Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 71

1348 November 3

Vor Merkelin von Rödelheim, Ritter und Schultheiß zu Frankfurt, bekundet Sippel von Liederbach, dass er bei Fromut zum Spessart, Jüdin zu Frankfurt, ein Darlehen in Höhe von acht Pfund Hellern aufgenommen hat, das er nach Ablauf eines Jahres mit zwölf Pfund Hellern zurückzuzahlen hat. Erfolgt die Rückzahlung innerhalb der Jahresfrist, so werden lediglich 33 1/3 Prozent Zinsen berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Heinz, Stiefsohn des Schuldners, Kunze Hufnagel und Heinz Hufnagel von Liederbach, im Bedarfsfall in einer offenen Herberge in Frankfurt zu leisten. Nach Ablauf der Jahresfrist werden von den vorgenannten zwölf Pfund Hellern die gewöhnlichen Zinsen berechnet. Der Schuldner verspricht die vollständige Rückzahlung des Darlehens. Auf Bitten des Schuldners und seiner Bürgen siegelt Merkelin von Rödelheim.

Vor mir Merkeline von Redelnheim, ritter, scholtheize zu Frankinford, hat sich bekant Siphel von Lyderbach, daz he und sin erben schuldig sin zu geldene und entnumen habe uff sante Michels tag nuͦ nehst was vor gift disses brifes (1) um Vromuͦde zu dem Spesharte, judinnen zu Frank[furt], und um ire erben ache phund haller houbit geldis guder werunge ubir ein gantz jar zuͦ geldene um zwelif phuͦnd haller ouch guder werunge. Also gebe man denn juden diz houbit gelt in diser nehsten jarsfrist und daz dritteil zu nach marzal als lange alz ez sich vorgangen hette, da mide sal in begnugen. Ouch bekanten sich gude burgen zu sine fur houbit gelt und fur schaden unverscheiden Heinze, ir stifsuͦn, Cuntze Hufnail und Heinze Hufnail von Liderbach, die Sipphel hat globet zu losen. Also, wurde diz gelt niht bezalt uf die zit als vorstet geschribin, wan dan dar nach die vorgenanten burgen gemant werden, so sullen sie senntliche leisten zu Frank[furt] in einer uffen herberge, als lange biz houbit gelt und schade gentzliche wirt vergolten. Man leiste oder nit, so sal doch nach dem vorgenanten zil nuͦ nehst kumet uf zwolif phund haller gewenlich gesuch gen zu ie der wochin (2), als lange als ez stet unvergolden. Si hant ouch globit den judin ir houbit gelt mit dem gesuche gutliche zu gelden. Zu Urkunde diser vorgenanten dinge, so han ich Merkelin vorgenant, scholth[eis], min inges[igel] durch bede der vorgenanten an disen brif gehangen. Datum anno domini MᵒCCCᵒXLVIIIᵒ, feria secunda proxima post festum Omnium sanctorum.

Rückvermerk:

hebr. Rückvermerk: 'Sipul; die Hälfte ist mir zu Mizil, 12 Litra' (שיפול לי חצי למיצל יב ליט)

(1) Geschäftsbeginn war demnach bereits der 29. September 1348 und damit fünf Wochen vor Ausstellung der Schuldurkunde.

(2) Wohl zwei Heller je Pfund und Woche.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 137, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 139, S. 50.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 71, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-01nf.html (Datum des Zugriffs)

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