Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 103

1315 Oktober 27, Wolfratshausen (bei)

König Ludwig der Bayer gewährt Bürgermeister, Schultheiß, Rat und Bürgern von Esslingen (Ezzelingen) wegen ihrer unablässigen Liebe, rechten Treue und ganzen Stetigkeit (unzerbrochen liebe, rechte truwe und gantze stetikeit), mit der sie zu ihm und dem Reich gehalten haben, sowie wegen der Schäden, die seine Feinde ihnen an Leib und Gut zugefügt haben (die sie an libe und an gute von unsern und des riches vienden kuͤntlich geliden hant) (1), mehrere Vergünstigungen. So verleiht der König den Bürgern von Esslingen, armen und reichen (armen und richen), Johannes von Bernhausen (Johans von Bernhuͦsen) (2) und seinem Bruder Wolfram sowie den Esslinger Klöstern (den cloͤstern, die an in sint) die besondere Gnade, dass alle Juden unter Ludwigs Herrschaft, in Esslingen oder andernorts (Juden, die in unserr gebit sint, sie sin zu Ezzelingen oder anderswa), von den vorgenannten Personen und Institutionen keine Zinsen von ihren Außenständen nehmen dürfen (umb die schulde, die sie in itzo schuldig sint, da von chein gesuht sulnt nemen). Die Befreiung von den Zinszahlungen gilt vom kommenden St. Martinstag an über zwei Jahre (von nú sant Martins tag uber zwai iar) (3).

Siegelankündigung des Königs.

Der geben wart in dem gesez vor Wolfrathusen, an der hailigen zwolfbotten abent Symonis et Jude, da man zalt von Gotes gebuͤrte druzehenhundert jar darnach in dem funfzehenden jare, in dem ersten jare unsers riches.

Rückvermerk:

Fryhaiten von der kûnglichen stûr von bestaͧtigung der zúnfft recht und von gesuͦch der juden und von dem ungelt (14. Jh.)

(1) Hierunter sind (Gegen-)König Friedrich der Schöne und seine Anhänger zu verstehen.

(2) Johannes von Bernhausen wird am 1. Juli 1315 bei der Bestätigung der Stadtrechte Esslingens durch Friedrich den Schönen als einer der Bundesgenossen der Esslinger bezeichnet, der sich mit den Wittelsbachern verbündet habe; vgl. Regesta Habsburgica 3, Nr. 274, S. 36.

(3) Ab 1315 November 11.

Überlieferung:

Stuttgart, HStA, Best. H 51, U 248, Orig. (Digitalisat), dt., Perg.; Esslingen, StadtA, Kopialbuch (15./16. Jh.), Lit. C, fol. 3r; ebd., Fragment eines Kopialbuchs [ohne Signatur] (17. Jh.); ebd., Privilegienbuch (1717), fol. 49r.

Kommentar:

Vgl. zur Befreiung der Esslinger Bürger von ihren Judenschulden unter Ludwig dem Bayern KN01, Nr. 104, KN01, Nr. 106 und KN01, Nr. 109.

(Christian Scholl und Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 103, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-005p.html (Datum des Zugriffs)

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