973), S. 58-60;
  • Nordhusana (1865), S. 273;
  • Förstemann, Alte Gesetze 1 (1837), S. 31, Anm.

Kommentar:

Das Papier ist in den hinteren Innendeckel einer Pergamenthandschrift des Mühlhäuser Rechtsbuchs eingeklebt. Die Beschriftung auf der Rückseite des Papiers scheint durch und lässt sich spiegelbildlich und umgedreht lesen. Sie verweist darauf, dass das Papier an den Rat adressiert war; vgl. Förstemann, Alte Gesetze 1 (1837), S. 31; Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 4 und Anm. 2. Die Datierung des Judeneids ins 14. Jahrhundert lässt sich nur über die Handschrift vermuten. Förstemann hält sogar eine Datierung des Judeneids ins 15. Jahrhundert für denkbar; vgl. Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 3; Förstemann, Nordhusana (1865), S. 273. Die Handschrift des Mühlhäuser Rechtsbuchs entstand vermutlich zwischen 1224 und 1231; vgl. Oppitz, Deutsche Rechtsbücher (1990), Nr. 1163, S. 721. Bei Stern, Nordhausen (1927), S. 16, ist die Bezeichnung der Handschrift, in welche das Papier eingeklebt ist, sowie die Übersetzung von verschozzit fehlerhaft.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 13.04.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 71, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-001j.html (Datum des Zugriffs)

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