Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 448

1390 Dezember 26

Elekt Konrad [II.] von Mainz, Vormunder des Mainzer Erzstifts, bekundet, dass Bürgermeister, Schöffen, Rat und Bürger seiner Stadt Bingen schon seit vielen Jahren ihre Weine, die auf ihren Gütern gewachsen sind und geerntet werden, nicht zu angemessenen Preisen verkaufen konntern, was ihnen unüberwindliche Schulden verursacht hat und eine stark ansteigende Zinslast bei Christen und Juden, wie weithin bekannt ist. Dieser Misere, so wurde dem Elekten gesagt, könnten die Binger ohne seinen Rat und seine Hilfe kaum Herr werden. Aus diesem Grunde hat er angesichts ihrer treuen vergangenen und auch zukünftig erwarteten Dienste den Bingern zur ihrer Entschuldung und Errettung vor verderblicher Not, auf dass ihm die Stadt noch besser dienen möge, mit dem Willen und Rat seiner Freunde ein Gebot und Gesetz gegeben. Demnach dürfen in den kommenden drei Jahren keine Kurmainzer Kleriker, Burgmänner, Burgfrauen oder Bürger zu Bingen oder andere Personen in Bingen Wein zum Zapfen nicht verschenken oder verkaufen, falls dieser nicht von ihren geistlichen Pfründen, Lehen oder Eigengütern in der Binger Gemarkung oder anderswo stammt. Nach dem Ablauf der drei Jahre dürfen die Binger diese Bestimmungen ohne Wissen und Willen des amtierenden Erzbischofs von Mainz bzw. der Administration des Erzstifts nicht mehr aufrechterhalten. Der Rat der Stadt Bingen soll hinfort über das Angebot an ausgeschenktem Wein in Bingen und Umgebung wachen und gegen eventuelle Überangebote oder künstliche Verteuerungen einschreiten sowie im Falle einer natürlichen Verknappung den Bürgern erlauben, Wein, wo auch immer, außerhalb der Stadt einzukaufen und in Bingen zu verzapfen, allerdings nur bis zum Beginn des nächsten Herbstes. Alle Geistlichen, Burgmänner, Burgfrauen oder Bürger zu Bingen dürfen zwar Wein, den sie trinken wollen, in Bingen einführen, aber nicht zum Zwecke des Ausschanks verkaufen. Auch sonst mag ein jeder zwar so, wie bislang üblich, Wein von außerhalb nach Bingen bringen, dort lagern und im Ganzen wieder verkaufen, jedoch darf dieser ebensowenig zum Zwecke des Weinzapfs veräußert oder verschenkt werden. All diese Bestimmungen erfolgen, ohne dass dadurch die Privilegien des Ausstellers, des mainzischen Klerus oder der erzbischöflichen Lehensleute bzw. Burgmannen in Bingen angetastet werden.

Wir, Conrad, von Gots gnaden erwelt ertzbischoff unde vormunder des stiffts zu Mentze, bekennen unde tun kunt offinlichin mit diesem brive, wann lange zit unde etwie vile iare nach einander biz her die ersamen, unsere lieben getruwen, burgermeister, scheffen, rat unde burger gemeinlichin unser stat zu Bingen, yre wyne, die yn ierlichin von yrem erbe unde gute gewachssen [!] sin unde gefallen, nit redelichen veruszern unde verkeuffen mochten, davon sie in grosze unverwuntlich schult kommen sint unde damite zu waschsem [!] schaden swerlichin stent zu cristen unde zu iuden, als daz wol kuntlichin ist, unde dannuz ane unsern rat unde hulffe nit wol kommen mogent, als wir underwiset sin, so haben wir angesehen getruw, stete, unverdrosze dinste, die sie uns unde unserme stiffte dicke schinberlichin getan han unde furbaz tun sollen unde mogen in kunfftigen ziten, unde han darumbe unde von besundern gnaden, uff daz sie uszer schulde kommen unde unverderplich bliben unde uns unde unserm stiffte deste redelicher unde baz zu allen unsern sachen gedyenen mogen, mit vorbedachtem muͦde unde rade unsere frunde eyn gebot unde gesetze gemachet unde getan, tuͦn unde machen geinwortlichin in crafft dieses brives dru gantze iare, die nach datum dieses brives aller nest nach eynander volgende unde komende sin also, daz die vorgeschriben druͦ iare uz keyn unser paffen, burgmann, burgfrauwe oder burger zu Bingen oder ymand anders in unser stat daselbist zu Bingen keyn wyn zu zappen nit schencken oder veruszern sollen in dheine wise, dann die yn von yren Gots gaben zu Bingen gelegen, leheen [!], erbe oder eygen gute in der marke zu Bingen oder anderswo, wo sie die haben oder gelegen sin, gefallen oder gewaschen [!] sint, ane alle geverde. Und wann diese vorgeschriben druͦ iare usz sint, so sal diz gebot und gesetze gentzlichin unde zumale abesin unde sollen die obgenanten unsere paffen, burgmanne, burgfrauwen oder burger des nit me gebruchen in dheine wise ane unser, unser nachkomen unde stiffts sunderliche gnade, wiszen unde verhengnisse. Auch ist geredt, werez daz von dieses gebots unde gesetzes wegen der wyn in unser stat zu Binge an deme zappen zu sere und unredelichin uffneme unde ersteget wurde, daz sal der rad zu Bingen verseheen [!] unde besynnen, daz des nit geschee, unde bestellen, daz der wynkauff an deme zappen nach gelegenheide des wynkauffes tzuͤ zappen obewendig unde nydewendig Bingen als redelichin gehalden werde, als sie wollen daz gein uns verantwurten. Were auch, daz einche [!] unser paffen, burgman, burgfrauwe oder burger zu Bingen solicher wyne, als in der marcke zu Bingen oder anderswo als vorgeschriben stet, gefallen oder gewasschen [!] sint uber die yme gefallen oder gewasschen weren umbe ander lute als vorgeschriben stet zu yme keuffen unde an sich zihen wolde unde die hinder yme behalden als lange, biz die wyne zu Bingen in der marke oder anderswo gefallen unde gewasschen [!] als vorgeschriben stet vertryben unde veruszert weren und dann die laszen schencken und zeppen als hoe unde tuͦre daz unredlichin were, des sollen der rad zu Bingen auch nit gestaden [!] unde bestellen unde verseheen [!], daz des nit geschee unde redelichin gehalden werde nach gelegenheyd wynkauffes zu zappen oben unde nyden, als vorgeschriben stet, ane alle geverde. Auch wanne unde weliches iares die wyne zu Bingen als sere unde gar veruszert sint, daz der wynkauff zu zappen zu sere uffnemen wurde und nit mer redelicher wyne da weren zu verzappen unde zu veschencken unde der rad daz kuntlichin erfunden hette, so mogen eyn yclicher unser burger zu Bingen wyn keuffen, wo die gewassen sin, unde die veruszern zu zappen oder sust in aller der masze, als sie biz her getan haben als lange, biz daz vor deme nesten zukunfftigen herbeste ander, nuͦwe wyne zu kommen, unde nit lenger. Unde sal daz widder diz unser gebot unde gesetze nit getan sin. Auch mag eyn yclicher unser paffe, burgmann, burgfrauwe oder burgere zu Bingen drangwyn an sin huͦs keuffen unde furen, wo der gefallen oder gewassen [!] ist, doch also, daz er den zu zappen nit verkeuffen oder veruszern sal ungeverlichin. Auch mag eyn yclicher, wer der ist, wyne, wo die gewassen [!] oder gefallen sint, in unser stat furen unde nyderlegen unde die mit gantzen stucken widder veruszern und verkeuffen in alle der masze als biz her, doch also, daz der wine keyner zu zappen veruszert oder verschencket sal werden anders, dann als vor begriffen unde underscheiden ist und geschriben stet, doch uzgescheiden und uzgenomen in diesen vorgeschriben sachen unser unde unser paffheyd friheit unde auch unsere manne unde burgmann friheid, die daselbist zu Bingen wonhafftig sin, ane alle argelist unde geverde. Des zu urkunde ist unser ingesigel an diesen brieff gehangen. Datum anno domini millesimo trecentesimo nonagesimo, in die sancti Stephani prothomartiris.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, A 2, Nr. 17/135, Orig. (A), dt. und lat., Perg.; Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 12, fol. 51r-52r (Abschr., leicht gekürzt, 14. Jh.) (B).

  • Dotzauer, Geschichte (2001), S. 200.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 448, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00bz.html (Datum des Zugriffs)

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