Projektbeschreibung

1 Gegenstand des Projekts

Die mittelalterliche Geschichte der Juden im Reichsgebiet stellt einen Themenkomplex dar, der lange Zeit von nichtjüdischen Historikern ignoriert wurde und noch immer mit tief verwurzelten Vorurteilen behaftet ist. Zum verbreiteten Unwissen über das mittelalterliche Judentum tragen auch die generell unzureichende Quellenerschließung sowie sprachliche Hürden im Umgang mit den – freilich vergleichsweise wenigen – hebräischen Textzeugnissen bei. Das am Arye Maimon-Institut der Universität Trier angesiedelte Forschungsvorhaben unter der Leitung von Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Alfred Haverkamp (2006–2021) und Prof. Dr. Lukas Clemens (seit 2013) hat sich daher zum Ziel gesetzt, möglichst sämtliche historisch relevanten Schriftquellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich (1273–1519) erstmals systematisch zu erfassen und je nach Editionslage als Regest oder Volltext auf einer eigens eingerichteten Projektwebsite (www.medieval-ashkenaz.org) online im Open Access zur Verfügung zu stellen. Die Datensätze erschließen, präsentieren und kommentieren nicht nur lateinische und volkssprachliche, sondern auch hebräische Schriftzeugnisse aus dem weiten Untersuchungsraum, der elf moderne Staaten umfasst oder tangiert.

Wesentliche neue Erkenntnisse eröffnet das Projekt zu Fragen von Überlieferung, Verschriftlichung, Rechtsnutzung, Alltag und Ökonomie, Gemeinde und Familie. Mit der Erfassung aller Lebensbereiche von Christen und Juden schafft es neue Grundlagen für das Verständnis der Geschichte der Juden und der damit eng verbundenen christlich-jüdischen Beziehungen sowie der Geschichte der Christen während des europäischen Mittelalters. Das Forschungsvorhaben nimmt eine wichtige Transferfunktion in der Vermittlung des Wissens zur Geschichte der Juden ein, indem die verständlich aufbereiteten Daten nicht nur der akademischen Forschung und Lehre zur Verfügung stehen, sondern auch in Schulunterricht und Erwachsenenbildung sowie in der heimatkundlichen Forschung genutzt werden können.

Das nachfolgend skizzierte Projekt will der materialbasierten Grundlagenforschung dienen und reiht sich damit auf seinem Gebiet ein in die vor allem von den Monumenta Germaniae Historica sowie der Regesta Imperii begründete große Tradition.

2 Vorgeschichte des Projekts

Im Zuge der Mitwirkung des Projektleiters Alfred Haverkamp am dritten Band des 1903 von deutsch-jüdischen Wissenschaftlern initiierten und wegen der Schoah abgebrochen und 1955 zunächst in Israel wieder aufgenommenen Standardwerks „Germania Judaica“ entstand ab 1973 am Trierer Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte ein Forschungsschwerpunkt zur mittelalterlichen Geschichte der Juden. Dieser mündete 1996 in die Gründung des „Arye Maimon-Instituts für Geschichte der Juden“. Die dort im Laufe von über drei Jahrzehnten angelegte umfangreiche Sammlung verfilmter Archivalien und publizierter Quellen bildete die materielle Ausgangsbasis für die Entwicklung des Projektantrags. Die Projektidee ist erwachsen aus den Arbeiten an dem 2002 publizierten dreibändigen Kartenwerk „Geschichte der Juden im Mittelalter von der Nordsee bis zu den Südalpen“ (hg. v. Alfred Haverkamp). Im Rahmen der kartographischen Erfassung jüdischer Siedlungen im mittelalterlichen Reich westlich einer etwas nördlich von Stade über Nürnberg weiter nach Süden reichenden Linie haben sich erhebliche Forschungslücken offenbart, die vornehmlich auf unzureichender Quellenerschließung resultierten. Während der Westen und Südwesten des Reiches dabei vor allem durch die Trierer Arbeiten bis dahin gut erschlossen waren, gingen die Forschungen in den weiteren Regionen der Altsiedellande nur selten über die Erkenntnisse von „Germania Judaica“ hinaus. In den Gebieten östlich der Elbe bestanden sogar eklatante Forschungslücken, da in den ehemaligen Ostblockstaaten die Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte nicht zuletzt aufgrund des politischen Gegensatzes zu Israel bis 1990 geradezu verpönt war.

Am Trierer Arye Maimon-Institut, der einzigen wissenschaftlichen Einrichtung in Deutschland mit einem Schwerpunkt in der mittelalterlichen Geschichte der Juden, bestanden ideale Voraussetzungen, ein derart ambitioniertes Projekt anzugehen: eine in Deutschland einzigartige Spezialbibliothek und umfangreiche Literaturdatenbank, die bereits angesprochene reichhaltige Quellensammlung, die vor Ort vorhandene einschlägige Kompetenz sowie die Möglichkeit der Zusammenarbeit zum einen mit weiteren am Institut verfolgten Drittmittelprojekten und zum anderen mit den zahlreichen interdisziplinären und internationalen Kooperationspartnern des Instituts in West- und Mitteleuropa sowie insbesondere in Israel.

3 Untersuchungsraum und -zeitraum

3.1 Untersuchungsraum

Das Untersuchungsgebiet orientiert sich im Wesentlichen an dem historisch und kulturell vielgestaltigen Geltungsbereich des römisch-deutschen Reiches im Spätmittelalter. Unter den aktuellen europäischen Nationalstaaten werden darin außer der Bundesrepublik Deutschland (mit Ausnahme der zum mittelalterlichen Bistum Schleswig gehörigen Gebiete) auch folgende benachbarte oder nahe gelegene Staaten ganz oder teilweise einbezogen: Belgien, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Italien, Österreich, Slowenien, Tschechien und Polen. Aufgrund der Stabilität kirchlicher Verwaltungsorganisationen markieren nicht die sich häufig ändernden weltlichen Herrschaftsbereiche, sondern Diözesangrenzen den Untersuchungsraum des Projekts nach außen, aber auch die Abgrenzungen verschiedener räumlicher Arbeitsbereiche innerhalb des Vorhabens. Das Projekt umfasst die sieben mittelalterlichen Kirchenprovinzen Köln, Mainz, Trier, Salzburg, Hamburg-Bremen, Magdeburg und Prag. Hinzu kommen noch die Bistümer Basel und Lausanne der Kirchenprovinz Besançon sowie das Bistum Breslau der Kirchenprovinz Gnesen. Letzteres war im Mittelalter explizit nicht Bestandteil des römisch-deutschen Reiches, bildete aber nach seinem sukzessiven Übergang an Böhmen im zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts einen Landesteil der böhmischen Krone. Dies rechtfertigt unserer Auffassung nach die Aufnahme des Bistums Breslau in das Projekt im Unterschied etwa zum Deutschordensland, das erst im 18. Jahrhundert dem Reichsgebiet eingegliedert wurde. Nicht berücksichtigt wurden vor allem aus arbeitsökonomischen Erwägungen die zum Reichsgebiet zählenden Gebiete des Patriarchats Aquileja.

Innerhalb des Vorhabens sind die einzelnen Arbeitsbereiche vorwiegend räumlich gegliedert. Daneben gibt es einige wenige quellenspezifisch orientierte Teilcorpora. Diese wurden aufgrund ihrer Bedeutung oder wegen der Quantität an Daten zu einem bestimmten Quellenkonglomerat aus den räumlich orientierten Teilcorpora ausgegliedert, so bspw. das Kölner Judenschreinsbuch, das Martyrologium des Nürnberger Memorbuchs, die Rothenburger Stadt- und Landgerichtsbücher oder jüdische Siegel. Die räumliche Ordnung orientiert sich, wie oben erwähnt, fast ausschließlich an Bistumsgrenzen dahingehend, dass ein Teilcorpus entweder ein einzelnes Bistum (bspw. Konstanz, Worms) oder mehrere Diözesen umfasst (bspw. „Norddeutsche Bistümer“: Osnabrück, Bremen-Hamburg, Lübeck, Ratzeburg, Schwerin, Verden und Hildesheim).

Ausnahmen davon bilden lediglich Teilcorpora, deren Bearbeitung schon weit fortgeschritten war, ehe die konzeptionelle Orientierung an den Bistumsgrenzen endgültig fixiert wurde. Zu nennen ist hier vor allem die Markgrafschaft Brandenburg. Deren räumliches Gefüge nimmt im Wesentlichen auf den weltlichen Herrschaftsbereich der Markgrafen Bezug. Darauf mussten entsprechend die Zuschnitte aller angrenzenden Teilcorpora Rücksicht nehmen. Dies führte auch dazu, dass vom Bearbeitungsraum „Erzbistum Mainz“ der östlich von Leine und Werra gelegene Abschnitt dem Teilcorpus „Thüringen/Sachsen“ zur Bearbeitung zugeschlagen wurde. Im Süden wurde der im Wesentlichen südlich des Bodensees gelegene Teil des Bistums Konstanz ausgegliedert; dieser wird gemeinsam mit den übrigen zur heutigen Schweiz zählenden Teilen des Untersuchungsraums bearbeitet. Im Westen gehört das östlich des Rheins gelegene Gebiet des Erzbistums Köln zum Teilcorpus „Westfalen“, dasjenige westlich des Rheins zum Teilcorpus „Niederrhein/Niederlande“. Die Stadt Köln bildet ein eigenes Teilcorpus. Diesem sind auch sämtliche Belege zu erzstiftisch-kölnischen Juden zugeordnet, die sich nicht eindeutig Orten in Westfalen oder am Niederrhein zuweisen lassen. Neben Köln bilden aufgrund der Materialfülle auch die Städte Nürnberg, Rothenburg o. d. T. und Frankfurt a. M. (mit der Wetterau) eigene Teilcorpora.

Unabhängig von der Bearbeitung in Teilcorpora lassen sich alle Datensätze über dieselben Suchanfragen ermitteln.

3.2 Untersuchungszeitraum

Das Projekt schließt zeitlich an das veraltete, aber als Materialsammlung immer noch unverzichtbare Werk von Julius Aronius (Regesten zur Geschichte der Juden im fränkischen und deutschen Reiche bis zum Jahre 1273, Berlin 1887–1902) an. Den Abschluss bildet die Vertreibung der Juden aus Rothenburg des Jahres 1520 im Nachgang der einen tiefen Einschnitt im Leben der deutschen Juden bildenden Ausweisung der Juden aus Regensburg im Jahre 1519. Mit Letzterer enden auch das Standardwerk „Germania Judaica 3“ und das von Alfred Haverkamp herausgegebene dreibändige Kartenwerk zur „Geschichte der Juden im Mittelalter von der Nordsee bis zu den Südalpen“.

Zeitlich ist das Projekt in vier Arbeitsphasen aufgegliedert (1273–1347, 1348–1390, 1391–1437 und 1438–1520). Das Ende des Jahres 1347 bietet sich als ein Einschnitt an sowohl wegen des Todes Kaiser Ludwigs des Bayern und des dadurch begünstigten Herrschaftswechsels zu Karl IV. als auch wegen der Tatsache, dass die Pestpogrome im folgenden Jahr einsetzten. Viele Dokumente aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stehen in einem engen Zusammenhang mit diesen flächendeckenden Verfolgungen. Als weitere zeitliche Einschnitte für die nachfolgenden Arbeitsphasen dienen die Jahre 1390 (Einsetzen der lokalen und regionalen Vertreibungen in Mitteleuropa und zweite Judenschuldentilgung König Wenzels) und 1438 (Beginn der Regierung König Albrechts II. aus dem Hause der Habsburger).

4 Projektarbeit

4.1 Aufnahme der Daten in die Projektdatenbank

Die Abfassung der Regesten und Editionen erfolgt nach projektspezifischen Richtlinien, die in Anlehnung an die großen Editionsprojekte „MGH“ und „Regesta Imperii“ entwickelt wurden. Seit Spätherbst 2006 werden die Daten in das auf die Bedürfnisse des „Corpus-Projekts“ angepasste Erfassungssystem FuD („Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem“) eingegeben. Dieses Datenbanksystem wurde vom „Trierer Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften“ (Trier Center for Digital Humanities) entwickelt. Seit 2015 ist der permanente Betrieb dieser virtuellen Forschungsumgebung für Geistes- und Sozialwissenschaften durch die Einrichtung des Service Centers eSciences an der Universität Trier gewährleistet, indem eine dauerhafte und zuverlässige Weiterentwicklung des Software-Systems durch individuelle Lösungen für alle beteiligten Projekte garantiert wird.

In die Datenbank eingeben werden in Form eines Regests nach Autopsie des Originals bzw. der relevanten Abschrift(en) zeitlich und räumlich fixierbare Schriftzeugnisse mit historisch unmittelbar verwertbaren Informationen, die bereits zuverlässig ediert sind. Bislang nicht oder fehlerhaft edierte, aber auch sehr entlegen publizierte Schriftquellen werden im Volltext auf Grundlage der handschriftlichen Überlieferung veröffentlicht, annotiert und kommentiert. Beide Vorgehensweisen betreffen sowohl lateinische und volkssprachliche als auch hebräische Quellen. Hebräischen Volltexten werden deutsche Übersetzungen beigefügt, um sie Forschung und Lehre zugänglich zu machen. Nicht in Gänze wiedergegeben werden – auch wenn bislang nicht ediert – Quellen, von denen sich nur eine oder wenige Passage(n) auf Juden beziehen (bspw. Stadtrechte mit nur einem oder wenigen Juden betreffenden Paragraphen oder topographische Angaben). In diesen Fällen werden innerhalb des Regests nur die relevanten Textstellen ediert. Dies gilt auch für formelhafte Quellenbelege (bspw. Schadenklauseln).

In der Regel wird jeder Quellenbeleg in einem separaten Datensatz erfasst. Ausnahmen davon bilden vor allem serielle Quellen, bei denen mehrere Einträge desselben Tages oder – falls nicht mit Tagesdatum versehen – eines weiteren Zeitraums zusammengefasst werden, um den inhaltlichen Kontext zu wahren. Ebenso werden auch Grabsteine jeweils eines Friedhofs, die lediglich aufgrund äußerer Merkmale auf ein halbes oder ein Jahrhundert datiert werden können, in einem entsprechenden Datensatz vereint.

Ein wesentliches Charakteristikum des Projekts ist die möglichst umfassende Einbeziehung von seriellen Quellen, die in der bisherigen Forschung zumeist nicht beachtet wurden. Dabei handelt es sich wiederum um einen vielfältigen Quellentypus, zu dem insbesondere Rechnungs , Bürger , Acht- und Gerichtsbücher gehören. Aus den darin einschlägigen Belegen ergeben sich zahlreiche neue Einblicke in das jüdische Alltagsleben und in die Rahmenbedingungen jüdischer Existenz innerhalb der christlichen Umwelt. Sie bieten daher wesentliche Ergänzungen zu den stärker auf Normen ausgerichteten oder von subjektiven Einstellungen bestimmten Quellengattungen. Innovativ ist auch der Umstand, dass hebräische Rückvermerke auf lateinischen und volkssprachlichen Urkunden hier erstmals systematisch berücksichtigt werden. Häufig liefern diese zusätzliche, nicht im Urkundentext enthaltene zeitgenössische Informationen. Darüber hinaus lassen sie Rückschlüsse auf Aufbewahrungsort und -art zu und ermöglichen dadurch zuweilen auch die Rekonstruktion jüdischer Familien- oder Gemeindearchive.

Das Spektrum der nichtjüdischen Überlieferung innerhalb des Vorhabens wird komplettiert durch die Berücksichtigung von historisch verwertbaren Zeugnissen zur Geschichte der Juden in weiteren Literaturgattungen. Dazu gehören Gedichte, Romane oder Epen, die je nach Länge und Bedeutung in Auszügen oder Zusammenfassungen präsentiert werden. Da theologische und kanonistische ebenso wie halachische Kompendien nur in seltenen Fällen regional und zeitlich zugeordnet werden können, erhalten diese in der Regel keine eigenen Einträge, doch werden sie in den Kommentaren herangezogen.

Die beigefügten Kommentare bieten ergänzende Informationen zu Besonderheiten der jeweiligen Quelle und ihrer Überlieferung sowie gegebenenfalls Querverweise auf thematisch zugehörige Datensätze.

4.2 Personelle Ausstattung und Trägerschaft

Von 2006 bis 2019 fungierte die Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz als Träger des am Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden an der Universität Trier angesiedelten Forschungsprojekts. Seit 2020 führt das Institut die Arbeiten in Eigenregie – zurzeit mit ehrenamtlich Mitwirkenden – fort. Die Website wird weiterhin von der Akademie in Mainz gehostet, technisch allerdings nicht auf dem neuesten Stand gehalten, da für in absehbarer Zeit auslaufende sowie bereits ausgelaufene Projekte keine Gelder zur Verfügung stehen. Daher wird in absehbarer Zeit ein Umzug der Website nach Trier erfolgen, wo diese dann vom Trier Center for Digital Humanities gehostet wird.

Der Projektarbeit kommen noch immer die Synergieeffekte zu Gute, die sich aus dessen Anbindung an das Arye Maimon-Institut ergeben.

Zudem bestehen weiterhin intensive Kontakte zu den Kooperationspartnern des Projekts: Dr. Eva Doležalová, Leiterin des „Department of Medieval History“ der Akademie der Wissenschaften zu Prag, Prof. Elisheva Baumgarten vom „Department of Jewish History and Contemporary History“ der Hebräischen Universität Jerusalem, Prof. Simcha Emanuel vom „Department of Talmud and Halakha“ der HU Jerusalem, PD. Dr. Eveline Brugger und PD Dr. Birgit Wiedl vom „Institut für jüdische Geschichte Österreichs“ in St. Pölten, Prof. Dr. Lucia Raspe vom „Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte“ an der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Elisabeth Hollender vom „Seminar für Judaistik“ der Goethe-Universität Frankfurt und Prof. Dr. Eva Haverkamp vom „Historischen Seminar“ der LMU München.

5 Ausblick

Grundlage des Langzeitprojekts ist die problemorientierte Forschung zur Geschichte der Juden. Die Erschließung der Quellen und deren Präsentation in der Edition sind unmittelbar mit der Forschung verknüpft. Damit wird zugleich eine qualitativ neue Basis für die Erforschung der Geschichte der Juden in den zentralen Landschaften Mitteleuropas geschaffen. Dadurch erhält zugleich die vergleichende europäische Geschichte für ein Vierteljahrtausend ein festes Fundament mit aussichtsreichen religionsübergreifenden Perspektiven.

Das Langzeitprojekt bietet die realistische Chance, der noch immer viel zu geringen Berücksichtigung der Rolle der Juden in der bisherigen Geschichtswissenschaft entgegenzuwirken. Es ist begründet davon auszugehen, dass es wesentliche neue Erkenntnisse über die langwährende grundlegende und bis zur Gegenwart aktuelle Bedeutung der Beziehungen zwischen den beiden monotheistischen Religionen in lokalen, regionalen und kulturräumlichen Bezügen für die Geschichte bietet. Ebenso berechtigt ist die Aussicht, dass es sich nachhaltig positiv auf die akademische Lehre, den Schulunterricht und insgesamt auf die Öffentlichkeit auswirkt.