Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 40

1348 August 1

Else, Witwe des Wetzlarer Goldschmieds Hartrad, und Erwin d. J. von Gießen, Bürger zu Wetzlar, bekunden, dass sich von Heilmann von Gießen, Jude zu Frankfurt, ein Darlehen in Höhe von 50 Pfund Heller aufgenommen haben, das nach Ablauf eines Jahres mit 75 Pfund Heller zurückzuzahlen ist. Bei früherer Rückzahlung vor Jahresfrist werden geringere Zinsen in Höhe von 33 1/3 Prozent in Abhängigkeit zur Laufzeit berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Eberhard Fink, Lotz Osse, Johann Rodechin von Mühlheim, sowie der Goldschmied Hanman, alle Bürger zu Wetzlar, im Bedarfsfall mit jeweils einem Pferd im Haus des Juden oder einer offenen Herberge zu Frankfurt Einlager zu leisten. Nach Ablauf eines Jahres werden von den vorgenannten 75 Pfund Heller die gewöhnlichen Zinsen berechnet. Sollte einer der Bürgen sterben, so versprechen die beiden Schuldner innerhalb eines Monats die Stellung eines Ersatzmannes. Die Schuldner versprechen zudem die vollständige Rückzahlung von Hauptkapital und Zinsertrag und verzichten auf die Anrufung geistlicher und weltlicher Gerichte zum Nachteil Heilmanns. Da Else, Eberhard Finke sowie Johann Rodechin kein eigenes Siegel besitzen, bitten sie neben Erwin d. J., Lotz Osse und dem Goldschmied Hanman auch Merkel, Schöffe zu Wetzlar, um Besiegelung der Urkunde.

Ich frwuͦe [!] Elze, die etwanne eliche wyrten waz Hartradis goltsmit, burger zuͦ Wetslor, und ich Erwin der juͦnge von den Gyczen, burger zuͦ Wetflor, und unser erben bekenen uffinbar an disem brife, daz wir unverscheiden schuldig sint und entnomin han uf disen tag, als direr briefe geben ist, um Heylman von den Gyczen, judin zuͦ Frank[furt] und um sin erben, fuͦnftzig phond heller houbit geldis, ubir eyn gantz iar zuͦ gelden um fuͦnfe und sybentzig phond heller ouch guͦder weruͦnge. Wan wir diz houbit gelt geben in direr zit den judin und daz dritteyl zuͦ nach marzal, alz lange ez sich vorgangen hette, da mide sal den judin genuͦgen. Und setzen den judin zuͦ burgen unvorscheiden vor houbit gelt und vor schaden Ebirhard Fynke, Lotze Osse, Johann Rodechin von Molnheim, Hanman, goltsmit, buͦrgere zuͦ Wetflor, die wir globin zuͦ losen an eyde und an alen schaden. Also nach der vorgenant zit, wan die burgen von den judin gemanet werden oder von sin gudin boden, so sullen sie ir itzlicher senden eyn perd nach dem andern, zuͦ leysten in dez judin huͦs oder zuͦ Frank[furt] in eyner uffin herbergen, war sie von den juͦdin in gewiset werden, biz wir den judin houbit gelt und den schaden gantz und gar vorgolden han. Sie leysten oder nit, so giet duͦch nach der vorgenant zit uf die fuͦnfe und sybentzig phond gewenlichen gesuche zuͦ ye der wochen (1). Ginge der buͦrgen ir keyner abe, daz got wende, so globin wir in eynim monde eyn andern gudin burgen an sin stat zuͦ setzen, alz dicke ez nuͦt geschit. Deden wir ez nit, so sullen die andern burgen leysten, biz ez geschit. Wir globin den judin gutlichen zuͦ gelden diz houbit gelt und den schaden, der von disem gelde wazin mag, und nit zuͦ behelfen gein in mit geystlichem mit wertlichem grichte, nach neman von unserin wegen. Wir Eberhard Fynke, Lotze Osse, Johan Rodechin, Hanman, goltsmit, die vorgenanten burgen, globin gude burgen zuͦ sin der vorgenant sachwalden und gein dem judin in aler der wyse, als vor ist geschriben. Un ich, frwuͦe [!] Elze und Erwin der junge und Johan Ruͦdechin, die vorgenant luͦde, nit inges[igel] han, daruͦm han wir gebeden den jungen Markelen, scheffen zuͦ Wetflor, daz er sin inges[igel] vor uns zuͦ eynim irkuͦnde an disen brife gehangen an disen brife hat [!]. Daz bekenen ich, Markele der vorgenante, daz ich min inges[igel] durch bede wyle, der vorgenantn luͦde, gehangen an disen brife und wir ouch die vorgenanten burgen unser inges[igele] gehangen an disen brife. Der gebin ist nach Cristus geburt, druzenhondird iar in dem acht und vyerzigensten iare, uf sant Peters tag, der leste an dem frytag.

(1) Wohl zwei Heller je Pfund und Woche.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 130, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 131, S. 48.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 146;
  • Watz, Geschichte (1966), S. 68 f. und 75.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 40, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-01n2.html (Datum des Zugriffs)

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