Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 37

1348 Juli 16

Didwin Großjohann, Bürger zu Friedberg, bekundet, dass er von Heilmann von Gießen, Jude zu Frankfurt, und dessen Schwager Goldknopf ein Darlehen in Höhe von 100 Pfund Hellern geliehen hat, das nach Ablauf eines Jahres mit 150 Pfund Heller zurückgezahlt werden soll. Bei früherer Rückzahlung werden geringere Zinsen von 33 1/3 Prozent in Abhängigkeit zur Laufzeit berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Dietrich von Erlebach, Ritter, Johann, Ritter und Vogt zu Bonames, Hartmut Großjohann, Bruder des Schuldners, Lotze von Holzhausen sowie Peter von Schwanheim, weltlicher Richter zu Frankfurt, im Bedarfsfall mit jeweils einem Pferd im Haus der Juden oder einer offenen Herberge zu Frankfurt Einlager zu leisten. Sofern der Kredit nach Jahresfrist noch nicht vollständig zurückgezahlt sein sollte, werden von den vorgenannten 150 Pfund Hellern Zinsen von zwei Hellern je Pfund und Woche berechnet. Sollte einer der Bürgen sterben, so verspricht Didwin innerhalb eines Monats einen Ersatzmann zu stellen. Der Schuldner verspricht darüberhinaus die vollständige Begleichung von Hauptkapital und Zinsertrag und nimmt von einer Anrufung geistlicher und weltlicher Gerichte Abstand. Der Schuldner siegelt mit seinen fünf Bürgen.

Ich Dydwin Gruͦzjohan, buͦrger zuͦ Frydberg, bekenen uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmin han uf disen mittewochen, alz diser brife geben ist, um Heylmanen von den Gyezen, judin zuͦ Franck[furd], und um sinen swager Goltknoppen und um ir erben huͦndird phond heller houbit geldes guͦder weruͦnge, ubir eyn gantz iar zuͦ gelden um anderhalb huͦndird phond heller ouch guͦder weruͦnge. Wan ich den judin geben in diser zit diz houbit gelt in diser zit [!] und daz dritteyl zuͦ nach marzal als lange ez sich vergangen hette, da mide sal en genuͦgen. Und setzen den judin zuͦ buͦrgen unverscheiden vor houbit gelt und vor schaden hern Dydrich von Erlebach, hern Johan, voyd von Bonemese, rittere, Hartman Gruͦzjohan, minen bruͦder, und Lotze von Holtzhuͦsen und Peter von Sweynheim, eyne wertlicher richter zuͦ Frank[furd], die ich und min erben globin z',ou losen an eyde und an alen schaden. Also nach direr iarisfrist wan die buͦrgen von den judin gemanet werden, oder von irn guͦdin boden, zuͦ huͦse oder zuͦ hove, so sullen sie ir itzlicher senden eyn perd nach dem andern, zuͦ leysten in der vorgenant judin huͦs oder in eyner uffin herbergen zuͦ Franck[furd], war [!] sie von den judin in gewiset werden, biz ich vorgelden den judin houbit gelt, leystuͦnge und schaden, gantz und gar. Sie leysten oder nit, so giet duͦch nach der vorgenant zit uf die anderhalb huͦndird phond ye uf daz phond zwinne heller zuͦ ye der wochen zuͦ gesuche. Ginge der buͦrgen ir keyner abe, daz got wende, so globin ich in eynem muͦnde eyn andern guͦdin burgen an sin stat zuͦ setzen, als dicke iz nuͦt geschit. Dede ich ez nit, so sullen die andern buͦrgen leysten biz ez geschit. Und globin in trwuͦen ich und min erben, diz vorgenant geldis nach houbit gelt nach schaden an keynen keynen herin die judin anezuͦwisen, nach die juden mit nemanes zuͦ betzihen, daz en echte geschaden mag an keyner hande sache, daz menschen hertze ir denken mag, nach an houbit gelt nach an schaden, an alle geverde und an alle argelist. Und globin ich und min erben in trwuͦen gutlichen zuͦ gelden den judin diz vorgenant houbit gelt und den schaden, der von disem gelde wazin mag und nit zuͦ behelfen gen in nach mit geystlichem nach mit wertlichem grichte, nach neman von minen wegen. Zuͦ urkuͦnde und fester stedekeyt aller direr vorgenant dinge, so han ich Dydwin der vorgenante min inges[igel] vor mich und vor min erben mit der vorgenant buͦrgen inges[igel] gehangen an disen briefe. Ich Dydrich und Johan, voyt, rittere, und Hartman Gruͦzjohan, Lotze von Holtzhusen und Peter, richter, die vorgenanten burgen globin guͦde buͦrgen zuͦ sine dez vorgenanten Dydwins Gruͦzjoh[an] und gen den judin in aler der wyse, alz vor ist geschriben, und han wir daruͦm unser inges[igel] mit sinn inges[igel] zuͦ eynen urkuͦnde gehangen an disen brife, der geben ist nach Cristus geburt, druͦzenhondird iar, in dem achte und vyerzigensten iare, uf den nehsten mittewochen vor sante Marie Magdalena tag.

Rückvermerk:

hebr. Rückvermerk: 'Didwin Erwin von Fridberg; die Hälfte meiner Mutter' (דידוין ערון מוורדרבערק חצי אמי )

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 129, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 130, S. 47.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 146, Anm. 232.

Kommentar:

Aus dem hebräischen Rückvermerk geht hervor, dass auch die Mutter Heilmanns von Gießen mit einer stillen Einlage an der Aufbringung des Hauptkapitals beteiligt war und hierbei 50 Pfund Heller bereitstellte.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 37, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-01n0.html (Datum des Zugriffs)

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