Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 96

1349 [vor März 27], [Frankfurt a. M.]

Bürgermeister, Schöffen und Rat der Stadt Frankfurt antworten den Bürgermeistern und dem Rat der Stadt Würzburg (1) auf eine Anfrage Würzburgs in Betreff des Brunnenvergiftungsvorwurfes gegenüber den Juden (als ir unns geschriben habt umb dy gyfft der juden). (2) Die Frankfurter berichten, dass kürzlich einige Geißler (ein teyl bruder mit den geysseln) in das nahe der Stadt gelegene Dorf Bergen gegangen seien, einer der Brüder aus einem Brunnen getrunken habe und anschließend erkrankt sei (das man groß jamer an im sach). Die Einwohner des Dorfes trugen den Erkrankten hieraufhin in die Kirche und legten ihn auf den dortigen Altar. Die Amtleute des Dorfes (dy amptleut von dem dorff) nahmen hieraufhin drei Juden gefangen und stellten sie vor das Gericht des Bornheimer Berges (drey juden, dy fingen sye, und furten [die Juden] zu Burenheymer berg an gericht). Einer der Juden bekundete, dass sie Brunnen vergiftet hätten und hierfür von der Judenschaft entlohnt worden seien (do bekant der ein iude, daß sye dye brunnen vergifft hetten an manchen enden und das in dy judißcheyt dar umb gelont heth). Zwei Juden wurden daraufhin verbrannt, ein Mädchen (meidlein) von den gegen sie erhobenen Vorwürfen jedoch freigesprochen (das sachten sy unschuldich). Aussätzige Christen, welche ebenfalls durch die Amtleute des Dorfes wegen derselben Anschuldigen festgenommen und vor Gericht gestellt wurden, gaben zudem an, dass sie sich ebenfalls an der Vergiftung der Brunnen beteiligt und hierfür von den Juden Geld erhalten hätten (das dy juden in dar umb gelont haben) und zudem das Gift nach Fulda und Hessen sowie das Umland gebracht hätten (und haben auch die giefft getragen gen Hessen und gein Fulde und das lannd umb). Rund 40 weitere Personen würden im gesamten Land Gift verteilen und die Brunnen kontaminieren (auch haben dy selben leut bekant, das ir noch wol viertzig sein, dy dye gifft in (3) allen landen umb tragen und dy brunnen entreinigen). Abschließend teilt die Stadt Frankfurt mit, dass der Samen der Gänsedistel gegen das Gift Abhilfe schaffe (das man do wyder sol nutzen dewtistel samen), wie man von namentlich nicht genannten Personen erfahren habe.

(1) Das Schreiben habt die gleichzeitige Überschrift Item dye von Franckfuret screiben [den] von Wurtzpureg.

(2) Dieses frühere Schreiben Würzburgs an Frankfurt ist nicht überliefert.

(3) Das Wort in steht am linken Rand neben dem Eintrag geschrieben und ein Verweisungszeichen gibt die Stellung dieses Nachtrages in der Vorlage wieder.

Überlieferung:

Würzburg, UniBib, M. ch. F. 140, fol. 275r-276r, Abschr. (15. Jh.), dt., Papier.

  • Hoffmann, Judenverfolgung (1953), Nr. 3, S. 100.
  • Hoffmann, Judenverfolgung (1953), passim.

Kommentar:

In der Vorlage sind insgesamt acht Antwortschreiben von verschiedenen Städten an Würzburg abschriftlich erhalten. Die Datierung des vorliegenden Stückes erfolgte nach der einzigen Laufzeitangabe des nach dem Frankfurter Brief eingetragenen Schreibens von Fulda, das auf den 27. März [1349] datiert. Hoffmann, Würzburger Judenverfolgung (1953), Nr. 3, S. 100, führt in Betreff des Frankfurter Briefes als terminus post quem den 23. Januar 1349 an.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 23.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 96, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-008e.html (Datum des Zugriffs)

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