Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 447

1390 Dezember 24

Simon [III.], Graf von Sponheim und Vianden, bekundet, dass er Samuel von Katzenelnbogen mit Ehefrau Freyde, Sohn Salman und dessen Frau Kele samt Kindern und Brotgesinde - dem die Kreditvergabe an Simons Bürger untersagt ist - auf fünf Jahre in seinen Schutz aufgenommen hat, um sie gleich seinen anderen Bürgern und Juden nach Kräften zu schirmen. Den Juden ist es freigestellt, sich in Kreuznach oder einer anderen gräflichen Stadt anzusiedeln. Dafür soll Samuel dem Grafen alle Jahre am Weihnachtstag 20 Gulden Mainzer Währung bezahlen. Weder letzterer noch jemand anderer wird Samuel zu mehr drängen oder dazu, gegen seinen Willen Geld zu leihen oder auf die Begleichung von Schulden zu verzichten. Samuel und seinen Angehörigen wird zum einen garantiert, mit Kreditvergaben oder Zahlungen anderer Juden des Grafen nichts zu tun haben zu müssen, wenn Samuel dies nicht möchte, und zum anderen, dass sie sich in der Grafschaft mit dem Geleit Graf Simons frei bewegen, Geld verleihen und ihre Schulden einfordern dürfen. Bei letzterem will ihnen der Graf zudem behilflich sein. Dieser versichert, an den von seinen verstorbenen Eltern und ihm selbst Samuel und dessen Bruder Gottschalk ehemals schriftlich gewährten Freiheiten festzuhalten, insbesondere denen Samuels. Falls Salman und seine Frau Kele ihr eigenes Geld verleihen wollen, sollen sie dafür dem Grafen so dienen, wie es dessen Kapellan, der Erzpriester Nikolaus [Pastor von Münsterappel], und des Grafen Jude Gottschalk bestimmen werden. Samuel und die Seinen genießen in den kommenden fünf Jahren das Recht des freien Zuges. Falls sie Simons Machtbereich verlassen wollen und darum bitten, werden der Graf oder seine Amtleute Samuel, seine Familie und seine Güter zwei Meilen weit aus Kreuznach, oder wo er sonst wohnt, geleiten, doch müssen sie zuvor Dienst und Schoss für das Jahr ihres Wegzugs entrichtet haben.

Wir, Symon, grave zu Spanheim und zu Vyanden, erkennen offentlich an diesem brief und dun kunt allen luden, daz wir Samuel von Katzenelnbogen, Freyden, sin wib, Salman, yr zweyer soen [!], und Kele, desselben Salmans wib, darzu ir kinder und gesinde, die ir broidt essent, dasselbe gesinde ensal nit lyhen, zu unsern bürgen [!] und in unsern schirm entpfangen han fünff iare, die nach data dis[es] briefs erste nach eynander kommende. Und sullen dieselben iuden, wib, kynden und gesinde vorgeschriben die iarzale glich andern unsern burgen und iuden schirmen und verantworten nach unser mogde, ane geverde. Auch mogent dieselben iuden vorgeschriben diese iarzale uß zu Crutzenach oder in andern unsern steden wanen [!], wo sie gelüstet, ane geverde. Darumb sal er uns alle iair off wyhenachten geben und dienen XX gulden guter Mentzer werunge. Daruber ensullen wir noch die unsern yn uns [!] noch nymand anders nit mee drengen zu geben noch zu lyhen noch syne scholt faren zu lassen ane synen willen, ane geverde. Auch ensullent der vorgenante Samuel noch die synen vorgeschriben mit andern unsern iuden uns [!] nit zu schaffen han in eyniche wyse, itz sy mit lyhen oder mit geben oder in welchen weg daz sy, iz ensy dann mit des vorgenanten Samuel guden willen. Auch sal der vorgenante Samuel und die synen vorgeschriben diesse egnant iarzale uß eyn gut starck geleyde und friede han, zu uns und von uns zu kommen und zu faren in allen unsern slossen, landen und gebieden, ane geverde. Auch mogent der vorgenante iude und die sinen vorgeschriben lyhen, geben und ire scholt innegewinnen zu irme notze und willen, ane geverde. Auch sullen wir den vorgeschriben iuden beholffen syn zu ire scholde in unserm lande und gebieden, ane geverde. Auch sullen wir dem vorgenanten Samuel (1) und den synen stete halden soliche alte fryheit und stetekeit, als unser vatter und mutter seligen, den Got barmhertzig sy, und auch wir vorzyten dem vorgenanten Samuel und Gottschalke, sinen brüdern, [!] samentlichen versiegelt geben han, und auch besonder soliche fryheit und stetekeit, als der vorgenante Samuel von unsem vatter und mutter seligen hat. Werez auch, daz der vorgenante Salmon und Kele, sin wib, ir eygen gelt uß liüven [!], davon sullent sie uns zu dienste sitzen als verre, als herr Clas ertzepriester, unser capellan, und Gotschalk, unser iude (2), sprechent daz zytlichen und mogelichen ist. Gelüste auch den vorgenanten Samuel oder die synen, bynnen derre iarzale von uns zu faren und nit mee hinder uns zu wanen, daz mogent sie dun und sullent auch dan wir oder unser amtlude, ob er des an uns gesynnet, sie, yre wib, kinden und gut egenant von Crutzenach oder von eynre ander unser stad, da er wanhefftig hinter uns were, ztwo [!] mylen weges, war er wil, dun füren und geleyden nach unser moge, ane geverde, doch also, daß er dann (3) zuvor den dienst und geschoß von dem iare geben und bezalen sal, ane argliste. Zu orkund han wir unser inges[igel] dun hencken an diesen brief. Datum anno domini Mᵒ CCC nonagesimo, in vigilia Nativitatis Christi.

(1) Die folgenden drei Wörter sind am Rande nachgetragen worden.

(2) Gemeint ist zweifellos der in Kreuznach ansässige bedeutende Finanzier Gottschalk von Katzenelnbogen, der offenbar Samuels Bruder war.

(3) Vorstehendes Wort steht über durchgestrichenem doch.

Überlieferung:

Koblenz, LHA, Best. 33, Nr. 12277, Stück 53, S. 153-157, Abschr. (zwischen 1750 und 1777), dt. und lat., Papier.

  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 466, S. 313;
  • Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 2, Nr. 2426, S. 402.
  • GJ 3, 3, S. 1893, Anm. 9;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 213.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 447, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-009l.html (Datum des Zugriffs)

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