Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1273-1347)

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Bm. Worms 1, Nr. 57

1293 November 10

Eberhard (Ebirhart) [II.] (von Strahlenberg), erwählter Bischof von Worms, bekundet, dass er aus Liebe und Freundschaft zu den mit ihm in Frieden lebenden Bürgern von Worms nachgeschriebene Artikel bestätigt und besiegelt hat. (1) Unter anderem verspricht er, den Rat von Worms nicht zu hindern, wenn er bischöfliche Dienstleute oder andere Personen, Christen oder Juden, als Bürger aufnehmen wolle (daz wir den rat von Wormze nit hindern sulen, swanne si wellen unser dinstlute oder ander lute, cristen oder iuden, ze burger emphahen). Zudem garantiert er, dass das, wozu seine Vorgänger, die Brüder Bischof Eberhard (Ebirhart) [I.] und Bischof Friedrich (Fridrich) [I.], Bürger von Worms, Christen oder Juden, gegen deren Rechte beziehungsweise ihre gute Gewohnheit gezwungen haben, letzteren an ihrem Recht künftig nicht zum Schaden gereichen soll (daz in daz an irme rechte nit schaden sal). Unter anderem wird Eberhard auch alle Handfesten, Rechte, Freiheiten und guten Gewohnheiten seiner Bürger zu Worms, sie seien Christen oder Juden (beide, cristen unde iuden), samt und sonders einhalten beziehungsweise verbessern, nicht aber verschlechtern. (2)

Siegelankündigung des Ausstellers.

[…] geben nach Gottis geburte tusent iar zweihundert iar drú unde núnzic iar, an sant Martins abende des heiligen bischofis.

(1) Es handelt sich um die sogenannte 'zweite Rachtung'.

(2) Vgl. dazu die Urkunde von 1293 August 1 (WO01, Nr. 28).

Überlieferung:

Worms, StadtA, Best. 1 A I, Nr. 77, Orig. (A), dt., Perg.; ebd., Abt. 1 B, Nr. 23, fol. 22r (Abschr., 14. oder 15. Jh.) (B); Darmstadt, StA, Best. C 1 A, Nr. 151, fol. 9v-10r (Abschr, Mitte 16. Jh.) (C).

Kommentar:

Auf die Urkunde rekurriert auch der Autor der Kirschgartener Chronik der Stadt Worms, der mitteilt, dass Bischof Eberhard der Stadt - sowohl Bürgern als auch Juden - die seit der Zeit [Kaiser] Heinrichs bestehenden Rechte einschließlich aller Verbesserungen bestätigt habe: Habuitque iste contentiones cum civitate Wormatiensi, unde de hoc habetur copia. Unde dicit, quod intendit dicere civitati in iuribus suis supradictis tempore Henrici supradicti tam in civibus quam in iudaeis cum omni emendatione (Cronica civitatis Wormatiensis, S. 58; Worms, StadtA, Best. 1 B, Nr. 1, S. 89; zeitnahe Abschr.). Verfasser der kurz nach 1500 entstandenen Chronik war Johannes Heydekyn, Mönch des vor den Mauern der Stadt Worms gelegenen ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Kirschgarten, das 1443 Augustinerchorherren der Windesheimer Kongregation übergeben worden war; vgl. Kock, Codices (2002); Bönnen, Stadtmythen (2003), S. 35-40.

(Gerd Mentgen und Jörg R. Müller) / Letzte Bearbeitung: 14.09.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO01, Nr. 57, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO01/CP1-c1-00oi.html (Datum des Zugriffs)

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