Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 15

1349 Mai 5

Erzbischof Gerlach von Mainz bekundet, dass er Ritter Herbord Ring von Saulheim, dem Schultheißen zu Oppenheim, wegen dessen Freundschaft zum Dompropst und zur Mehrheit des Domkapitels [in Mainz] sowie seiner Dienste für das [Erz-]Stift 4.000 Pfund Heller versprochen hat, für die ihm das Amt zu Oppenheim, [Gau-]Odernheim und Schwabsburg verpfändet wurde. Zudem gelobt er ihm, dass weder er noch das Kapitel ihn besagten Amtes entledigen werden, wenn er oder seine Erben nicht zuvor 8.000 Pfund Heller Mainzer Währung erhalten haben. Der Schultheiß hat im Gegenzug auf [den Ersatz] aller Unkosten bzw. allen Schadens verzichtet, den er bis zum gegenwärtigen Tag bei der Verteidigung von Amt und Festen im Kampf zwischen Gerlach von Mainz und Heinrich von Virneburg um das Erzbistum erlitt. Die Urkunden oder Mitteilungen, die Herbord von letzterem oder dem Domkapitel wegen Schulden, Pfändungen, Mann- oder Burglehen erhalten hat, wird Gerlach ihm erneuern und für die Schulden gemäß dem Inhalt der Briefe und der Absprache mit dem Kapitel aufkommen. Die von dem Schultheißen in seinem Amt vorgenommenen notwendigen Baumaßnahmen wird Gerlach ebenfalls bezahlen. Dasselbe gilt für Herbords Ausgaben für Ritter und Knechte oder deren bzw. seinen eigenen Schaden durch Inhaftierung oder den Verlust von Pferden respektive Hengsten, jedoch nur nach einem entsprechenden Ratschlag der Freunde des Schultheißen und Erzbischof Gerlachs, die nötigenfalls von beiden Seiten gewählt werden. Falls diese sich nicht einig sind, soll Herbords Eid genügen. Wenn Gerlach im Besitz der [dafür erforderlichen] Burgen und Einkünfte des [Erz-]Stifts sein wird, soll besagtes Wahlgremium über weiteren Unkostenersatz für den Schultheißen bzw. seine Erben in angemessener Frist entscheiden. Sind die Gewählten jedoch seitens des Erzbischofs gar nicht bestimmt worden oder miteinander uneins, soll die Entscheidung bei der Mehrheit des Domkapitels liegen. Bezüglich der mit Bargeld vom Erzbistum auslösbaren Burg- und Mannlehen, die zu Oppenheim und Schwabsburg gehören, ist vereinbart, dass Herbord oder seine Erben sie erwerben dürfen, doch genießen der Erzbischof respektive seine Nachfolger ein Rückkaufsrecht zum selben Preis. Was Herbord bis zum gegenwärtigen Tag von den Juden erhalten hat oder sie ihm künftig noch aus freiem Willen geben werden, soll ihm gehören, falls es Gerlach und dem [Erz-]Stift nicht zum Schaden gereicht. Dasselbe gilt für die dem Schultheißen von den Juden bislang oder in Zukunft gemachten Zusagen, jedoch unter der Maßgabe, dass Herbord Erzbischof Gerlach getreulich dient und gemäß seiner Pflicht gegenüber den Juden hilfreich ist und in allem, was von seinem Amt herrührt, den Nutzen Gerlachs fördert.

Wir, Gerlach etc., duͦn kuͦnt, daz wir dem strengen ritter Herborde Ringe von Sauwelnheim, sculteizsen czuͦ Oppinh[em], unserm lieben getruwin, umbe soliche fruntschaff und guden willen, der er dem duͦmprobiste und dem merin teil dez capittels unsers stiftes zuͦ Mentz durg [!] dez rechten willen bewiset had, und auch umbe solichen dinst, den er uns und in unserm stifte und unsern frunden duͦn sal und mach, globet han und globen yme und sinen erbin an dysem brive vier tusint phuͦnt haller, dar umbe yme daz ampt mit ander gulde itzunt virsatz ist, als die brive besagent, dy er dar ubir had, und globen und virsprechen yme und sinen erbin in disem, daz wir adir unser capittel daz ampt zuͦ Oppinhem, czuͦ Odernhem und Swabeberg und daz da zuͦ gehort adir von alder gehort had von reichte und von gewonheiden, als er is biz her besezsen [!] had und itzunt besitzen, nit losen sullen adir in und sin erbin da von nit entsetzen sullen, wir adir unser nachkomen adir unsir stift, wir enhaben yme dan bezalt aicht dusent phunt heller geber und guder werunge, als czuͦ Mentz genge und gebe ist. Und dar uff had der vorgenante Herbort luterlichen vor sich und sin erbin virzogen uff alle dy kost und schaden, die er gehabt had von der zweiunge wegen, dy von uns und unsern widersachen hern Heinrich von Virnenburg umbe daz ertzbistuͦm ist geweist, bis uff desen hutigen dag gehabt had (1), daz ampt und die vestene zuͦ behuden und zuͦ bewarnde. Und wa er dez vorgenanten hern Heinrich unsers capittels brive oder kuntschaff had umbe scholt, umbe pandunge, umbe manlehen odir umbe burglehen, dy sollen wir yme vernuwen und in und sin erben der scholt enthebin und abe nemen, als dy selbe brive besagent und als wir bit unserm vorgenanten capittel und den, die uns gehorsam sint, obirkomen sin. Auch sullen wir abelegen yme mit unserm gelde solichen bu, den er gedan had zuͦ Oppinhem, zuͦ Odernhem und zuͦ Swabesberg adir waz er noch notorfteges buwes duͦn muͦz alda selbe naich rade unsir fruͦnde, dy wir darubir schicken. Auch is geret, waz der vorgenante Herbort vorbaz me leget an ritter und an knechte umbe yren dienst zuͦ globene und zuͦ gebene adir waz er anders koste mit yn duͦt oder waz er adir sie schaden nement an gefengnisse, an hengisten ader an perden, daz wir und unser stift in und sij dez gutlichen und lieplichen entheben sullen naich mogelichen und naich cziitlichen dingen naich unsir und naich sime fruͦnde rade. Und sprechen die, wir und er, czuͦ keysen, wanne dez noet geschiet. Und wers sache, daz unsir und sine fruͦnt dez zweiende worden und nit ubir dragen wolden, so mag er uns dez mit sime eyde sicher machen und dez sullen wir yme glouben. Und wanne wir unsirs stiftes vestin und gulde on gewinnen, daz unsir und sine fruͦnt, die wir und er umbe sine kost und sinen schaden uns und in czuͦ wernde gekorn han, cziitlich und mogelich dunkit, und sprechent und besagent, daz wir yn oder sin erbin naich ziitlichen und beschedelichen dagen enthebin und entlegen und entledegen sullen und mogen, daz sullen wir yme und sinen erbin gentzlichen halden. Enwulten wir abir unser fruͦnt dazuͦ nit keysen ader enwulten unser fruͦnt, dy wir gekoiren hetten, mit sinen frunden nit ein dreichtig werden ader ubirein komen, wanne dan der merer teil unsers capittel beduchte und sprechen, wanne, wye und wilche cziit wir yn und sin erbin enthebin sulden und sullen, daz sullen wir abir tuͦn und halden gentzlichen, als vor gescrebin stet. Wir wollen auch und gunnen dem egenanten Herborte und sinen erbin, daz sie die burglehen und manlehen, dy czuͦ Oppinh[em,] czuͦ Swabesberg zuͦ gehorent, die wir mit beredem gelde abe losen mogen, daz sie die abelosen und an sich keuffen mogen also, wanne wir adir unsir nachkomen adir unsir stift mit unserm gelde und uns und unserm stifte die behalden wollen, so mogen wir umbe in und sin erbin die vorgenanten burglehen wider losen, wann uns daz fuget, umbe daz selbe gelt, dar umbe er und sin erbin daz an sich und sin erbin gelost und gekouft hant, ane allerley (2) argelist und geverde. Auch gunnen wir dem selbin Herborte wol und ist unsir guder wille, daz yme die iuden uff desen hutigen dach gegeben hant adir noch vorbaz mit irrem [!] guden willen gebin wollent, an unsir und unsirs stiftes schaden, und auch wy sij yn und sin erbin virsichert hant und noch virsicheren mogent, also beschedenliche, daz er uns getruwel[ich] diene und geraden sie gen iuden und zuͦ allem deme, daz sim ampt rorit, naich allem unserm nutze, als er uns schuldig und auch von reichtes wegen virbunden ist naich aller bescheidenheit. Und dez czuͦ urkuͦnde etc. Datum feria tertia post Waltpurgis, anno XͦLIXͦ.

(1) Vorstehendes Wort wurde über der Zeile eingefügt.

(2) Die Endsilbe von allerley wurde über der Zeile eingefügt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 4, fol. 9r-10r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier.

  • REM 1, 2, Nr. 6271, S. 688.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 15, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/CP1-c1-01dl.html (Datum des Zugriffs)

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