Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 65

1348 September 30

Heilmann Markel, Schöffe zu Wetzlar, bekundet, dass er von Hanne von Gießen und ihrem Sohn Heilmann, Juden zu Frankfurt, ein Darlehen in Höhe von 80 Pfund Hellern und vier Turnosen aufgenommen hat, die nach Ablauf eines Jahres mit 120 Pfund Hellern und sechs Turnosen zurückgezahlt werden sollen. Erfolgt die Rückzahlung vor Jahresfrist, so werden lediglich 33 1/3 Prozent Zinsen in Abhängigkeit zur Laufzeit berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Trautmann zum Roseneck, Conze Wolf von Siegen sowie Heilmann Schusshahn, Bürger zu Frankfurt, im Bedarfsfall mit einem Pferd im Haus des Juden oder einer offenen Herberge Einlager zu leisten. Nach Ablauf der Jahresfrist werden von den vorgenannten 120 Pfund Hellern und sechs Turnosen die gewöhnlichen Zinsen berechnet. Der Schuldner verspricht die Rückzahlung des geliehenen Geldes, des Zinsertrages sowie der Kosten eines möglichen Einlagers und verzichtet auf die Anrufung geistlicher oder weltlicher Gerichte zum Nachteil der Juden. Sollte einer der Bürgen sterben, so hat Heilmann Markel innerhalb eines Monats einen Ersatzmann zu stellen. Der Schuldner und seine drei Bürgen siegeln.

Ich Heylman Markele, scheffen zuͦ Wetflar, bekenen uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmin han uf disen tag, alz direr brife geben ist, um Hanen von den Gyezen und um Heylman, irme suͦne, judin zuͦ Frank[furt], und iren erben achtzig phond heller und vyere dornysche houbit geldis ubir eyne gantz iar zuͦ gelden um zwentzig phond heller und huͦndird phond heller und ses dornysche guͦder weruͦnge. Wan ich den judin geben in direr zit diz houbit gelt und daz dritteyl zuͦ nach marzal, als lange ez sich vorgangen hette, da mide sal en genuͦgen. Und setzen den judin zuͦ buͦrgin unvorscheiden vor houbit gelt und vor schaden Trutman zuͦ Rosenecke, Cuͦntzen Wolf von Sigen, Heylman Schuͦshane, buͦrgere zuͦ Frank[furt], die ich und min erben globin zuͦ losen an eide und an alen schaden. Also, nach direr iarisfrist, wan die buͦrgen von den juͦdin oder von irn guͦdin boden gemanet werden, so sal ir itzlicher senden eyne perd nach dem andern zuͦ leysten in der vorgenant judin huͦs oder zuͦ Frank[furt] in eyner uffin herbergen, war sie von den judin in gewiset werden, biz ich vorgelden den judin houbit gelt, leystuͦnge und schaden gantz und gar. Sie leysten oder nit, so giet duͦch nach der vorgenant zit uf die zwentzig phond und huͦndirf phond heller und ses dornysche gewenlichen gesuͦche zuͦ ye der wochen (1) und globin ich und min erben in guͦdin trwuͦen gutlichen zuͦ gelden den judin diz houbit gelt und den schaden, der von disem gelde wazin mag und nit zuͦ behelfen gen in mit geystlichem mit wertlichem grichte nach neman von minen wegen. Und reden in trwuͦen den vorgenanten judin an eydes stat, daz ich diz vorgenant gelt an keynen herrin sal bewisen zuͦ gelden nach houbit gelt nach schaden nach mit nemanes zuͦ beziehen nach mit keyner hande argelist nit zuͦ behelfen, daz menschen hertze ir denken mag, daz mich gehelfen mag und den judin geschaden mag an houbit gelt oder an schaden nach neman von minen wegen an alle geverde und an ale argelist. Ginge der burgen ir keyner abe, daz got wende, so globin ich in eynim monde eyn andern guͦdin burgen an sin stat zuͦ setzen, alz dicke ez nuͦt geschit. Dede ich ez nit, so sullen die andern burgen leysten biz ez geschit. Zuͦ urkuͦnde direr vorgenant dinge, so han ich min inges[igel] mit der buͦrgen inges[igele] gehangen an disen brife. Ich Truͦtman, Cuͦntze Wolfe, Heylman Schuͦshan, die vorgenanten buͦrgen, globin guͦde burgen zuͦ sine, dez vorgenanten Heylmanes Markelis und gen den judin in aler der wyse, alz vor ist geschriben, und han wir unser inges[igele] mit sime inges[igel] gehangen an disen brife. Datuͦm anno domini MCCCLVIII, uf den nehsten dinstag nach sant Michelis tag (2).

Rückvermerk:

hebr, Rückvermerk: 'Heilman Merkle hat geschrieben für meine Mutter, und ein Viertel ist mir' (חיילמן מרקלא כתב של אמי ורבע לי)

(1) Wohl zwei Heller je Pfund und Woche.

(1) 1348 September 30.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 136, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 138, S. 50 (fehlerhafte Datierung).
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 146;
  • Watz, Geschichte (1966), S. 61 und 76.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 65, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-01ne.html (Datum des Zugriffs)

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